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Die Galerie der Nachtigallen

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Titel: Die Galerie der Nachtigallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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wenn er es tat, ein
wenig vergiftete. Lange dürfte es nicht gedauert haben. Die
Gifte, die Ihr von dem Apotheker bekommen hattet, waren stark. Sir
Thomas fühlte sich vielleicht unwohl, das waren die ersten
Symptome; er ließ das Schachbrett stehen und legte sich ins
Bett, wo er starb.      
    Am nächsten
Morgen kamt Ihr in die Kammer, und Ihr trugt Handschuhe, weil Ihr
wußtet, daß Ihr das Gift nun selbst würdet
berühren müssen. Aber Ihr brauchtet Zeugen, denn Ihr
wolltet keinen Zweifel daran lassen, daß Brampton der
Schuldige war. Deshalb betrat Sir Richard mit Euch das Zimmer, und
auch andere Mitglieder des Haushaltes waren dabei. Und wie jeder,
der eine Tür aufbricht und unverhofft auf einen Toten
stößt, versammelten sie sich um die Leiche.
Währenddessen habt Ihr die Schachfigur entfernt, den
Weinbecher vergiftet und wieder auf den Tisch gestellt. Nun sah es
so aus, als hätte der Becher den Tod gebracht, und die Schuld
gab man Brampton.«
    Inzwischen hatte der
Priester seine Geistesgegenwart wiedergefunden. »Das ist ja
unmöglich!« rief er. »Wie konnte ich denn wissen,
daß Sir Thomas die Schachfiguren berühren würde,
nachdem er sich zur Nacht zurückgezogen
hatte?«
    »Oh, aber Ihr
wußtet es sehr wohl«, warf Cranston ein. »Ihr
wußtet es - das habt Ihr selbst zugegeben. Ihr habt gesagt,
Sir Thomas habe während des ganzen Banketts nur an das Spiel
denken können. Und die einzigen Menschen, die den Becher
angerührt haben, waren Brampton, Sir Thomas und Ihr selbst.
Erst danach wurde das Gift darin entdeckt.« »Und
vermutlich bin ich auch für den Mord an Brampton
verantwortlich? «
    »Jawohl.«
Jetzt spann Cranston den Faden weiter. »Mein braver
Secretarius hier, mein getreuer Schreiber, hat festgestellt,
daß Brampton wahrscheinlich in seine Kammer ging, als das
Bankett begonnen hatte. Er war gekränkt, weil Sir Thomas ihm
vorwarf, in seinen Privatpapieren herumgeschnüffelt zu haben.
Natürlich hatte nicht Brampton das getan. Sondern Ihr. Doch darauf kommen wir
später. Wahrscheinlich habt Ihr Brampton mit einer Droge
betäubt.« »Mit einer Droge betäubt!«
fauchte der Priester. »Brampton war nicht betäubt. Das
ist Unsinn!«
    Er blickte in die
Runde, aber Athelstan sah, daß die anderen begannen, sich von
dem Priester zurückzuziehen. Oberrichter Fortescue starrte
unverwandt auf die Tischplatte. Gaunt hatte den Mund zu einem
Lächeln verzogen. Der junge König hörte wie gebannt
zu. Cranston schüttelte den Kopf. »Lügen hat keinen
Sinn, Mörder«, schnappte er. »Ihr wußtet,
daß Brampton an diesem Tag viel getrunken hatte. Das hat uns
ein Diener erzählt. Und Ihr, Lady Isabella - habt Ihr nicht
berichtet, Euer Gemahl habe sein bestes Faß Bordeaux
geöffnet, und Ihr hättet Brampton einen Becher davon als
Friedensangebot hinaufgeschickt?«
    »Ja«,
murmelte sie. »Nein! Ich habe den Becher
hinaufgeschickt«, sie deutete auf den Priester, »aber
eingeschenkt habt Ihr ihn, Pater Grispin. Ja, es war Eure Idee.
Eine Betäubungsdroge!« rief sie aus.
    »In dieser
Nacht«, fuhr Athelstan fort, »als alle anderen im Hause
sich hingelegt hatten, ging Pater Grispin hinauf zu Brampton. Ihr
seid ein kräftiger junger Mann, Crispin. Brampton war klein
und leicht, und er wohnte im zweiten Stock des Hauses, nicht weit
von der Stiege zum Dachboden. Ihr habt ihn von seinem Bett
aufgehoben und auf den Speicher geschleppt. Dort habt Ihr ihn halb
auf den Tisch gesetzt, ihm die vorbereitete Schlinge um den Hals
gelegt und ihn dann hängen lassen - Gott sei seiner Seele
gnädig! Aber eine Zeitlang wußte der arme Brampton noch,
daß er zu Tode gewürgt wurde. Seine Finger krallten sich
in den Strick, doch es half nichts. Er erstickte, und seine Seele
floh in die Dunkelheit, ohne das Bußsakrament empfangen zu
haben.«
    Athelstan trat zu dem
Priester und blieb vor ihm stehen. »Ihr seid voller
Todsünden«, sagte er leise. »Eure Seele ist rot
wie Scharlach und verwundet. Ihr habt diesen Mann getötet,
aber Ihr habt einen Fehler gemacht. Warum hätte Brampton ohne
Stiefel auf den Dachboden steigen sollen? Und hätte er sie
getragen, so hätte er sie in seinen Todeszuckungen
abgeschüttelt.« Athelstan beugte sich hinunter, bis sein
Gesicht kaum eine Handbreit von dem Pater Crispins entfernt war.
»Aber nehmen wir an, er wäre doch ohne Stiefel
hinaufgegangen. In der Dachkammer war es schmutzig und auf dem
Boden lagen Glasscherben - aber Bramptons bloße
Fußsohlen waren, selbst nachdem er

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