Die Gamnma Option
Bestes.«
Der Chef des Mossad, Isser, beriet sich mindestens einmal am Tag, oftmals jedoch noch häufiger, mit dem israelischen Premierminister. Aufgrund der Sicherheitsprobleme, die Issers Geheimidentität aufwarf, trafen sie sich jedoch nur selten persönlich. Der Kopf des Mossad brauchte eine gewisse Anonymität, um seine Pflichten wahrzunehmen, und ging diesbezüglich niemals ein Risiko ein, wenn es sich vermeiden ließ.
Heute ließ es sich nicht vermeiden. Isser hatte um ein persönliches Gespräch gebeten, und der Premierminister war so klug, ihn nicht nach dem Grund zu fragen. Sie trafen sich im Arbeitszimmer des älteren Mannes in dessen Haus. Er hatte am Vormittag ein Unwohlsein vorgetäuscht, um jede Aufmerksamkeit zu vermeiden, und Isser wartete bereits auf ihn, als er durch die Tür trat. Sein weißes Haar war ungekämmt und struppig, und er trug seinen Bademantel. Die Krankheit mochte ein Vorwand gewesen sein, doch Isser war betroffen, wie seine Schultern eingefallen waren und wie alt und zerbrechlich er aussah.
»Setzen Sie sich lieber«, riet der Mossad-Chef.
»Mir geht es überhaupt nicht schlecht, wissen Sie noch? Das ist nur eine Tarnung, falls jemand durchs Schlüsselloch spähen sollte.«
»Das bedeutet aber nicht, daß es Ihnen noch gut geht, nachdem Sie mich angehört haben.«
Der Premierminister machte es sich in einem Ledersessel bequem, und Isser legte einen Kassettenrecorder auf den Tisch vor ihm. Er drückte auf den Abspielknopf und erklärte, worum es sich handelte, während er darauf wartete, daß die Stimmen aus Teheran die seine ersetzten. »Das hat mich vor ein paar Stunden von unserem Team erreicht, das Hassani beschattet. Es spricht für sich selbst.«
Wie auf ein Stichwort erklang General Amir Hassanis Stimme. Er begrüßte die Delegierten in der Bibliothek, und Isser spulte das Band zu der Stelle voran, bei der die Diskussion interessant wurde. Der Premierminister lauschte gebannt, und schließlich klaffte sein Mund auf. Als General Hassani geendet hatte, schaltete Isser das Gerät aus.
»Die ›Delegierten‹ wurden nicht namentlich genannt, aber ich habe ihre Stimmen erkannt. Ich kenne sie, nicht wahr, Isser?«
»Sieben der größten Feinde unserer Nation.«
»Und sie haben sich zusammengefunden, um unsere Vernichtung zu planen.«
Isser nickte. »Hassani hat ihren Fanatismus in Ehrgeiz verwandelt. Ein ehrgeiziger Mensch kann ein viel gefährlicherer Feind sein.«
Der Premierminister erhob sich aus seinem Sessel, schritt nervös zum Fenster und dann wieder zurück. »Mein Gott, könnte das wirklich stimmen?«
»Sie haben das Band gehört. Wir haben keine Wahl – wir müssen davon ausgehen, daß sie es ernst meinen.«
»Eine Invasion, die dem Einsatz dieser … Waffe folgen soll. Um was für eine Waffe handelt es sich, Isser?«
»Meine Männer haben nicht die geringste Ahnung. Sie haben das Band gehört. Anscheinend haben auch die Delegierten zum ersten Mal davon erfahren.« Isser zögerte und überlegte kurz. »Hassani benimmt sich seltsam, seitdem er an die Macht gekommen ist. Er verschwindet manchmal für Tage oder gar für Wochen. Erst jetzt können wir Schlußfolgerungen ziehen, daß dieses Verschwinden in direktem Zusammenhang mit seinem Versuch, die militante arabische Welt zu einigen, und mit dieser Superwaffe steht.«
»Eine Bande von Verrückten!«
»Die jederzeit an unseren Grenzen aufmarschieren können.«
»Jeden konventionellen Angriff können wir abwehren, doch anscheinend hat General Hassani noch etwas in der Hinterhand.«
»Sehr wahrscheinlich«, stimmte Isser zu. »Und Sie gehen ganz recht damit, unser Problem auf den General selbst zu beschränken.«
Der Premierminister kehrte zu seinem Sessel zurück und ließ sich hineinfallen; das massige Möbelstück schien ihn zu verschlucken. »Fahren Sie fort.«
»Das Tonband besagt, daß sie ihr nächstes Treffen an unserem Unabhängigkeitstag abhalten werden. Dementsprechend würde ich vorschlagen, daß wir die Operation Feuersturm vorzeitig einleiten.«
»Die alten Mistkerle werden niemals damit einverstanden sein.«
»Wir lassen ihnen einfach keine Wahl. Wir haben ihrem bizarren Plan nur unter der Bedingung zugestimmt, daß die letzte Kontrolle darüber uns vorbehalten wird. Ich schlage vor, daß wir sie nun ausüben.«
»Leichter gesagt als getan. Die alten Männer haben alles auf die Minute genau geplant. Und Sie vergessen, mein Freund, daß wir der Operation Feuersturm hauptsächlich
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