Die Gamnma Option
verstanden? Teheran!«
»Ich habe Sie verstanden, Daniel. Es besteht kein Grund zum Schreien.«
»Was, wenn sie die Wahrheit kennt? Was, wenn sie den wahren Kern unseres Plans kennt? Was, wenn sie herausgefunden hat, daß …«
»Sie weiß gar nichts! Sie kann unmöglich derartige Schlußfolgerungen gezogen haben.«
»Aber sie ist noch da draußen und stellt eine Gefahr dar.«
»Sie ist nicht das Problem, Daniel. McCracken ist das Problem.« Rasin hielt inne. »Wir müssen natürlich davon ausgehen, daß er gefunden hat, was er suchte.«
»Ja.«
»Dann ist sein nächster Zug offensichtlich. Wir müssen seine Fragen voraussehen und ihn dort ergreifen, wo es Antworten auf diese Fragen gibt. Ja … Ja.«
»Und dann?«
»Schicken Sie unsere beiden Frauen nach Amerika. Diesmal sollten sie ihn eliminieren. Wir dürfen keinen Fehler mehr machen, Daniel«, sagte Rasin. »Keinen einzigen Fehler mehr.«
16
»Morgen, Hank«, sagte McCracken zu der Gestalt, die auf den Stufen des Lincoln Memorial saß. Und als Belgrade sich erheben wollte, bedeutete Blaine ihm, sitzen zu bleiben. »Diese Formalitäten sind unter Freunden überflüssig. Außerdem wollen wir doch nicht, daß der Inhalt dieser Akten unter deinem Bein vom Winde verweht wird, oder?«
»Großer Gott, McCrackensack«, erwiderte Belgrade in seinem breiten Südstaatendialekt. »Hoffentlich ist die Sache wirklich so wichtig, wie du es behauptest.«
»Wie viele Terroristen habe ich dir schon auf dem Präsentierteller überreicht, alter Kumpel? Damit sind wir quitt.«
»Trotzdem, wenn sie mir den Arsch aufreißen, möchte ich gern glauben, daß es die Sache wert war.«
»Ich kenne kein Händepaar, das stark genug wäre, dir den Arsch aufzureißen, Hank.«
McCracken war am Dienstagabend in Washington eingetroffen und hatte zuerst einmal dem dringenden Bedürfnis nach einer ausgedehnten Dusche nachgegeben. Dann hatte er sich vom Zimmerservice eine Mahlzeit bringen lassen, und danach fühlte er sich so weit gestärkt, daß er Hank Belgrade aus dem Bett holen konnte. Das Telefonat mit seinem alten Freund, der nun als Verbindungsmann zwischen dem Außen- und dem Verteidigungsministerium fungierte und die schmutzige Wäsche beider Abteilungen waschen mußte, hatte nicht sehr lange gedauert. Belgrade hatte keine Fragen gestellt, doch Blaine hatte an seiner Stimme erkannt, daß die Art der gewünschten Informationen ihn doch sehr verblüffte.
Als Blaine schließlich einschlief, träumte er von Matthew, wie er den Jungen zum ersten Mal gesehen hatte, als er an der Seitenauslinie des Rugbyfelds entlanglief. In seinem Traum wurde Blaine vor Stolz ganz warm, und er spürte nicht mehr die beißende Kälte dieses feuchten Tages. Doch dann schlug der Traum um, und er stand an der Seitenauslinie und suchte nach Matthew, ohne ihn unter den anderen Jungen ausmachen zu können. Und dann stand John Neville plötzlich neben ihm, den Kopf in einem bizarren Winkel verdreht. Blut lief aus seinen Mundwinkeln, und er schien nicht zu wissen, daß er tot war.
Laß mich in Ruhe, wollte Blaine der Leiche in dem Traum zurufen. Es war nicht meine Schuld!
Doch er wußte nicht genau, was oder wen er damit meinte. Als er schließlich erwachte, war es draußen noch dunkel, und er schwitzte trotz der niedrigen Temperatur in dem voll klimatisierten Hotelzimmer und der Decke, die er bis zum Kinn hochgezogen hatte. Er duschte noch einmal, diesmal kalt, setzte sich dann ans Fenster und schaute in die Stille der Nacht über Washington hinaus.
Auf dem Stuhl schlief er wieder ein, und die allmählich durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen erwärmten ihn. Um acht Uhr riß ihn der bestellte Weckruf endgültig aus dem Schlaf. Er duschte und hatte sich kaum abgetrocknet, als der Zimmerservice mit dem am Abend zuvor bestellten Frühstück kam. Danach besorgte er sich in einem nahegelegenen Kaufhaus neue Kleidung.
Um Punkt zehn Uhr setzte ihn ein Taxi vor der Vietnam-Gedenkstätte ab, und unwillkürlich zog es ihn zu dem schwarzen Granitblock hin. Die Männer seiner Einheit, die den Krieg nicht überlebt hatten, waren hier nicht einmal genannt, so geheim war ihre Mission gewesen. Niemand durfte auch nur erfahren, daß sie gefallen waren. Wie bedeutungslos wirkte angesichts dessen doch ihr Tod. Blaine ging an den Zetteln vorbei, die man in die Ritzen des Steins geschoben hatte, und an den Blumen, die am Fuß der Mauer lagen. Er warf einen letzten Blick zurück auf den dunklen Stein und ging dann
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