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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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getötet wurden?«
    »Nein, die, die mir die Comics geschenkt und mir Englisch beigebracht haben. Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
    »Sag irgend etwas auf Englisch zu mir.«
    Kourosh' Miene wirkte plötzlich verschmitzt. »Was willst du hören?« fragte er in besserem Englisch, als sie es für möglich gehalten hätte.
    »Irgendwas.«
    Schon ein paar Sätze reichten aus, um ihren Verdacht zu bestätigen, auch wenn sie sich noch keinen Reim darauf machen konnte. Sie war gut in Sprachen, hatte eine natürliche Begabung, sie zu erlernen und Klang und Betonungen zu erkennen. Daher war sie völlig sicher, daß Kourosh sein Englisch von Israelis gelernt hatte!
    »Wie viele Studenten waren es?« unterbrach sie ihn.
    »Oh, viele. Und alle haben Ungerechtigkeit und Armut gehaßt.«
    »Und du hast sie erst kennengelernt, als …«
    »Ich weiß nicht mehr. Vor sechs Monaten, vielleicht auch vor neun. Ich habe sie durch die anderen in der Plastikfabrik kennengelernt.«
    »Aber du hast sie in letzter Zeit nicht mehr gesehen?«
    »Nein, sie sind nicht mehr da. Sie haben sich immer in einem Gebäude nicht weit von hier getroffen, aber es ist jetzt leer. Es sieht dort so aus, als wäre nie jemand dort gewesen.«
    Evira hörte ihn kaum. Hier wurde ein geradezu klassischer Trick ausgespielt. Die aufrührerischen Zellen in Teheran waren von Israelis infiltriert worden.
    Worüber bin ich hier gestolpert? Israelis, die sich in Teheran als Studenten ausgeben?
    Eine große Gruppe, die sich in dieser Gegend niedergelassen hatte und dann wieder aufgebrochen war. Möglicherweise waren einige davon zurückgeblieben.
    »Willst du nicht deine Überraschung sehen?« fragte Kourosh.
    Sie nickte, und er fuhr damit fort, das braune Packpapier auseinanderzureißen, bis er den Inhalt des Päckchens vorsichtig hochheben und ihr zeigen konnte.
    »Was hältst du davon?«
    Sie sah ihn sprachlos an, denn er hatte ihr damit Zugang zum Palast und zu Hassani verschafft.
    Kourosh hielt die Uniform einer Palastbediensteten hoch.
    Die beiden Frauen näherten sich der schweren Vordertür des Backsteinhauses in Falmouth, England, ohne zu befürchten, gesehen zu werden. Das Haus lag viel zu abseits, als daß die Nachbarn Probleme bereiten konnten, und es hielt sich auch kein unerwarteter Besucher hier auf. Das hätte eine von ihnen bestimmt gespürt.
    Die kleinere der beiden ging voran, die größere sicherte mit der gefährlichen Geschmeidigkeit einer Dschungelkatze nach hinten. Sie war außerordentlich groß für eine Frau, knapp zwei Meter, ohne die Stiefel, die sie stets trug. Sie bewegte sich geräuschlos, sah man einmal von dem leisen Knistern ihrer hautengen Lederhosen und des dazu passenden Lederblousons ab. Ihr Haar war kurz und im Punkstil geschnitten; einzelne Strähnen standen in alle Richtungen ab. Das Haar der kleineren Frau war ganz kurz geschnitten; sie trug einen einfachen Rock und einen grünen Pullover und sah wie ein Schulmädchen aus. Ihr ständiges Lächeln wirkte so falsch wie das ständige Stirnrunzeln der größeren Frau echt wirkte.
    Die Tür öffnete sich, als die beiden Frauen gerade die Treppe hinaufzusteigen begannen.
    »Was habt ihr hier zu suchen?« Es war die verwirrte Stimme des arabischen Nachrichtenhändlers Mohammed Fett.
    »Wir wollen den Jungen holen«, sagte die kleinere Frau.
    »Ach, Tilly«, entgegnete Fett, »da kommt ihr zu spät. Er wurde vor zwei Tagen in das andere Versteck gebracht.«
    »In das andere Versteck«, echote die größere.
    »Auf wessen Befehl?« fragte Tilly.
    »Auf Rasins Befehl natürlich.«
    Tilly drehte sich zu der großen Gestalt in der schwarzen Ledermontur um. »Lace, hast du das gehört?«
    »Sehr bedauerlich«, sagte Lace. Sie trat vor, bis sie neben Tilly stand.
    »Was ist los?« fragte Fett.
    »Rasin hat uns geschickt«, erwiderte Lace. »Wir sollen den Jungen töten.«
    »Was?« rief Fett verblüfft, und dann begriff er, was geschehen sein mußte. »Evira! Das muß Eviras Werk sein! Natürlich! Sie hat … Aber ich weiß, wohin er gebracht wurde. Ich werde es euch sagen.«
    Lace schüttelte den Kopf. »Dort wird er auch nicht mehr sein.«
    »Du hättest nicht so unvorsichtig sein dürfen«, fügte Tilly hinzu.
    »Ich bringe das in Ordnung«, versicherte Fett ihnen und trat auf die Veranda hinaus. »Ich alarmiere meine Leute. Man wird den Jungen finden, ganz bestimmt.«
    »Ja«, sagte Lace, und ihre Hände schossen von ihren Hüften hoch und legten sich um Fetts Kopf.

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