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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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befahl ich, und die sich bewegenden Lippen begannen zu sprechen – seltsam, schrill, hoch, aber in einem durchaus verständlichen Englisch.
    »… von der Hauptstation, ja. Das sind ungefähr sieben Siebentage – Wochen, meine ich. Ich komme oft her.«
    » Wie denn, Herrgott noch mal?« Ich konnte den Sprecher nicht sehen, aber es war eine männliche Stimme ohne Akzent: Paul Hall.
    »In einem Schiff, versteht sich. Habt ihr kein Schiff? Die Toten Menschen sprechen nur davon, dass man mit Schiffen fliegt; ich kenne keinen anderen Weg.«
    »Unglaublich«, sagte Essie über meine Schulter. Sie wich zurück, ohne den Blick vom Holotank abzuwenden, und kam mit einem Frotteemantel, um ihn mir über die Schultern zu werfen; dann zog sie ebenfalls einen an. »Was kann ›Hauptstation‹ sein?«
    »Wenn ich das wüsste. Harriet?«
    Die Stimmen im Tank wurden leiser, und die Stimme meiner Sekretärin sagte: »Ja, Mr. Broadhead?«
    »Wann ist er angekommen?«
    »Vor ungefähr siebzehn Komma vier Minuten, Mr. Broadhead. Zuzüglich Übertragungszeit von der Nahrungsfabrik, versteht sich. Entdeckt wurde er von Janine Herter. Sie schien keine Kamera bei sich zu haben, sodass wir nur den Ton empfingen, bis jemand von den anderen Angehörigen des Teams erschien.« Sofort, als sie verstummte, wurde die Stimme der Gestalt im Tank wieder laut; Harriet ist ein sehr gutes Programm, eines der besten von Essie.
    »… mir Leid, wenn ich mich unanständig benommen habe«, sagte der Junge gerade.
    Nach einer Pause war der alte Peter Herter zu vernehmen.
    »Lass das doch, Mensch. Sind auf dieser Hauptstation noch andere Leute?«
    Der Junge spitzte die Lippen.
    »Das«, meinte er philosophisch, »würde davon abhängen, wie man ›Person‹ definiert, nicht? Im Sinne eines lebenden Organismus unserer Art, nein. Am nächsten kommen die Toten Menschen.«
    Eine Frauenstimme … Dorema Herter-Hall.
    »Hast du Hunger? Brauchst du irgendetwas?«
    »Nein, wozu?«
    »Harriet? Was war das mit dem unanständigen Benehmen?«, fragte ich.
    Harriets Stimme klang zögernd.
    »Er, äh, hat sich zum Orgasmus gebracht, Mr. Broadhead. Vor Janine Herters Augen.«
    Ich konnte nicht anders – ich fing an zu lachen.
    »Essie«, sagte ich zu meiner Frau, »ich glaube, du hast sie ein bisschen zu damenhaft gemacht.« Aber das war es nicht, worüber ich lachte. Es war die unübersehbare Ungereimtheit des Ganzen. Ich hatte … alles Mögliche erwartet. Alles, nur das nicht: einen Hitschi, einen Raumpiraten, Marsmenschen – weiß der Himmel was, aber nicht einen geilen Jüngling.
     
    Hinter mir scharrten Stahlklauen, dann sprang etwas auf meine Schulter.
    »Runter mit dir, Putzi«, zischte ich.
    »Lass ihn ein bisschen am Hals schnüffeln. Er geht schon wieder«, sagte Essie.
    »Er ist nicht sauber«, knurrte ich. »Können wir ihn nicht loswerden?«
    » Na, na, galubka «, sagte sie beschwichtigend und tätschelte meinen Kopf, als sie aufstand. »Du willst doch medizinischen Vollschutz, nicht? Putzi gehört dazu.« Sie küsste mich und ging hinaus, während ich über das nachdachte, was alle möglichen kleinen, aber unangenehmen Regungen in mir hervorrief. Einen Hitschi zu sehen! Das hatten wir ja nun nicht erwartet – aber was, wenn doch?
    Als die ersten Venus-Erforscher die Spuren entdeckten, die von den Hitschi hinterlassen worden waren – leuchtende, blauwandige, leere Tunnels, spindelförmige Höhlen –, war das ein Schock. Ein paar Gegenstände – ein weiterer Schock –, was war das alles? Da waren die Metallgebilde, die jemand »Gebetsfächer« nannte (aber beteten die Hitschi wirklich, und wenn, dann zu wem?). Da waren die glühenden kleinen Kügelchen, »Feuerperlen« genannt, doch sie waren keine Perlen und brannten auch nicht. Dann fand jemand den Gateway-Asteroiden, was den größten Schock hervorrief, weil er an die zweihundert funktionierende Raumschiffe enthielt. Nur konnte man sie nicht steuern. Man konnte einsteigen und losfliegen …
    Ich kannte mich diesbezüglich aus. Ich hatte solche Schocks bei meinen drei armseligen Flügen erlebt – nein, zwei armselige. Und dann ein schrecklicher, unarmseliger. Er hatte mich reich gemacht und mir jemanden geraubt, den ich liebte, und was ist daran armselig?
    Und seither hatten die Hitschi – seit einer halben Jahrmillion tot, nicht einmal ein geschriebenes Wort hinterlassend, um mitzuteilen, was sie trieben – unsere ganze Welt durchdrungen. Es gab nichts als Fragen und kaum

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