Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
meine Frau am Leben erhielten. Die Welt war mir weit vorausgeeilt. Ich konnte nicht alles aufnehmen. Essie. Ich hatte immer noch nicht ganz begriffen, dass Essie achtundvierzig Stunden zuvor tot gewesen war. Aus. Schluss. Nicht mehr am Leben. Ohne medizinischen Vollschutz und sehr viel Glück wäre ich jetzt dabei gewesen, den Anzug für ihre Beerdigung herauszusuchen.
Und im Inneren meines Kopfes gab es eine kleine Minderheit von Gehirnzellen, die das begriffen und dachten, na ja, weißt du, vielleicht, nur vielleicht , wäre es insgesamt praktischer gewesen, wenn man sie nicht ins Leben zurückgeholt hätte.
Das hatte nichts damit zu tun, dass ich Essie liebte , dass ich sie sehr liebte, dass ich ihr nichts als Gutes wünschte, dass ich einen Schock erlitten hatte, als ich von ihrem Unfall erfuhr. Die Minderheitsfraktion in meinem Gehirn sprach nur für sich selbst. Jedes Mal, wenn die Frage auftauchte, stimmte eine donnernd laute Mehrheit dafür, Essie zu lieben.
Ich war nie so ganz sicher gewesen, was das Wort »Liebe« bedeutet. Vor allem wenn es sich auf mich selbst bezog. Kurz vor dem Einschlafen überlegte ich mir, ob ich Albert anwählen und ihn bitten sollte, es zu erklären. Aber ich tat es nicht. Albert war dafür das falsche Programm, und mit dem richtigen wollte ich nicht anfangen.
Die Zusammenfassungen liefen ein, und ich verfolgte, was sich mit der Nahrungsfabrik tat, wobei ich mir vorkam wie ein Anachronismus. Vor einigen Jahrhunderten trafen die weltumspannenden Mächte England und Spanien Entscheidungen in einem Abstand von ein, zwei Monaten zu den aktuellen Ereignissen. Keine Telegramme, keine Satelliten. Ihre Befehle gingen auf Segelschiffen hinaus, und die Antworten gingen ein, wann sie dazu imstande waren. Ich wünschte mir das auch. Die fünfzig Tage Gesamtübertragungszeit zwischen uns und den Herter-Halls erschienen wie eine Ewigkeit. Hier saß ich in Gent, und Andy Jackson verprügelte die Briten, Wochen nachdem der Krieg in New Orleans zu Ende gegangen war. Natürlich hatte ich augenblicklich Befehle hinausgeschickt, wie sie sich zu verhalten hätten. Welche Fragen sie Wan stellen sollten. Welche Versuche sie zu unternehmen hätten, die Nahrungsfabrik von ihrem Kurs abzubringen. Und fünftausend astronomische Einheiten entfernt taten sie, was ihnen gerade einfiel, und bis meine Befehle eintrafen, hatten sich alle Fragen erledigt.
In dem Maß, wie Essie gesundete, hob sich auch meine Stimmung. Ihr Herz arbeitete von selbst. Ihre Lunge versorgte sie mit Atemluft. Man entfernte die Druckkugel, und ich konnte Essie berühren und ihre Wange küssen, und sie begann sich für das, was ringsum vorging, zu interessieren. Sie hatte es die ganze Zeit getan; als ich sagte, es sei zu bedauerlich, dass sie ihre Konferenz versäumt hätte, grinste sie mich an.
»Alles auf Band, lieber Robin. Ich habe es abspielen lassen, während du beschäftigt warst.«
»Aber du hast deinen Vortrag nicht halten können.«
»Meinst du? Warum denn nicht? Ich habe für dich ein ›Robinette Broadhead‹-Programm geschrieben. Hast du nicht gewusst, dass ich auch eines habe? Die Tagung setzte ein großes Hologerät ein, und S. Ya. Laworowna-Broadhead gab in Gestalt einer Projektion ihren ganzen Text zum Besten. Unter beträchtlichem Beifall. Ich beantwortete sogar Fragen«, prahlte sie, »indem ich mir dein Albert-Programm ausborgte; verkleidet, versteht sich.«
Sie ist ja wirklich eine erstaunliche Person, was ich immer schon wusste. Der Haken dabei ist, dass ich das von ihr erwarte, und als ich mit ihrem Arzt sprach, holte er mich auf den Boden. Er war auf dem Weg zurück in die Klinik, und ich fragte ihn, ob ich sie mit heimnehmen dürfe. Er zögerte und starrte mich durch die blauen Kontaktlinsen an.
»Ja, das würde schon gehen«, meinte er. »Aber ich bin nicht sicher, dass Sie begriffen haben, wie schwer ihre Verletzungen sind, Mr. Broadhead. Im Moment baut sie lediglich einige Kraftreserven auf. Sie wird sie brauchen.«
»Ja, das weiß ich, Doktor. Es wird noch eine Operation nötig sein …«
»Nein. Nicht eine, Mr. Broadhead. Ich glaube, Ihre Frau wird die nächsten Monate im Operationssaal und in der Rekonvaleszenz verbringen. Und ich möchte nicht, dass Sie davon ausgehen, alles sei schon gelaufen«, ermahnte er mich. »Ein Risiko besteht bei allem, und sie hat Schweres vor sich. Wir haben sie nach einem Herzstillstand gerettet. Ich garantiere nicht dafür, dass das jedes Mal der Fall sein
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