Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
wird.«
Ich ging also eher geknickt zu Essie hinein. Die Schwester stand an ihrem Bett, und die beiden verfolgten Essies Bandaufzeichnungen von der Computertagung auf ihrem Schirmgerät. Da Essies Schirm mit dem großen vollholographischen Gerät in meinem Zimmer verbunden war, leuchtete in der Ecke ein kleines, gelbes Lämpchen, das mich meinte. Harriet hatte mir etwas mitzuteilen. Das hatte Zeit; wichtig wurde es erst, wenn das Lämpchen zu flackern begann und rot wurde, und im Augenblick stand Essie auf meiner Dringlichkeitsliste obenan.
»Sie können uns eine Weile allein lassen, Alma«, sagte Essie. Die Schwester warf einen Blick auf mich und zuckte die Achseln zu einem »Warum nicht?«, also ließ ich mich auf dem Stuhl am Bett nieder und griff nach Essies Hand.
»Es ist schön, dich wieder berühren zu können«, sagte ich.
Essies Stimme klingt tief und heiser, wenn sie leise in sich hineinlacht. Ich war froh, das zu hören.
»In ein paar Wochen kannst du mehr berühren«, meinte sie. »Inzwischen ist Küssen nicht verboten.«
Also küsste ich sie natürlich – so fest, dass ihre Messgeräte offenbar reagierten, weil die Tagschwester den Kopf zur Tür hereinsteckte, um festzustellen, was los sei. Sie unterbrach uns aber nicht. Wir taten das von selbst. Essie hob die rechte Hand – die linke lag immer noch in Gips – und strich sich die dunkelblonden Haare mit den andersfarbigen Strähnen aus dem Gesicht.
»Sehr schön«, sagte sie kritisch. »Willst du erfahren, was Harriet zu sagen hat?«
»Nicht unbedingt.«
»Stimmt nicht«, sagte sie. »Ich sehe, du hast mit Doktor Ben gesprochen, und er hat dir gesagt, du sollst lieb zu mir sein. Aber das bist du immer, Robin, nur merkt es nicht jeder.« Sie grinste mich an und drehte den Kopf zum Schirm. »Harriet!«, rief sie. »Robin ist hier!«
Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, dass mein Sekretariatsprogramm auf die Befehle meiner Frau ebenso reagierte wie auf meine. Mir war aber auch nicht bekannt gewesen, dass Essie sich mein Wissenschaftsprogramm ausborgen konnte. Vor allem, ohne dass ich etwas davon merkte. Als Harriets heiteres Gesicht den Bildschirm ausfüllte, sagte ich zu ihr: »Wenn es etwas Geschäftliches ist, höre ich es mir später an – außer, es ist dringend.«
»O nein, nichts dergleichen«, erwiderte Harriet. »Aber Albert will unbedingt mit Ihnen sprechen. Er hat gute Nachrichten von der Nahrungsfabrik.«
»Das machen wir im Nebenzimmer«, begann ich, aber Essie legte ihre freie Hand auf meine.
»Nein, hier, Robin. Mich interessiert das auch.«
Ich bat Harriet also weiterzumachen, und Alberts Stimme meldete sich. Sein Gesicht tauchte nicht auf.
»Sehen Sie sich das an«, sagte er, und der Bildschirm zeigte so etwas wie ein altes amerikanisches Familienporträt. Einen Mann und eine Frau – eigentlich doch nicht –, ein männliches und ein weibliches Wesen, nebeneinander stehend. Sie hatten Gesichter und Arme und Beine, und die Frau besaß Brüste. Beide trugen verfilzte Bärte und hatten lange, geflochtene Haare, und sie waren bekleidet mit Wickelkleidern in der Art von Saris, auf denen Farbpunkte die triste Kleidung auflockerten.
Ich hielt den Atem an. Die Bilder hatten mich überrascht.
Albert erschien in der unteren Ecke des Bildschirms.
»Sie sind nicht ›echt‹, Robin«, sagte er. »Das sind einfach Nachbildungen, aufgrund Wans Beschreibungen vom Schiffscomputer geschaffen. Der Junge behauptet aber, sie wären ziemlich ähnlich.«
Ich schluckte und schaute mich nach Essie um. Ich musste erst meine Atmung unter Kontrolle bringen, bevor ich fragen konnte: »Sehen so … sehen so die Hitschi aus?«
Er zog die Brauen zusammen und kaute an seinem Pfeifenstiel. Die Gestalten auf dem Bildschirm drehten sich feierlich um sich selbst, als führten sie einen langsamen Volkstanz vor, damit wir sie von allen Seiten sehen konnten.
»Es gibt einige Abweichungen von der Norm, Robin. Zum Beispiel die berühmte Frage nach dem Hitschi-Hintern. Wir haben einige Hitschi-Möbel, etwa die Sessel vor den Steuerkonsolen in ihren Raumschiffen. Aus diesen wurde der Schluss gezogen, dass das Hitschi-Gesäß nicht dem menschlichen entspricht, weil es Platz für ein langes, pendelndes Gebilde zu geben scheint, vielleicht für einen gespaltenen Leib wie bei einer Wespe, unter dem Becken und zwischen den Beinen hängend. Davon ist im computererzeugten Abbild nichts zu sehen. Aber … denken Sie an Wilhelm von Occam,
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