Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
mehr wogen als zwei, drei Pfund; hätte jemand versucht, Walzer oder Polka zu tanzen, wäre er davongeflogen. Man begnügte sich also mit diesen berührungslosen Oberschultänzen, die erfunden zu sein scheinen, damit vierzehnjährige Jungen nicht zu steil zu den vierzehnjährigen Mädchen hinaufschielen müssen, mit denen sie tanzen. Man blieb mit den Füßen vorwiegend am Platz, und Kopf, Arme, Schultern und Hüften gingen, wohin sie wollten. Ich bin für Berührung. Aber man kann nicht alles haben. Ich tanze jedenfalls gern.
Ich sah Sheri auf der anderen Seite, mit einer älteren Frau, die ihr Proktor zu sein schien, und tanzte einmal mit ihr.
»Wie gefällt es dir denn bis jetzt?«, schrie ich aus vollem Hals, um die Tonbandmusik zu übertönen. Sie nickte und schrie etwas zurück, ich könnte nicht sagen, was. Ich tanzte dann mit einer unförmigen Farbigen, die zwei blaue Armspangen trug, hierauf wieder mit Sheri, dann mit einem Mädchen, das Dane Metschnikow mir anhängte, anscheinend, weil er sie loswerden wollte, zuletzt mit einer großen, markant aussehenden Frau mit den schwärzesten, buschigsten Brauen, die ich je unter einer weiblichen Frisur gesehen hatte. (Sie trug das Haar zurückgebunden zu zwei Pferdeschwänzen, die hinter ihr in der Luft schwebten.) Auch sie trug zwei Armspangen. Und zwischen den Tänzen trank ich.
Es gab Tische, aber die waren für Gruppen von acht oder zehn Leuten gedacht; solche Gruppen gab es jedoch nicht. Die Leute saßen, wo sie wollten, und nahmen einander die Plätze weg, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob der Besitzer zurückkam oder nicht. Eine Weile saß ein halbes Dutzend Besatzungsmitglieder in brasilianischem Marineweiß bei mir und unterhielt sich auf Portugiesisch. Eine Zeit lang setzte sich auch ein Mann mit einem goldenen Ohrring zu mir, den ich nicht verstehen konnte. (Ich begriff aber ziemlich gut, was er meinte.)
Dieses Problem gab es die ganze Zeit über, während ich auf Gateway war. Es besteht immer. Gateway hört sich an wie eine internationale Konferenz nach dem Zusammenbruch der Simultan-Dolmetscheranlage. Es gibt eine Art Hilfssprache, die man viel hört, Fetzen aus einem Dutzend verschiedener Sprachen, bunt zusammengewürfelt, wie: ›Ecoutez, gospodin, tu es verrückt.‹ Ich tanzte zweimal mit einer der Brasilianerinnen, einem mageren, dunkelhäutigen, kleinen Mädchen mit Hakennase und schönen braunen Augen, und versuchte ein paar schlichte Worte zu sagen. Vielleicht verstand sie mich. Einer der Männer, mit denen sie beisammen war, sprach gut Englisch und stellte sich und die anderen vor. Ich verstand keinen der Namen außer seinem: Francesco Hereira. Er spendierte mir ein Glas und ließ mich eine Runde für den Tisch bezahlen, dann begriff ich, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte: bei dem Trupp, der uns nach der Ankunft durchsucht hatte.
Während wir darüber sprachen, beugte Dane sich herüber und knurrte mir ins Ohr: »Ich gehe spielen. Adieu – außer Sie wollen unbedingt mitkommen.«
Es war nicht die herzlichste Einladung, aber der Lärm in der ›Blauen Hölle‹ wurde immer ärger. Ich folgte ihm deshalb und entdeckte neben der ›Blauen Hölle‹ ein komplettes Spielkasino mit Kartentischen, Poker, einem Zeitlupen-Roulette mit einer großen, schweren Kugel, Würfeltischen, wo die Würfel eine Ewigkeit brauchten, bis sie zum Stillstand kamen, und sogar einem abgeteilten Bakkarat-Bereich. Metschnikow ging zu den Blackjack-Tischen und trommelte mit den Fingern auf die Rückenlehne eines besetzten Stuhles. Schließlich bemerkte er, dass ich mitgegangen war.
»Oh.« Er schaute sich im Saal um. »Was wollen Sie spielen?«
»Hab’ alles gespielt«, sagte ich mit ein wenig verwaschener Sprache. Prahlerei war auch dabei. »Vielleicht etwas Bakkarat.«
Er sah mich an, zuerst mit Respekt, dann belustigt.
»Fünfzig sind der Mindesteinsatz.«
Auf meinem Konto standen noch fünf- oder sechstausend Dollar. Ich zuckte die Achseln.
»Fünfzigtausend, meine ich«, sagte er.
Mir blieb die Luft weg. Als er hinter einen Spieler trat, dessen Jetons zur Neige gingen, sagte er zerstreut: »Sie können beim Roulette für zehn Dollar mitmachen. Bei den meisten anderen Spielen sind hundert Dollar der Mindesteinsatz. Ach, irgendwo muss es noch einen Zehndollar-Spielautomaten geben.« Er sprang zu einem leeren Stuhl, und das war das Letzte, was ich von ihm sah.
Ich schaute kurze Zeit zu und bemerkte, dass das Mädchen mit den schwarzen
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