Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
wollte sich die Vorstellung einfach nicht verflüchtigen.
Ich war unruhig beim Abendessen, als Wilma gegangen war, und als ich den Kaffee hereinbrachte, hatte Essie sich vor dem offenen Kamin zusammengerollt, sehr flott in der Stretchhose, und kämmte sich die langen Haare. Sie sah zu mir auf und sagte: »Wird vermutlich nicht geschehen, Robin, weißt du.«
»Wie kannst du so sicher sein? In diese Raumschiffe sind fünfzehntausend Hitschi-Ziele einprogrammiert. Wir haben davon überprüft, na … wie viele? Weniger als hundertfünfzig, und eines davon war der Hitschi-Himmel. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit gibt es hundert andere dieser Art anderswo, und wer will behaupten, dass nicht ein solches Ding zu ihnen rast, um den Hitschi mitzuteilen, was wir jetzt treiben?«
»Lieber Robin«, sagte sie, drehte den Kopf und rieb sich die Nase an meinem Knie, »trink deinen Kaffee. Von statistischer Mathematik verstehst du nichts, und wer will außerdem behaupten, dass sie uns etwas tun wollten?«
»Sie würden es gar nicht zu wollen brauchen! Ich weiß, was geschehen würde, verdammt! Das ergibt sich von selbst. Es ist das, was mit den Tahitianern, den Tasmaniern, den Eskimos, den Indianern geschehen ist – was immer passierte, während der ganzen Geschichte. Ein Volk, das es mit einer überlegenen Kultur zu tun bekommt, wird vernichtet. Niemand will das. Es kann einfach nicht überleben!«
»Immer, Robin?«
»Ach, komm schon!«
»Nein, im Ernst«, sagte sie. »Gegenbeispiel: Was geschah, als die Römer auf Gallier stießen?«
»Sie haben sie niedergeworfen, das passierte!«
»Richtig. Nein, fast richtig. Aber wer hat ein paar hundert Jahre später wen besiegt, Robin? Die Barbaren eroberten Rom, Robin.«
»Ich rede nicht von Eroberung! Ich rede von einem rassischen Minderwertigkeitskomplex. Was geschieht mit irgendeiner beliebigen Rasse, die in Berührung mit einer klügeren Rasse kommt?«
»Nun, unter verschiedenen Umständen verschiedene Dinge, Robin. Die Griechen waren klüger als die Römer, Robin. Die Römer hatten nie eine neue Idee, es sei denn die, zu bauen oder Menschen zu töten. Die Römer störte das nicht. Sie nahmen Griechen sogar in ihre Häuser auf, damit sie ihnen alles über Dichtung und Geschichte und Wissenschaft beibrachten. Als Sklaven. Lieber Robin«, sagte sie, stellte ihre Kaffeetasse ab und kam heran, um sich zu mir zu setzen, »Weisheit ist eine Art Rohstoff. Sag doch, wen fragst du, wenn du Informationen brauchst?«
Ich dachte eine Weile nach.
»Na, meistens Albert«, gab ich zu. »Ich verstehe schon, was du meinst, aber das ist etwas anderes. Es ist die Aufgabe eines Computers, in bestimmten Dingen mehr zu wissen und schneller zu denken als ich. Dafür ist er da.«
»Genau, lieber Robin. So viel du sehen kannst, bist du nicht vernichtet worden.« Sie rieb ihre Wange an der meinen und richtete sich auf. »Du bist unruhig«, entschied sie. »Was möchtest du tun?«
»Was gibt es für Möglichkeiten?«, fragte ich und berührte sie, aber sie schüttelte den Kopf.
»Das meine ich nicht, jedenfalls nicht jetzt. Willst du PV sehen? Ich habe eine Aufzeichnung von den Nachrichten heute Abend, als du mit Wilma Pläne geschmiedet hast, und da sieht man, wie deine lieben Freunde ihre alte Heimat besuchen.«
»Die Alten in Afrika? Hab’ ich heute Nachmittag gesehen.« Irgendein örtlicher Manager hatte es für sinnvolle Reklame gehalten, den Alten die Schlucht von Olduvai zu zeigen. Den Alten gefiel es nicht besonders – sie verabscheuten die Hitze, schnatterten gereizt miteinander über die Impfungen, die sie über sich hatten ergehen lassen müssen, schätzten die Reise im Flugzeug nicht. Aber sie machten Schlagzeilen. Das Gleiche taten Paul und Lurvy, derzeit in Dortmund, um ein Mausoleum zur Erinnerung an Lurvys Vater einzurichten, sobald seine Überreste von der Nahrungsfabrik zurückkamen. Das Gleiche tat Wan, der als »Junge vom Hitschi-Himmel« durch Auftritte im PV reich wurde; das Gleiche tat Janine, der es großartig gefiel, ihre Gesangsstar-Brieffreunde endlich persönlich kennen zu lernen. Das Gleiche tat ich. Wir waren alle reich an Ruhm und Geld. Was die anderen damit anfangen würden, wusste ich nicht. Aber was ich wollte, wurde endlich klar.
»Hol einen Pulli, Essie«, sagte ich. »Gehen wir spazieren.«
Wir schlenderten hinunter zum eiskalten Wasser und hielten Händchen.
»Es schneit ja«, teilte Essie mit und blickte zu der Kuppel siebenhundert Meter über
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