Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
dem Spiel. Wissen Sie, wie viel Broadheads Reingewinn beträgt? Eine Menge, sogar viel mehr als meiner.« Dann sagte er mit der betont herzlichen, kumpelhaften Art, die unter Geldleuten üblich ist: »Es könnten natürlich für Sie Schwierigkeiten auftreten, während über die Sache entschieden wird. Gestatten Sie mir, dass ich ein kleines Darlehen von meinem Konto auf Ihres überweise – einen Augenblick …« Er machte die notwendigen Eintragungen auf seiner Kontokarte. »So, das hätten wir. Viel Glück!«
Da stand nun meine verlorene Liebe, Gelle-Klara Moynlin, noch verlorener als vorher, ehe man sie gefunden hatte. Sie kannte Gateway gut. Aber das Gateway, das sie kannte, gab es nicht mehr. Ihr Leben hatte einen Herzschlag übersprungen, und alles, was sie kannte oder an dem ihr gelegen hatte, an dem sie interessiert gewesen war, hatte die Veränderungen eines Drittels eines Jahrhunderts mitgemacht, während sie wie eine verzauberte Prinzessin im Wald die Zeit verschlafen hatte. »Viel Glück!«, hatte Wan ihr gewünscht. Aber worin bestand das Glück für eine schlafende Schöne, deren Prinz eine andere geheiratet hatte? »Ein kleines Darlehen«, hatte Wan gesagt. Es stellte sich heraus, dass er es auch so gemeint hatte. Zehntausend Dollar. Genug, um ihre Rechnungen ein paar Tage lang zu bezahlen – und danach?
Es müsste aufregend sein, dachte Klara, mehr über die Tatsachen herauszufinden, wegen derer Leute wie sie ihr Leben gelassen hatten. Sobald sie ein Zimmer gefunden und etwas gegessen hatte, machte sie sich auf den Weg zur Bibliothek. Dort gab es nicht mehr die Spulen mit Magnetbändern. Alles war jetzt auf einer Art Hitschi-Gebetsfächer der zweiten Generation gespeichert. (Gebetsfächer! Also so sahen die Dinger aus!) Klara musste einen Angestellten mieten, der ihr beibrachte, wie man sie benutzte. (»Bibliotheksdienste à $ 125/Std., $ 62,50« stand auf ihrem Datenbon.) War es das wert?
Zu Klaras unangenehmer Überraschung – nicht wirklich. So viele Fragen beantwortet! Aber merkwürdigerweise so wenig Freude über die Antworten.
Als Klara noch ein Gateway-Prospektor wie alle anderen war, entschieden diese Fragen buchstäblich über Leben und Tod. Was bedeuteten die Symbole auf den Steuerinstrumenten der Hitschi-Schiffe? Welche Einstellung bedeutete Tod? Welche Belohnung? Jetzt gab es die Antworten, vielleicht nicht vollständig – es gab immer noch keinen brauchbaren Hinweis für die Beantwortung der großen, Schauder einflößenden Frage, wer die Hitschi eigentlich waren. Dafür gab es tausende und abertausende von Antworten, ja sogar Antworten auf Fragen, die man vor dreißig Jahren noch gar nicht hätte stellen können, weil man nicht genug wusste.
Aber die Antworten machten ihr nicht viel Spaß. Die Fragen verloren an Dringlichkeit, wenn man wusste, dass die Antworten hinten im Buch standen.
Nur bei einer Gruppe von Fragen waren die Antworten für Klara interessant. Und diese Gruppe betraf – ich weiß es genau – mich.
Robinette Broadhead? Aber sicher. Über ihn war viel gespeichert. Ja, er war verheiratet. Ja, er lebte und sogar sehr gut. Unverzeihlicherweise schien er auch rundum glücklich zu sein. Beinahe ebenso schlimm – er war alt. Er war natürlich nicht schrumpelig und hinfällig, sondern hatte noch volles Haar und ein faltenloses Gesicht, aber das verdankte er nur dem medizinischen Vollschutz, dem niemals versagenden Spender von Gesundheit und Jugend für die, welche es sich leisten konnten. Robinette Broadhead konnte sich offensichtlich alles leisten. Aber trotzdem war er älter geworden. Sein Hals war eindeutig dicker geworden, und das Selbstvertrauen beim Lächeln, das ihr auf dem PV-Schirm entgegenstrahlte, hatte dem verängstigten, verstörten Mann gefehlt, der ihr einen Zahn ausgeschlagen und ewige Liebe geschworen hatte. Jetzt hatte Klara eine quantitative Angabe für das Wort »ewig«. Es umfasste einen Zeitabschnitt, der deutlich unter dreißig Jahren lag.
Ich kannte Gelle-Klara Moynlin nicht, als Robin romantische Beziehungen zu ihr unterhielt. Ja, ich hatte damals auch Robinette Broadhead noch nicht kennen gelernt, da er zu arm war, um sich ein so hoch entwickeltes DateneinhoIsystem wie mich leisten zu können. Obwohl ich physischen Mut nicht empfinden kann (da ich auch physische Angst nicht kenne), schätze ich ihren sehr hoch ein. Ihre Dummheit beinahe so hoch. Sie hatten keine Ahnung, was die ÜLG-Schiffe antrieb, die sie flogen. Sie wussten
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