Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
wird – wie es scheint – auf einen einzigen Punkt hin vorangetrieben: den gleichen wie vor dem Urknall.«
    »Und welcher war das?«, wollte Essie wissen.
    Er scharrte mit den Füßen. »Ich werde wirklich sehr nervös, Mrs. Broadhead«, beschwerte er sich.
    »Aber du kannst die Frage beantworten – hinsichtlich der allgemeinen Auffassung.«
    »An welchem Punkt, Mrs. Broadhead? Was man jetzt annimmt? Was man – sagen wir – vor den Tagen von Hawkins und den anderen Quantenleuten angenommen hat? Es gibt nur eine definitive Aussage über den Zustand des Universums in seinem Anfang, aber die ist religiös.«
    »Albert«, warnte Essie.
    Er lächelte leicht. »Ich wollte nur den heiligen Augustinus zitieren«, verteidigte er sich. »Als er gefragt wurde, was Gott tat, ehe er die Welt schuf, antwortete er, dass Gott die Hölle schuf für alle, die diese Frage stellten.«
    »Albert!«
    »Na ja, schon gut«, lenkte er leicht verärgert ein. »Man meint, dass sehr kurz vor dem Urknall – nicht später als der Bruch eins durch 10 43 einer Sekunde davor – Relativität nicht länger die Physik des Universums erklären kann und man daher eine Art ›Quantenkorrektur‹ vornehmen muss. Ich habe dieses Schuljungenquiz langsam satt, Mrs. Broadhead.«
    Ich habe Essie nicht oft schockiert gesehen. »Albert!«, rief sie noch einmal in einem anderen Ton. Nicht warnend, sondern erstaunt und beunruhigt.
    »Ja, Albert«, sagte er wütend. »Das ist der, den Sie geschaffen haben und der ich bin. Lassen Sie uns aufhören, bitte! Haben Sie die Güte zuzuhören! Ich weiß nicht, was vor dem Urknall passiert ist! Ich weiß nur, dass es jemanden gibt, der glaubt, es zu wissen, und alles kontrollieren kann. Das jagt mir große Angst ein, Mrs. Broadhead.«
    »Angst?«, fragte Essie verblüfft. »Wer hat ›Angst‹ in dein Programm aufgenommen, Albert?«
    »Sie, Mrs. Broadhead. Damit kann ich nicht leben. Und ich möchte nicht weiter darüber sprechen.«
    Und er blendete sich aus.
    Das hätte er nicht tun müssen. Er hätte unsere Gefühle schonen können. Er hätte vorgeben können, durch eine Tür abzugehen, oder hätte verschwinden können, wenn wir in die andere Richtung sahen. Er tat keines von beiden. Er löste sich einfach auf. Es war, als wäre er ein echtes menschliches Wesen, das einen Streit damit beendete, hinauszustürmen und wütend die Tür hinter sich zuzuknallen. Er war zu zornig, um auf sein Auftreten bedacht zu sein.
    »Er sollte eigentlich nicht so die Fassung verlieren«, sagte Essie bedrückt.
    Hatte er aber. Der Schock darüber war jedoch nicht so groß wie der, als wir entdeckten, dass der Bildschirm immer noch nicht auf Knopfdruck reagierte, ebenso wenig wie die Steuerung.
    Albert hatte beides blockiert. Wir steuerten mit steigender Geschwindigkeit auf etwas zu, von dem wir nicht wussten, was es war.

Das Telefon klingelte in Wans Schiff. Nun ja, es war kein richtiges Telefon, und es klingelte auch nicht. Es gab ein Signal, das anzeigte, dass jemand über ÜLG-Funk eine Nachricht an das Schiff sendete. »Aus!«, schrie Wan und wachte ungnädig aus seinem Schlaf auf. »Ich will mit niemandem reden!« Als er aber etwas wacher wurde, schaute er nicht mehr wütend, sondern verwirrt drein. »Es ist ausgeschaltet worden«, sagte er und blickte erstaunt auf das ÜLG-Funkgerät. Dann durchlief sein Gesichtsausdruck das ganze Spektrum der Gefühle bis zur Furcht.
    Ich glaube, was Wan mir weniger verhasst machte, war das Geschwür der Angst, das ständig an ihm fraß. Weiß der Himmel, er war ein brutaler Kerl. Er war übellaunig. Er war ein Dieb. Er kümmerte sich um nichts außer um sich selbst. Das heißt aber lediglich, dass er so war, wie wir alle einmal waren; nur dass wir durch Eltern, Spielkameraden, Schule und Polizei aus diesem Zustand heraussozialisiert wurden. Niemand hatte jemals Wan sozialisiert, und so war er immer noch ein Kind. »Ich will mit niemand reden!«, brüllte er und weckte Klara auf.
    Ich kann Klara sehen, wie sie damals war, da ich jetzt so viel erkennen kann, was verborgen war. Sie war müde, sie war gereizt und hatte von Wan mehr ertragen müssen, als man es einem Menschen zumuten kann. »Wird dir nichts anderes übrig bleiben, als zu antworten«, meinte sie. Wan warf ihr einen Blick zu, als ob sie den Verstand verloren hätte.
    »Antworten? Das werde ich auf keinen Fall tun! Das ist höchstens irgendein übereifriger Bürohengst, der sich beschwert, dass ich die pingeligen Vorschriften

Weitere Kostenlose Bücher