Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
nicht eingehalten habe …«
»Der sich beschwert, dass du das Schiff geklaut hast«, verbesserte sie ihn sanft und ging zum ÜLG-Funk hinüber. »Wie lautet deine Antwort?«, fragte sie.
»Sei nicht albern!«, schrie er sie an. »Warte! Stopp! Was machst du denn?«
»Ist das der Schalter?«, fragte sie. Sein Aufschrei war Antwort genug. Er sprang durch die winzige Kabine. Aber Klara war größer und stärker als er. Sie wehrte ihn ab. Das Zirpen des Signals hörte auf. Dann ging das goldene Licht aus. Wan entspannte sich plötzlich und lachte laut auf.
»Haha! Was bist du nur für ein Idiot! Ist gar keiner da!«, rief er.
Aber er irrte sich. Einen Augenblick lang kam ein Zischen aus dem Lautsprecher, dann verständliche Worte – zumindest beinahe verständliche. Eine schrille Stimme mit merkwürdiger Betonung war zu vernehmen:
»Iss fill euss niss ssaden.«
Klara musste ziemlich lange nachdenken. War es ein Fremder mit einem schrecklichen Sprachfehler, der sagen wollte: »Ich will euch nicht schaden?« Und warum würde er das sagen? Die Versicherung, nicht in Gefahr zu sein, zu einem Zeitpunkt, da man keinen Grund zu dieser Annahme hat, ist keineswegs beruhigend.
Wan schaute finster vor sich hin. »Was ist es?«, rief er schrill und fing an zu schwitzen. »Wer ist da? Was willst du?«
Es kam keine Antwort. Der Grund dafür war, dass der Kapitän sein gesamtes Vokabular aufgebraucht hatte und beschäftigt war, die nächste Mitteilung einzuüben. Für Klara und Wan allerdings hatte das Schweigen mehr Bedeutung als die Worte. »Der Schirm!«, rief Wan. »Blödes Weib, setz den Schirm ein, um rauszufinden, was das ist!«
Klara brauchte eine Weile, um die Armaturen zu bedienen. Sie hatte erst auf dieser Fahrt angefangen zu lernen, wie man mit dem Hitschi-Bildschirm umging, da zu ihrer Zeit niemand gewusst hatte, wie man das machte. Es zeichnete sich deutlich ein Schiff ab, ein großes. Das größte, das Klara je gesehen hatte, sehr viel größer als einer der Fünfer, die von Gateway aus gestartet waren. »Was … was … was …«, wimmerte Wan vor sich hin. Erst beim vierten Mal gelang es ihm herauszubringen: »Was ist das?«
Klara versuchte nicht, ihm zu antworten. Sie wusste es nicht. Sie hatte allerdings ihre Befürchtungen. Sie befürchtete, dass dies der Augenblick war, den jeder Gateway-Prospektor herbeigesehnt und vor dem er Angst gehabt hatte. Als der Kapitän mit seiner Einstudierung fertig war und seine nächste Mitteilung machte, war sie sicher.
»Iss ko-o-me an Bo-o-rd.«
An Bord kommen! Es war nicht unmöglich, dass ein Schiff an einem anderen bei voller Fahrt andockte, wie Klara wusste. Es war schon praktiziert worden. Aber kein Erdpilot hatte viel Erfahrung, ein solches Manöver auszuführen.
»Lass ihn nicht rein!«, schrie Wan. »Renn weg! Versteck dich! Mach irgendwas!« Er sah Klara voll Entsetzen an und sprang dann auf die Konsole zu.
»Sei kein Idiot!«, brüllte sie und warf sich dazwischen, um ihn aufzuhalten. Klara war eine kräftige Frau, konnte ihn aber jetzt kaum bändigen. Wahnwitzige Angst machte ihn stark. Er schlug nach ihr, sodass sie zurücktaumelte. Dann stürzte er sich heulend vor Angst auf die Instrumente.
Trotz des Schreckens über diese unerwartete Begegnung blieb in Klara noch Raum für eine andere bohrende Furcht. Sie hatte über Hitschi-Schiffe gelernt, dass man nie, nie versuchen durfte, den Kurs zu ändern, nachdem er einmal eingegeben war. Eine neuere Erkenntnis hatte das zwar jetzt möglich gemacht, wie sie wusste. Aber sie wusste auch, dass es keine leichte Sache war, sondern sorgsame Berechnung und Planung erforderte. Und Wan war für keines von beiden in der nötigen Verfassung.
Und trotzdem – es war ganz egal. Das große haifischförmige Schiff kam näher.
Ohne es zu wollen, sah Klara bewundernd zu, wie der Pilot des anderen Schiffes Kursveränderung und Geschwindigkeitszunahme ohne Schwierigkeiten abstimmte und anglich. Es war ein technisch faszinierender Vorgang. Wan erstarrte zur Salzsäule an den Instrumenten. Mit offenem Mund schaute er zu. Als das andere Schiff sich riesig über ihnen auftürmte und nach unten aus dem Blickfeld der Sensoren entschwand und als von der Luke des Landefahrzeuges ein kratzendes Geräusch erklang, schrie er vor Furcht auf und hechtete in die Toilette. Klara war allein, als sich die Bodenluke zum Landefahrzeug öffnete und zurückklappte. So kam es, dass Gelle-Klara Moynlin das erste menschliche Wesen war, das
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