Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Licht ausmachen, um einem zu zeigen, was dunkel heißt. Es gab kein Licht. Es gab nichts als ein verworrenes, entferntes Murmeln, welches das Pochen meines Blutes um Amboss und Steigbügel in meinen Ohren sein konnte.
Wenn ich Ohren hatte.
Und dann formte sich das Gemurmel zu einer Art Stimme, zu Worten, und von ganz weit weg kam die Stimme Albert Einsteins:
»Robin?«
Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie man sprach.
»Robin? Robin? Mein Freund, hörst du mich?«
»Ja«, rief ich – ich wusste nicht wie. »Ich bin hier!« – als ob ich gewusst hätte, wo »hier« war.
Eine lange Pause. Dann kam wieder Alberts Stimme, immer noch schwach, aber schon näher. »Robin«, sagte er und machte zwischen den Wörtern Pausen, als ob er zu einem Kleinkind spräche. »Robin. Hör zu. Du bist außer Gefahr.«
»Außer Gefahr?«
»Du bist außer Gefahr«, wiederholte er. »Ich blockiere für dich.«
Ich gab keine Antwort, hatte nichts zu sagen.
»Ich werde dich jetzt unterrichten, Robin«, fuhr er fort. »Schritt für Schritt. Hab Geduld, Robin! Bald wirst du in der Lage sein, zu hören, zu sehen und zu verstehen.«
Geduld? Ich konnte gar nichts anderes tun. Ich hatte keine andere Wahl, als geduldig alles hinzunehmen, während er mich unterrichtete. Ich vertraute dem alten Albert. Ich glaubte seinem Versprechen, dass er den Tauben das Hören und den Blinden das Sehen beibringen konnte.
Aber gab es eine Möglichkeit, den Toten beizubringen zu leben?
Die nächste kleine Ewigkeit möchte ich nicht unbedingt noch mal durchleben. Nach Alberts Zeitrechnung und jener der Cäsiumuhren, welche in den menschlichen Teilen der Galaxis den Takt angibt, dauerte es – sagt er – etwas über vierundachtzig Stunden. Nach seiner Zeit. Nicht nach meiner. Nach meiner dauerte es endlos.
Obwohl ich mich gut erinnern kann, entsinne ich mich an manche Dinge nur verschwommen. Nicht aus Unvermögen. Nein, aufgrund meines Willens und auch der Geschwindigkeit. Ich werde Ihnen das erklären. Der Austausch von Bits und Bytes im Kern eines Datenspeichers läuft sehr viel schneller ab als im organischen Leben, das ich zurückgelassen hatte. Er überdeckt die Vergangenheit mit Schichten neuer Daten. Und das ist auch gut so, müssen Sie wissen, denn je weiter mich diese grauenvolle Umformung von meinem »Jetzt« entfernt, desto lieber ist es mir.
Wenn ich auch nicht willig bin, mir einige der Anfangsdaten ins Gedächtnis zu rufen, bin ich doch bereit, mir einen Vorfall anzusehen, der bedeutend ist. Wie bedeutend? Bedeutend!
Albert behauptet, ich anthropomorphisiere. Wahrscheinlich tue ich das. Es schadet doch nichts, oder? Ich habe den Großteil meines Lebens in dem Morph eines Anthropos verbracht, und vertraute Gewohnheiten lassen sich nicht so leicht ablegen. Als Albert mich nun stabilisiert hatte und ich – ich schätze das einzig passende Wort ist »erweitert« – war, war ich das anthropomorphe menschliche Wesen, als das ich mich sah. Das beruhte allerdings auf der Annahme, dass das menschliche Wesen größer als Galaxien war, älter als die Sterne und so weise wie Milliarden von uns gemeinsam gelernt haben zu sein. Ich erblickte die Lokale Gruppe – unsere Galaxis und ihre unmittelbaren Nachbarn – als einen kleinen Klumpen in einem gerinnenden Meer aus Energie und Masse. Ich konnte das Ganze überschauen. Ich sah die Heimat, die Muttergalaxis und M-31 daneben; die Magellan’sche Wolke schmiegte sich daneben und all die anderen kleinen Wölkchen, Kügelchen, Büschel und Fläumchen aus streifigem Gras und Sternenschein. Und – das ist der anthropomorphe Teil – ich langte hinaus, um sie zu berühren und in meiner Hand zu halten und meine Finger hindurchgleiten zu lassen, als wäre ich Gott.
Ich war nicht wirklich Gott oder auch nur so weit gottähnlich, um wirklich irgendwelche Galaxien berühren zu können. Ich konnte überhaupt nichts berühren, da ich über nichts verfügte, womit ich etwas hätte berühren können. Es war alles eine Illusion und optische Täuschung, wie Albert, wenn er seine Pfeife ansteckte. Es war nichts da. Kein Albert und keine Pfeife.
Und ich auch nicht. Nicht wirklich. Ich war in der Ausführung nicht gottähnlich, weil ich keine greifbare Existenz besaß. Ich konnte weder Himmel und Erde erschaffen, noch sie zerstören. Ich konnte nicht einmal den kleinsten Teil davon auf irgendeine körperliche Art beeinflussen.
Aber ich konnte sie großartig betrachten. Von außen und innen. Ich
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