Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
konnte im Zentrum meines Heimatsystems stehen und schauen. Wenn ich an Masei 1 und 2 vorbeilugte, sah ich die Millionen und Abermillionen anderer Gruppen und Galaxien, die sich in ihrer gesprenkelten Unermesslichkeit hinaus bis zu den optischen Grenzen des Universums erstreckten, wo flüchtige Sternhaufen schneller entschwinden, als das Licht zurückkehren kann, um sie anzuzeigen … und noch weiter.
Eine Stimme drang in meine großartigen ewigen Träumereien: Alberts Stimme. »Robin, ist alles in Ordnung mit dir?«
Ich wollte ihn nicht anlügen. »Nein. Nicht mal annähernd!«
»Es wird besser werden, Robin.«
»Das hoffe ich«, sagte ich. »… Albert?«
»Ja?«
»Ich mache dir keine Vorwürfe, dass du durchgedreht hast«, erklärte ich, »wenn es das hier ist, was du zuvor durchgestanden hast.«
Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann die Spur eines glucksenden Lachens. »Robin«, entgegnete er, »du hast noch gar nicht gesehen, was mir den Verstand geraubt hat.«
Ich kann nicht sagen, wie lange das alles gedauert hat. Ich weiß nicht, ob die Auffassung von »Zeit« etwas bedeutete, da auf der elektronischen Ebene, auf der ich mich aufhielt, die Zeitskala eine ganz andere war. Viel Zeit wird verschwendet. Die gespeicherte elektronische Intelligenz arbeitet nicht so rationell wie die Maschinerie, mit der wir alle geboren werden. Ein Algorithmus ist kein guter Ersatz für eine Synapse. Andererseits laufen viele Dinge schneller ab da unten im Subpartikel-Land, wo die Femtosekunde eine Einheit ist, die man spüren kann. Man könnte sagen, dass ich irgendwo zwischen zehn- und zehntausendmal so schnell lebte, wie ich es gewohnt war.
Natürlich gibt es objektive Maße richtiger Zeit – damit meine ich Wahre-Liebe -Zeit. Essie beachtete die Minuten sehr sorgfältig. Alles in allem dauerte es über dreieinhalb Tage.
Für mich, in dieser Welt von Wirbeln, Zauber, Farben und verbotenen Orbits, in die ich für meine weitere Existenz überführt wurde – für mich, könnte man sagen, dauerte es ewig. Jedenfalls schien es mir so.
»Du musst lernen, deine Inputs und Outputs zu benutzen«, befahl mir Albert.
»Na super!«, rief ich dankbar. »Ist das alles? Meine Güte! Das klingt ja kinderleicht!«
Seufzen. »Ich bin froh, dass du deinen Sinn für Humor behalten hast«, sagte er. Und dann hörte ich noch: weil du ihn gottverdammt brauchen wirst! »Tut mir Leid, aber du wirst jetzt arbeiten müssen. Es ist nicht leicht für mich, auf diese Art einzukapseln …«
»Einzu… was?«
»Dich zu schützen, Robin«, antwortete er ungeduldig. »Deine Aufnahmefähigkeit zu vermindern, damit du nicht zu sehr unter Verwirrtheit und Gestörtheit zu leiden hast.«
»Albert?«, fragte ich. »Hast du den Verstand verloren? Ich habe das ganze Universum gesehen!«
»Du hast nur das gesehen, wozu auch ich Zugang habe, Robin. Das reicht nicht. Ich kann nicht für immer deinen Zugang kontrollieren. Du musst lernen, das selbst zu tun. Ich werde meinen Schutz für dich etwas reduzieren, wenn du so weit bist.«
Ich spannte meine Kräfte an. »Ich bin so weit!«
Aber ich hatte meine Kräfte nicht genug angespannt.
Sie glauben gar nicht, wie weh es tat. Die piepsenden, zwitschernden, keifenden und befehlenden Stimmen aller Inputs stürmten auf mich ein – das heißt auf die Orte einer nicht räumlichen Geometrie, die ich immer noch wild entschlossen für meine Ohren hielt. Es war eine Tortur. War es so schlimm, wie beim ersten Mal, als ich nackt allem auf einmal ausgesetzt war? Nein. Es war schlimmer. In diesem schrecklichen ersten Ansturm der Wahrnehmungen hatte mir etwas sehr geholfen: Ich hatte damals noch nicht gelernt, Klänge als Geräusche oder Schmerz als Schmerz zu identifizieren. Jetzt konnte ich das. Jetzt erkannte ich den Schmerz, als ich ihn spürte. »Bitte, Albert!«, schrie ich. »Was ist das?«
»Das sind nur die Datenspeicher, zu denen du Zugang hast, Robin«, beruhigte er mich. »Nur die Fächer an Bord der Wahren Liebe , plus Telemetrie plus ein paar Inputs von den Sensoren für das Schiff und die Mannschaft.«
»Mach, dass sie aufhören!«
»Kann ich nicht.« In seiner Stimme klang echtes Mitgefühl, obwohl ja gar keine Stimme existierte. »Du musst da durch, Robin. Du musst auswählen, zu welchen Speichern du Zugang haben willst. Wähl einen und block die anderen ab!«
»Was soll ich machen?«, flehte ich. Ich war noch verwirrter als vorher.
»Wähl nur einen aus, Robin«, wiederholte er
Weitere Kostenlose Bücher