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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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meine Herren, sagte er endlich, es ist eine gute, eine große Tat, die Sie vollbracht haben! Hier wartet Ihrer die Wiederaufrichtung Ihrer Ehre und die herzliche Teilnahme aller ehrlichen Leute!… Sie durften aus Port-Arthur nicht wegbleiben. Alle die Anstrengungen, die ich vorher gemacht, die Schritte, die ich bis jetzt getan habe, sollen sofort wieder aufgenommen werden. Sie werden nicht vergeblich sein… Ihre Hand, Pieter Kip, und die Ihrige, Kapitän des ›James-Cook‹!«
    Als er Karl Kip diesen Titel beilegte, geschah es, ihn seiner unveränderten Hochachtung zu versichern.
    Dann kamen alle drei auf die sie bewegende Angelegenheit selbst und auf die Verdachtsgründe zu sprechen, die gegen den Bootsmann und gegen Vin Mod vorlagen. Die beiden Brüder erfuhren dabei, daß Flig Balt, Vin Mod, Len Cannon und dessen Kameraden auf dem »Kaiser« Heuer genommen hatten und nach längerem Aufenthalt in Port-Praslin nach den Salomonsinseln abgesegelt waren. Zur Stunde hatten sie sich vielleicht schon dieses Fahrzeuges bemächtigt und trieben Seeräuberei in dem Teile des Großen Ozeans, wo an ihre Auffindung kaum zu denken war.
    »Ja, bemerkte Pieter Kip, selbst wenn nun Flig Balt und seine alten Genossen vom ›James-Cook‹ dem Kriminalgerichtshof vorgeführt würden, welche anderen Beweise könnten wir gegen sie vorbringen?… Sie träten doch wieder als Ankläger auf, und welches Mittel hätten wir zu beweisen, daß sie die Mörder des Kapitäns Gibson sind und nicht wir?
    – Man wird unseren Aussagen glauben, rief Karl Kip, wird uns glauben, da wir zurückgekommen sind, für unsere Schuldlosigkeit einzutreten!«
    Vielleicht… doch welche neue Tatsachen waren ins Feld zu führen, um überhaupt eine Wiederaufnahme des Prozesses durchzusetzen?
    Wir brauchen wohl nicht erst die Wirkung zu schildern, die Karl und Pieter Kips Rückkehr auf die beiden Familien hervorbrachte. Frau Gibson, die jetzt bezüglich der beiden Holländer eine Beute der quälendsten Zweifel war, gelang es doch nicht, die Überzeugung ihres Sohnes zu erschüttern. Das kann ja nicht wundernehmen, da für Nat Gibson seit so langer Zeit und nach den Tatsachen, die bei der Verhandlung gegen Flig Balt ans Licht gekommen waren, die Mörder seines Vaters nur die beiden Brüder waren, nur diese es sein konnten. In seinen Gedanken verweilte er noch immer auf dem Schauplatze des Verbrechens. Er sah seinen unglücklichen Vater im Walde von Kerawara überfallen, getroffen von der Hand derer, die er von der Insel Norfolk aufgenommen hatte, ermordet durch die Schiffbrüchigen von der »Wilhelmina«!… Ja, alle Ermittelungen sprachen doch gegen sie, und was konnte man darauf erwidern?… Unbewiesene und unbestimmte Annahmen bezüglich des Bootsmannes und seines Genossen. Und doch waren sie jetzt nach Hobart-Town zurückgekehrt… freiwillig zurückgekehrt!
    Selbstverständlich hatte Herr Hawkins sofort um eine Audienz bei Sir Edward Carrigan nachgesucht. Der Gouverneur, dem die Sache ebenfalls zu Herzen ging, beschloß alles, was in seiner Macht stände, zu tun, jenen Justizirrtum zu beseitigen und eine Revision einzuleiten, die den Gebrüdern Kip ihre bürgerliche Ehre wiedergeben müßte. Wie sehr wäre dieses Vorhaben begünstigt worden, wenn man Flig Balt, Vin Mod und ihre Genossen hätte dingfest machen können!
    Es erklärt sich wohl leicht, daß die Einwohnerschaft von Hobart-Town bei der überall herrschenden Erregung sich entschieden zu Gunsten Karl und Pieter Kips aussprach. Wer kennt nicht die Wandelbarkeit der großen Menge? Dergleichen ist ja ganz gewöhnlich. Doch rechtfertigte im vorliegenden Falle nicht alles, was seit der ersten Verhaftung der beiden Brüder geschehen war, diesen Umschlag der öffentlichen Meinung?
    Sehr bald wurde ein Richter des Kriminalgerichtes beauftragt, die Untersuchung der Angelegenheit wieder aufzunehmen oder eigentlich wieder anzufangen. Er sollte die beiden Verurteilten aufs neue befragen und nötigenfalls noch weitere Zeugen aufrufen. Irgend eine neue Tatsache konnte doch noch mehr für die Unschuld der Holländer sprechen und eine Revision des Prozesses herbeiführen.
    Ergab die erneute Untersuchung freilich nicht, daß einer oder mehrere andere als die Gebrüder Kip die Mörder des Kapitäns Gibson waren, so behielt das frühere Urteil seine Rechtskraft, und eine eigentliche Wiederaufnahme des ganzen Verfahrens blieb dann ausgeschlossen.
    Die Voruntersuchung nahm also ihren gesetzlich vorgeschriebenen Lauf.

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