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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seine Unfähigkeit und ohne das entschlossene Eingreifen Karl Kips die Brigg mit Mann und Maus zum Untergange gebracht hätte.«
    Er setzte noch hinzu, daß Flig Balt einen Helfershelfer und als solchen den Matrosen Vin Mod gehabt haben werde.
    Durch diese Mitteilungen tief erregt, drang Zieger noch weiter in Hawkins ein. Gründete sich sein Verdacht auf greifbare Unterlagen? Beruhten sie vielleicht nur auf Vermutungen, deren Richtigkeit sich jeder Beurteilung entzog? Man müßte dann also annehmen, daß der Bootsmann mit Unterstützung Vin Mods, in der Absicht, den Kapitän Gibson verschwinden zu lassen, schon von langer Hand her die Ränke gesponnen hätte, in deren Folge das Verbrechen auf das Haupt der Gebrüder Kip gewälzt wurde?
    Wollte Flig Balt etwa eine Tat der Rache gegen sie ausführen, so konnte er zu einem solchen Entschluß doch erst nach der Ernennung Karl Kips zum Kapitän oder gar erst nach der Unterdrückung der Meuterei durch diesen gekommen sein.
    Dieser Erwägung von unbestreitbarem Werte hatte sich sicherlich auch Hawkins nicht ganz verschlossen, doch unzugänglich in seiner festgewurzelten Überzeugung hatte er sie abgewiesen und wies sie noch jetzt von sich ab.
    »Mein lieber Zieger, antwortete er, als Flig Balt und Vin Mod den Plan zu dem Morde entwarfen, waren sie schon im Besitz des Dolches, der den Gebrüdern Kip gehörte. Da wird ihnen der Gedanke gekommen sein, sich seiner zu bedienen, damit später die Unglücklichen angeklagt werden könnten, den Kapitän Gibson umgebracht zu haben. Ihnen mag das nur als eine Vermutung erscheinen… für mich ist es eine Gewißheit.«
    Die von Hawkins gegebene Erklärung deckte sich ja mit der Wahrheit.
    »Leider, setzte er noch hinzu, haben Flig Balt und Vin Mod Hobart-Town schon seit Jahresfrist verlassen. Ich habe keine Zeit gehabt, sie zu überwachen und mir die, beide belastende Auskunft zu verschaffen, die dann schon zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens geführt hätte. Ebenso ist es mir unmöglich gewesen, auszukundschaften, was aus ihnen geworden ist.
    – Aber ich weiß es, ich… ich weiß es! rief Zieger lebhaft.
    – Sie wissen es? antwortete Hawkins. indem er die Hände des Freundes ergriff.
    – Ja gewiß! Ich habe Flig Balt, Vin Mod und die neuen Leute vom ›James-Cook‹ selbst gesehen.
    – Wo?… Um Gottes willen, wo denn?
    – In Port-Praslin.
    – Und wann?
    – Etwa vor drei Monaten.
    – Sind sie auch noch dort?
    – Nein, sie hatten auf einem deutschen Dreimaster, dem ›Kaiser‹, Heuer genommen und sind nach vierzehntägigem Aufenthalt von Port-Praslin in See gegangen.
    – Wissen Sie auch wohin?
    – Nach dem Salomonsarchipel; seitdem aber hab’ ich nichts mehr von ihnen gehört.«
    Flig Balt, Vin Mod, Len Cannon und dessen Kameraden hatten also Platz auf einem Schiffe gefunden. In welchem Hafen… das wußte man nicht sie gehörten dann aber zur Besatzung des »Kaisers«. Der Dreimaster hatte vor einigen Wochen in Port Praslin gelegen. Waren der Bootsmann und Vin Mod also die Mörder des Kapitäns Gibson, so hatten sie sich doch nicht gescheut, wie Herr Zieger bemerkte, nach jener Inselgruppe, dem Schauplatze des Verbrechens, zurückzukehren.
    Jetzt waren sie nach den berüchtigten Gegenden weiter gesegelt, wohin sie die Brigg hatten schleppen wollen, und mit Hilfe ihrer Genossen wollten sie gewiß aus dem »Kaiser« machen, was ihnen mit dem »James-Cook« mißlungen war. Wie sollte man aber später ihre Spuren an Bord eines Schiffes entdecken, dessen Namen sie jedenfalls verändert hatten?… Wie Hand an sie legen?… Machte ihre Abwesenheit nicht jede Revision der Kipschen Angelegenheit unmöglich?
    So war die Sachlage. als einige Zeit darauf, am 20. Juni, der Lloyd in seinen Schiffsnachrichten das Eintreffen der »Illinois« in San Francisco, Kalifornien, Vereinigte Staaten, erwähnte. Schon am 30. Mai, etwa drei Wochen nach der Abfahrt aus der Storm-Bai, hatte der Dampfer O’Brien, Macarthy und Farnham aus Land gesetzt, wo diesen von ihren politischen Freunden der wärmste, begeistertste Empfang auf freiem Boden zu teil wurde. Die Zeitungen priesen mit überschwenglichen Ausdrücken das Gelingen der Flucht zu Ehren derer, die sie als eine Revanche des Feniertums vorbereitet hatten.
    Gleichzeitig hörte man aber auch, daß die beiden Holländer, Karl und Pieter Kip, seit der Ausschiffung verschwunden wären.
    Niemand wußte, ob sie sich in San Francisco verborgen hielten, um der amerikanischen Polizei nicht in die

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