Die Gebrüder Kip
nochmals vor das Kriminalgericht geladen.
»Karl… Pieter… rief er, verzeiht mir, ach, verzeiht mir!« (S. 415.)
Bei dieser zweiten Verhandlung der Sache war eine noch größere Zuhörerschar als bei der ersten zusammengeströmt, die diesmal aber den beiden Brüdern ausnahmslos günstig gestimmt war. Natürlich beklagte man allgemein, daß gewisse Zeugen jetzt nicht vor den Schranken erscheinen konnten, von wo sie auf die Anklagebank verwiesen worden wären. Dennoch waren Flig Balt und Vin Mod ja eigentlich da… im Hintergrunde der weitgeöffneten Augen ihres Opfers.
Die Verhandlung dauerte kaum eine Stunde. Sie endete mit der vollen Freisprechung Karl und Pieter Kips, die unter dem stürmischen Beifall der Zuhörer verkündigt wurde.
Als die Brüder dann in Freiheit gesetzt waren, als sie sich wieder im Salon des Herrn Hawkins und inmitten der Familien Gibson und Zieger befanden, da wurde ihnen reichlich der Lohn zuteil für all das Elend, all die Schande, die so lange und so erdrückend auf ihnen gelastet hatte.
Wir brauchen kaum noch hinzuzufügen, daß ihnen jetzt nicht allein von Herrn Hawkins, sondern auch von allen seinen Freunden die verlockendsten Angebote gemacht wurden. Wollte Karl Kip wieder in See gehen, so würde er in Hobart-Town eine Stelle als Befehlshaber finden; wollte Pieter Kip sich wieder Handelsgeschäften widmen, so würde er viele finden, die ihn zu unterstützen bereit wären.
War das jetzt nicht auch das beste, was die beiden Brüder tun konnten, nachdem die Liquidation ihrer Firma in Groningen so vorteilhaft für sie beendet war?…
Sobald der »James-Cook« wieder ausgerüstet war, lief er denn auch unter der Führung des Kapitäns Kip und mit der bewährten, alten Besatzung zu seiner gewohnten Rundfahrt aus. –
Zum Abschluß unserer Erzählung mag hier noch mitgeteilt werden, daß mehrere Monate verstrichen, ehe die Behörden Nachrichten über den Dreimaster »Kaiser« erhielten, worauf Flig Balt, Vin Mod und deren Kameraden, oder richtiger: deren Spießgesellen, abgefahren waren. Man hörte dann endlich, daß dieses Schiff, das in der Gegend der Salomonsinseln und der Neuen Hebriden Seeraub trieb, von einem englischen Aviso abgefangen worden war.
Die Matrosen vom »Kaiser«, lauter Gesindel von gleichem Schlage, verteidigten sich wie alle Schurken sich wehren, denen mit ihrer Gefangennahme der Galgen in Aussicht steht. Eine Anzahl der Übeltäter wurden bei dem Kampfe getötet, darunter auch Flig Balt und Len Cannon. Vin Mod war es mit einigen anderen gelungen, eine nahe liegende Insel des Archipels zu erreichen, und was aus ihm geworden sein mochte, darüber hat nie etwas verlautet.
Das war der Ausgang dieses, ungeheures Aufsehen erregenden Prozesses – eines glücklicherweise sehr seltenen Rechtsirrtums – eines Prozesses, der unter dem Namen der »Angelegenheit der Gebrüder Kip« jener Zeit auf der ganzen Erde lauten Widerhall fand.
Ende.
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