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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hände zu fallen, oder ob sie sich mehr nach dem Innern der Vereinigten Staaten gewendet hätten. Und wenn jetzt auch ein Gesuch um Auslieferung der Flüchtigen gestellt wurde, kam es jedenfalls viel zu spät.
    Diese Nachrichten hatten die Wirkung, den Anschauungen der vielen Ankläger der Gebrüder Kip nur noch mehr recht zu geben, und hatten damit die Folge, allen Zweifeln ein Ende zu machen, die bezüglich der Angelegenheit vielleicht noch bestanden hatten. Selbst Hawkins beschränkte seine bisherigen Bemühungen zu Gunsten der beiden Holländer, obwohl er sich in seiner Überzeugung auch jetzt noch nicht schwankend machen ließ. Wozu hätte aber eine Revision des Prozesses gedient, da die aus der Strafanstalt von Port-Arthur entwichenen Angeklagten sich nach Amerika geflüchtet hatten, von wo sie voraussichtlich doch niemals zurückkehrten?
    Man beschäftigte sich also nicht weiter mit dem Drama von Kerawara, als sich am Vormittage des 25. Juni in der Stadt ein Gerücht verbreitete, dem freilich anfänglich niemand Glauben schenken wollte.
    Karl und Pieter Kip, hieß es, wären am Abend vorher zurückgekehrt, verhaftet und zunächst ins Gefängnis von Hobart-Town gebracht worden.
Fünfzehntes Kapitel.
Eine neue Tatsache.
    Nein, es konnte sich hier nur um eines der falschen Gerüchte handeln, die ihren Ursprung haben, niemand weiß wo, und sich verbreiten, niemand weiß wie, mit denen sich aber die öffentliche Meinung bald nach Gebühr abzufinden pflegt.
    Wär’ es denn glaublich, daß die Gebrüder Kip, denen sich eine so unerwartete Gelegenheit zur Flucht nach Amerika geboten hatte, nach Tasmanien zurückkehren sollten?… Sie, die Mörder des Kapitäns Gibson… sie wären selbst wieder ins Netz gelaufen?… Oder war etwa das Schiff, mit dem sie von San Francisco abgefahren waren, nur durch besondere Umstände genötigt worden, die Reede von Hobart-Town anzulaufen? Hier erkannt, angezeigt und verhaftet, wären sie dann also ins Gefängnis abgeführt worden, um später wieder in die Strafanstalt eingeliefert zu werden, wo man schon jeden zweiten Fluchtversuch zu verhindern wissen würde. Der Gedanke, daß sie freiwillig zurückgekehrt wären, daß sie eine solche Unklugheit begangen hätten, erschien doch ganz unannehmbar.
    Wie dem aber auch sein mochte… selbst alle Hitzköpfe konnten sich davon noch an diesem Morgen überzugen… Karl und Pieter Kip befanden sich seit dem gestrigen Abend im Gefängnisse der Hauptstadt. Dessen Direktor weigerte sich aber zu sagen, unter welchen Umständen sie hierher gebracht und auf welche Weise sie verhaftet worden seien.
    Wenn das unerwartete Ereignis auch unerklärbar erschien, so gab es hier doch einen, dem seine Überzeugung die richtige Erklärung dafür eingab. In seiner Seele, richtiger in seinem Herzen, wurde Licht, wie durch eine Offenbarung. Ja, das war die Lösung des Rätsels, worüber er seit der überraschenden Flucht der Gebrüder Kip nachgesonnen hatte.
    »Sie sind überhaupt nicht entflohen! rief Hawkins. Sie sind von Port-Arthur mit Gewalt entführt worden. Jawohl, und jetzt sind sie aus freien Stücken zurückgekehrt, zurückgekehrt, weil sie unschuldig sind, weil sie wollen, daß ihre Unschuld fleckenlos an den Tag komme!«
    Das war die Wahrheit.
    Gestern Abend war ein amerikanischer Dampfer, der »Standard« aus San Diego, mit einer für Hobart-Town bestimmten Landung auf der Reede vor Anker gegangen. Karl und Pieter Kip befanden sich darauf als Passagiere.
    Während der Fahrt der »Illinois« zwischen Port-Arthur und San Francisco hatten die beiden Brüder gegenüber ihren früheren Genossen im Bagno anfänglich die größte Zurückhaltung bewahrt, ja sogar gegen ihre Entführung Einsprache erhoben. Als sie dann von neuem versicherten, daß sie nicht die Mörder des Kapitäns Gibson wären, setzten weder O’Brien und Macarthy, noch Farnham und alle übrigen in diese Versicherung einen Zweifel mehr. Und wenn sie selbst ihr Entkommen bedauerten, war es nur, weil eine Revision ihres Prozesses bevorstände, eine Revision, die unter den jetzigen Umständen vielleicht nicht aufgenommen worden wäre.
    War es anderseits nichts als ein reiner Zufall gewesen, der die Gebrüder Kip nach der Saint-Jamesspitze geführt hatte, so hatten sie doch dem Drange, den Aufsehern mit entgegenzutreten, unmöglich widerstehen können. Erschien es da nicht als ganz natürlich, daß die Feniers diesen Umstand benützt hatten, sie an Bord des amerikanischen Dampfers

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