Die Gebrüder Kip
nicht zu befürchten, daß noch andere Boote von Osten her kämen.
Der Anblick des Scheinwerfers belehrte die Eingebornen natürlich, daß sie entdeckt wären. Eine Überraschung war daher nicht mehr möglich. Dennoch eröffneten die Wilden sofort den Angriff. Eine Wolke von Pfeilen und ein Hagel mit der Schleuder geworfener Steine prasselte gegen die Längswand der Brigg oder flog oben durch das Takelwerk.
Getroffen wurde zum Glück niemand, nach der Menge der Geschosse ließ sich aber annehmen, daß die Angreifer sehr zahlreich sein mußten. In der Tat waren es ihrer sechzig, die etwa zehn große Piroguen füllten. Der Kapitän verfügte dagegen, selbst den Schiffsjungen Jim eingerechnet, nur über fünfzehn Mann.
»Feuer!« kommandierte Gibson.
Sofort knatterten, als Antwort auf den Angriff der Papuas, eine Anzahl auf die Boote gerichteter Gewehre. Ohne Zweifel hatten mehrere Kugeln ihr Ziel getroffen, denn man hörte noch den Aufschrei von Verwundeten, als eine zweite Wolke von Pfeilen auf das Schiff zuschwirrte.
»Haltet jetzt ein, sagte der Kapitän. Schießt nur aus unmittelbarer Nähe auf die ersten der Schufte, die etwa die Schanzkleidung zu erklettern versuchen!«
Das ließ nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Augenblicken stießen die Piroguen schon an den Rumpf der Brigg. Sich an den Jungfern der Wanten anklammernd, versuchten mehrere Papuas die Reling zu packen, um sich auf das Deck zu schwingen und hier Mann gegen Mann zu kämpfen.
Einmal an Bord, wären die Eingebornen zwar außer stande gewesen, sich der Bogen oder der Schleuder zu bedienen; sie wären aber trotzdem nicht waffenlos gewesen, denn sie konnten dann eine Art eisernes Hackmesser, in der Sprache der Insulaner »Parang« genannt, benutzen, in dessen Gebrauch als Waffe sie außerordentlich geschickt sind.
Das allein nötigte also schon dazu, die Eingebornen mit Flinten-und Revolverschüssen, sowie mit Seitengewehren zu empfangen und sie ins Meer zu stürzen, ehe sie den Fuß auf das Verdeck setzen könnten.
Wirklich zeigten sich mehrere Papuas in der Höhe der Reling, während sie sich an den Rüsten des Groß-und des Fockmastes festhielten. Sie wurden jedoch sofort zurückgestoßen und fielen wieder in die Piroguen hinunter.
Bei dem Aufleuchten der Schüsse hatte man übrigens einen davon erkannt.
Es war das der Kapitan, der Anführer der ganzen Rotte, der in der Absicht dieses Angriffes an Bord gekommen war.
Die Zahl der Feinde war indes so beträchlich und das Mißverhältnis der Kräfte so bedeutend, daß die Lage der Dinge sich recht ernstlich gestalten konnte. Drangen der Kapitan und die Papuas auf das Verdeck ein, so mußten die Insassen des »James-Cook« trotz der Überlegenheit ihrer Waffen schließlich unterliegen, und waren diese erst genötigt, sich nach dem Deckhause auf dem Hinterdeck zu flüchten, so wurden sie gewiß bald überwältigt. Das kleine Geschütz konnte unter den jetzigen Umständen nicht benutzt werden. So gut es sich bewährte, auf eine noch etwas entfernte Pirogue zu feuern, war es doch unbrauchbar, wo die feindlichen Fahrzeuge wie jetzt ganz dicht an der Brigg lagen.
Die Passagiere und Matrosen des »James-Cook« verteidigten sich ebenso kräftig wie mutig. Anfänglich hatten sich fünf oder sechs Eingeborne bis zu den Deckleisten hinaufschwingen können und schon versuchten sie über die Schanzkleidung zu klettern. Mit Revolverschüssen und Seitengewehrhieben wurden sie aber abgewehrt, wobei einige in die Boote zurück, andere ins Meer stürzten.
Auch auf der Seite der Angegriffenen trugen einzelne freilich Verwundungen davon, darunter Pieter Kip und der Matrose Burnes, die von einem Schlage mit dem Parang, der eine am Arme, der andere an der Schulter, getroffen worden waren. Zum Glück waren die Verwundungen nur leichter Art und verhinderten beide Männer nicht, am Kampfe noch weiter teilzunehmen. Die Feuerwaffen richteten unter den Eingebornen natürlich viel ärgere Verheerungen an.
Der Kampf dauerte nur zehn Minuten, und den Papuas gelang es nicht, sich der Brigg zu bemächtigen. Einen Augenblick hatte es der Kapitan nebst zwei Wilden erreicht, bis nach einer der Rüsten hinauszugelangen, und sie wollten sich schon über die Reling schwingen, während zwei oder drei Piroguen nach dem Achter der Brigg abschwenkten. Karl Kip stürzte sich aber, unterstützt von Nat Gibson, auf den Kapitan und jagte ihm zwei Kugeln in die Brust, während der junge Mann auf die Boote unten feuerte.
Als die
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