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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Papuas ihren Häuptling fallen sahen, dessen Körper bald im Wasser verschwand, erlahmte ihr Angriff und sie schienen geneigt, ihn ganz aufzugeben. Da sie das Schiff nicht hatten überrumpeln können, mochten sie sich doch wohl sagen, daß sie keinen Sieg erringen könnten, obwohl sie ihrer vier gegen je einen Mann waren. Auch die, die schon nahe daran waren, entweder über den Bug oder über das Hackbord auf das Deck zu springen, wichen jetzt zurück. Da sie nun in die Lage gedrängt waren, sich selbst so gut wie möglich zu verteidigen, bemühten sie sich nur noch, wieder in die Piroguen zu entkommen. Schwer getroffen, ertranken noch mehrere von ihnen. Waren auch noch zwei oder drei Matrosen durch Paranghiebe verletzt worden, so hatte man auf der Brigg doch wenigstens keinen Todesfall zu beklagen.
    Kaum ein viertel elf Uhr war es, als die Piroguen sich von der Brigg schon wieder zurückzogen. Solange sie noch sichtbar blieben, wurden ihnen die letzten Kugeln nachgesendet. Da geschah es, daß durch den Fehlschuß eines Ungeschickten – die tiefe Dunkelheit war für ihn ja eine Entschuldigung – eine Kugel so nahe am Kopfe Gibsons vorübersauste, daß dessen Hut davon bis zur Rückseite des Deckhauses geschleudert wurde.
    Der Kapitän legte dem Vorfalle kein besonderes Gewicht bei, obgleich das Geschoß ja nahe daran gewesen war, ihm den Kopf zu zerschmettern. Er eilte nur mit seinem Sohne nach dem Vorderdeck, und beide brachten das kleine Kupfergeschütz schnell in die für den Augenblick geeignete Stellung.
    Die jetzt eine Kabellänge vom »James-Cook« entfernten Piroguen bildeten noch eine unbestimmte Masse, auf die der Matrose Hobbes das Licht des Scheinwerfers richtete.
    Das Geschütz war schnell geladen, mit einer Schlagröhre versehen, und also fertig, durch eine an Backbord aufgeschlagene Stückpforte Feuer zu geben.
    Der Schuß krachte… ein Schmerzgeheul antwortete ihm von draußen.
    Wenn es auch nicht zu sehen war, so unterlag es doch keinem Zweifel, daß das Geschoß eine der Piroguen getroffen und mit den Insassen versenkt hatte.
     

    Der »James-Cook« nahm noch dieselbe Stelle wie am vorigen Tage ein. (S. 146.)
     
    Das Geschütz wurde sofort wieder geladen, nicht um noch einmal zu feuern, sondern vorsichtshalber wegen eines etwa erneuten Angriffes, der jedoch nicht erfolgte.
    Beim Absuchen der Gegend im Westen beleuchtete der Scheinwerfer nur eine völlig verlassene Meeresfläche… die Piroguen hatten sich bereits in den Schutz der Insel Entrecasteaux zurückgezogen.
    Jetzt hatte der »James-Cook« nichts mehr zu befürchten, mindestens war er außer Gefahr, überrascht zu werden. Dennoch wurde keine Vorsichtsmaßregel versäumt, scharf Wache gehalten, und auch die Waffen blieben bis zum Tagesanbruch bei der Hand.
    Inzwischen waren die Verwundungen Pieter Kips, Burnes und die dreier anderer Matrosen untersucht worden. Hawkins, der sich auf dergleichen verstand, konnte die tröstliche Erklärung abgeben, daß sie nicht ernstlicher Natur wären. Die Schiffsapotheke genügte völlig zu einem ersten Verbande, und keiner der Verwundeten dachte auch nur daran, sich in seiner Kabine oder im Volkslogis niederzulegen.
    Als Flig Balt und Vin Mod sich dann einmal allein auf dem Vorderteile der Brigg befanden sagte der Matrose gedämpften Tones:
    »Gefehlt… man hat ihn verfehlt!«
    Antwortete Flig Balt, seiner Gewohnheit nach, hierauf auch nicht, so wußte sich Vin Mod dieses Schweigen doch zu deuten.
    »Ja, was denkt Ihr, Balt, setzte er hinzu, in so finsterer Nacht mag der Kuckuck richtig zielen! Übrigens scheint er von der Geschichte kein Aufhebens machen zu wollen. Ein andermal wird’s besser ablaufen.«
    Sich nach dem Ohre seines Genossen beugend, fügte er noch hinzu:
    »Ärgerlich bleibt’s auf alle Fälle!… Jetzt könnte sonst Flig Balt schon Kapitän der Brigg und Vin Mod sein Bootsmann sein.«
Zehntes Kapitel.
Auf der Fahrt nach Norden.
    Als die letzten Schatten der Nacht verschwunden waren, spähten alle Blicke nach der Umgebung der Brigg hinaus. Der »James-Cook« nahm noch dieselbe Stelle wie am vorigen Tage ein, lag also noch immer, wie fest verankert, gegen drei Seemeilen östlich von der Insel Entrecasteaux. Keine Strömung machte sich bemerkbar, kein Windhauch kräuselte die Oberfläche des Meeres, die sich kaum in sanfter, langer Dünung hob und senkte, das Schiff aber nicht von der Stelle trug.
    Keine Pirogue war zu entdecken, nur die Trümmer von der, die das nachgesendete

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