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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ornithologischen Sammlung einverleibt zu werden.
    Es war nämlich ein Paradiesvogel von der Art der Manucoden, ein sogenannter Königs-Paradiesvogel mit rotbraunem, sammetartigem Gefieder, zum Teil orangefarbigem Kopfe mit einem schwarzen Fleckchen nahe dem Augenwinkel, mit bräunlicher, durch eine dunklere und eine metallisch-grüne Linie gestreifter Kehle und im übrigen weißem Leibe, an der Seite mit Federn, die teils rot, teils gelb, an der Spitze aber smaragdgrün aussahen und noch in zusammengebogene Fäden mit seinen, kurzen Seitenfasern ausliefen. Der etwa sechs Zoll lange Vogel gehört – allgemeiner Annahme nach – zu denen, die nirgends nisten, wenigstens wollen die dortigen Eingebornen noch kein Nest von ihm gefunden haben. Er gehört zu den merkwürdigsten und interessantesten Paradiesvögeln des Papuagebietes, wo solche in großer Menge vorkommen.
    »Ich wäre wirklich nicht böse, sagte Hawkins, mir einen solchen Paradiesvogel zu erwerben, von dem mir Gibson schon so häufig gesprochen hat.
    – Das wird ja nicht schwierig sein, meinte Pieter Kip, denn der Wilde ist doch jedenfalls gekommen, um den Vogel zu verkaufen oder zu vertauschen.
    – So mag er an Bord kommen,« sagte der Kapitän.
    Einer der Matrosen ließ eine Strickleiter hinunter. Die Pirogue legte daran an und der Eingeborne kletterte, den Vogel in der Hand haltend, gewandt hinaus.
    »Ebura!… Ebura!« rief er, oben angelangt.
    Sein Begleiter war in der Pirogue geblieben, die an einer Klampe des Schiffes festgelegt worden war, und er musterte aufmerksam die Brigg, ohne auf die Zeichen zu achten, die die Matrosen ihm machten, daß er auch herauskommen sollte.
    Der Eingeborne, der sich auf dem Deck befand, zeigte den ausgesprochenen Typus der Rasse der Papua-Malaien, die an den Küsten Neuguineas wohnen: eine mittlere Größe, untersetzte Gestalt und kräftige Konstitution, dabei eine dicke, abgestumpfte Nase, großen Mund mit wulstigen Lippen, eckige Züge, starre, gerade Haare, dunkelschmutziggelbe Haut und harten Gesichtsausdruck, der aber doch eine gewisse Intelligenz verriet.
    Der Mann mußte, nach Gibsons Ansicht, ein »Kapitan«, ein Stammeshäuptling sein. Einige fünfzig Jahre alt, ging er fast vollständig nackt und trug nur ein Känguruhsell um die Hüften und ein Stück Rindenzeug auf den Schultern.
    Da Hawkins seine Bewunderung des Vogels von Anfang an nicht verhehlt hatte, wendete sich der Eingeborne auch gleich an ihn. Er hob den Paradiesvogel bis in Kopfhöhe empor und drehte und wendete ihn nach allen Seiten, um seine Schönheit zu zeigen.
    Hawkins, der die prächtige Manucode auf jeden Fall erwerben wollte, fragte sich nur, was er – als Tauschgeschäft – dafür anbieten könnte. Wahrscheinlich erwies sich der Papua nicht unempfindlich für einen Piaster, dessen Wert ihm jedenfalls bekannt war.
    Der Wilde beseitigte jedoch sehr bald selbst die Ungewißheit des Reeders, indem er mit weitoffenem Munde wiederholt. Wobba!… Wobba!« rief.
    Dieses Wort übersetzte Gibson mit »Zu trinken!… Zu trinken!«, und er ließ deshalb aus der Kambüse eine Flasche Whisky herbeischaffen.
    Der Kapitan ergriff sie, überzeugte sich auch, daß sie mit der weißlichen Flüssigkeit gefüllt sei, die er recht gut kannte, und steckte die Flasche ohne ein weiteres Wort unter den Arm.
     

    Schwer getroffen, ertranken noch mehrere von ihnen. (S. 144.)
     
    Dann ging er ungeniert vom Hinterdeck nach dem Vorderdeck und zurück, musterte dabei aber weniger das Oberschiff und die Takelage, als die Matrosen, die Passagiere und den Kapitän. Es hatte den Anschein, als wollte er sich über die Zahl der an Bord befindlichen Personen genau unterrichten, das vermutete wenigstens Pieter Kip, der es seinem Bruder gegenüber auch aussprach.
    Jetzt kam Nat Gibson noch auf dem Einfall, den Wilden zu photographieren. Nicht daß er diesem mit dem Bilde ein Geschenk machen wollte, denn zur Vollendung eines solchen hätte es ihm an Zeit gefehlt… er wünschte nur seine Sammlung mit der Abbildung eines echten Papuas zu bereichern.
    »Das ist ein guter Gedanke, sagte Hawkins, wie sollen wir aber den Teufelskerl dazu bringen, hübsch still zu halten?
    – Nun, wir wollen es mindestens versuchen,« erwiderte Nat Gibson.
    Er faßte dabei den Eingebornen am Arm, um ihn weiter nach dem Hinterdeck zu führen. Dieser begriff natürlich nicht, was man mit ihm vorhatte, und setzte dem jungen Manne daher einigen Widerstand entgegen.
    »Assaï!« rief Gibson ihm

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