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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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sie zur Faust geballt hatte. Ich hatte seine Stimmung gründlich missverstanden. Er war wütend, nicht traurig. Verwirrt legte ich meine Hand an seine Wange. »Kanntest du sie?«
    Er nickte einmal.
    »War sie ... deine Göttin? Hast du sie angebetet?«
    Er schüttelte den Kopf. Unter meinen Fingern verzog sich seine Wange. Was war das denn gewesen — ein bitteres Lächeln?
    »Aber du hattest sie gern.«
    »Ja«, sagte er.
    Ich erstarrte.
    Er hatte noch nie mit mir gesprochen. Nicht ein einziges Mal in zwei Monaten. Mir war nicht einmal bewusst gewesen, dass er sprechen konnte. Ich fragte mich kurz, ob ich etwas sagen sollte, um dieses bedeutsame Ereignis zu würdigen. Aber dann berührte ich ihn versehentlich und spürte, wie angespannt seine Armmuskeln waren. Wie dumm von mir, mich auf ein einziges Wort zu versteifen, wenn etwas noch viel Bedeutenderes geschehen war: Er hatte Interesse an etwas anderem als ihm selbst gezeigt.
    Behutsam öffnete ich seine Faust und legte meine Finger gegen seine, um ihm durch die Berührung denselben Trost zu spenden, wie Madding tags zuvor. Sonnenscheins Hand zitterte ganz kurz in meiner. Ich wagte zu hoffen, dass er die Geste erwiderte. Dann wurde seine Hand schlaff. Er entzog sich mir nicht, aber es war fast dasselbe.
    Ich seufzte und blieb noch eine Weile bei ihm. Dann löste ich mich von ihm.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, »aber ich muss los.« Er sagte nichts, also überließ ich ihn seiner Trauer und ging hinüber zur Künstlerzeile.
    Yel, die Betreiberin des größten Lebensmittelstands an der Promenade, erlaubte uns Künstlern, Sachen über Nacht in ihrem abgeschlossenen Stand unterzubringen. Das erleichterte mir das Leben. Ich brauchte nicht lange, um meine Tische und Handelswaren aufzubauen. Sobald ich mich allerdings hinsetzte, ging es genauso zu, wie ich befürchtet hatte. Zwei Stunden lang kam nicht ein Mensch, um meine Waren zu durchstöbern. Ich hörte, wie die anderen sich über denselben Umstand beschwerten. Benkhan hatte Glück: Er verkaufte eine Kohlezeichnung der Promenade, auf der die Gasse zu sehen war. Ich war mir sicher, dass er bis zum nächsten Morgen zehn weitere Zeichnungen mit demselben Motiv haben würde.
    In der Nacht zuvor hatte ich zu wenig geschlafen, weil ich die von Sonnenschein hinterlassene Unordnung beseitigt hatte. Dabei war es sehr spät geworden. Ich nickte gerade ein bisschen ein, da hörte ich eine leise Stimme: »Entschuldigung?«
    Ich schreckte hoch und setzte umgehend ein Lächeln auf, um meine Müdigkeit zu übertünchen. »Seid gegrüßt, mein Herr. Habt Ihr etwas entdeckt, das Euch interessiert?«
    Ich hörte seine Belustigung und war verwirrt. »Ja, das habe ich wirklich. Verkauft Ihr hier jeden Tag?«
    »Ja. Ich halte gerne etwas für Euch hoch, wenn Ihr ...«
    »Das wird nicht nötig sein.« Plötzlich dämmerte mir, dass er nicht hier war, um etwas zu kaufen. Er klang nicht wie ein Pilger. In seiner Stimme lag keine Unsicherheit oder Neugier. Sein Senmitisch war kultiviert und korrekt. Dennoch hörte ich einen unterschwelligen Wescha-Akzent heraus. Dieser Mann hatte sein ganzes Leben in Schatten verbracht. Allerdings wollte er diese Tatsache scheinbar verbergen.
    Ich versuchte einen Schuss ins Blaue. »Aber was will ein Priester des Itempas von meiner Wenigkeit?«
    Er lachte, ohne überrascht zu sein. »Es stimmt also, was man über die Blinden sagt. Ihr könnt nicht sehen, aber die anderen Sinne werden schärfer. Vielleicht gibt es für Euch aber auch einen anderen Weg, Dinge wahrzunehmen, der über die Fähigkeiten des gemeinen Volkes hinausgeht?« Ein leises Geräusch verriet, dass etwas von meinem Tisch aufgenommen wurde. Etwas Schweres. Ich vermutete, dass es sich um eine der Weltenbaum-Miniaturen handelte. Ich zog sie aus Linvin-Ablegern und stutzte sie dann so zurecht, dass sie dem Baum ähnlich sahen. Sie waren mein Verkaufsschlager. Gleichzeitig kosteten sie mich in der Herstellung aber auch die meiste Zeit und Anstrengung.
    Ich leckte mir über die Lippen, die plötzlich und scheinbar grundlos staubtrocken waren. »An mir sind nur meine Augen außergewöhnlich, mein Herr.«
    »Ach wirklich? Dann ist es wohl der Klang meiner Stiefel, der mich verrät, oder Weihrauch, der an meiner Kleidung haftet. Ich denke, das wird Euch einiges verraten.«
    Um mich herum hörte ich noch mehr dieser typischen Stiefel und weitere kultivierte Stimmen, denen meine Zeilenkollegen mit Unbehagen antworteten. War eine ganze Gruppe Priester

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