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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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die Szene wie in Zeitlupe ab.
    Der Mann im Boot – er war groß gewachsen und hatte eine dunkle Haut und kurzes schwarzes Haar – drehte sich um und blickte direkt zu Rapp hinauf. In diesem Sekundenbruchteil tat der Mann etwas, das in dieser Situation völlig unerwartet kam. Er lächelte.
    Als Rapp sah, wie sich die Lippen des Mannes zu einem Grinsen verzogen, drückte er innerhalb von weniger als einer halben Sekunde zweimal ab. Im nächsten Augenblick schwenkte er die Waffe nach rechts und sah den Mann vor sich, der das Boot steuerte. Der Hubschrauber war nun bereits knapp hinter dem Boot. Als sich der Mann umdrehte, feuerte Rapp erneut zweimal und traf ihn direkt über dem linken Ohr.

91
    AUF DEM POTOMAC
    Das Boot begann nach rechts zu schwenken, sodass es als Erstes galt, das Ruder unter Kontrolle zu bekommen. Zum Glück waren die beiden CIA-Piloten Meister ihres Fachs. Sie folgten dem Boot auf seinem neuen Kurs, bis die Backbordtür des Hubschraubers direkt über dem Sonnendeck am Heck lag. Rapp hatte seine Waffe auf die Kajüte gerichtet, und als sie keine zwei Meter mehr über dem Bootsdeck schwebten, rief er: »Go! Go!«
    Der Mann sprang aus der Hocke ab und landete so, wie er es in der Fallschirmsprungschule gelernt hatte – das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt und die Knie leicht gebeugt. Er rollte sich nach links ab und griff im Aufstehen nach der Pistole. Sobald er die Treppe zum Steuerstand hinaufeilte, löste Rapp seinen Gurt und sprang ebenfalls ab. Er landete nicht so sanft, wie er es erwartet hatte, doch er ignorierte den Schmerz im linken Knie und eilte zu der Treppe, die in die Kajüte hinunterführte.
    Die MP mit dem Schalldämpfer in der Hand, blickte er hinunter und sah eine Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm am Boden kniete. Rapp wusste, dass es außer der Toilette und dem Stauraum im Bug keinen Platz im Boot gab, wo man sich hätte verstecken können. Kurz entschlossen sprang er die Treppe hinunter, feuerte einen Acht-Schuss-Feuerstoß in die geschlossene Toilettentür und riss sie dann auf. Die Toilette war leer.
    Er wirbelte herum und trat den Mann, der auf dem Teppich kniete, in den Bauch, sodass er zur Seite fiel und schließlich auf dem Rücken zu liegen kam. Rapp richtete die Waffe auf den Kopf des Mannes und musterte sein Gesicht. Das Erste, was ihm auffiel, war das Blut, das ihm aus den Mundwinkeln tropfte. Dann sah er die hervorquellenden blutunterlaufenen Augen und die verbrannte Haut. Der Mann sah aus, als hätte man ihn in die Mikrowelle gesteckt.
    Dennoch hatte er etwas an sich, das ihm bekannt vorkam. Rapp sah ihn einige Augenblicke stirnrunzelnd an, als ihm plötzlich klar war, wen er vor sich hatte. »Mustafa al-Yamani.«
    Al-Yamani sah ihn mit dem ausdruckslosen Lächeln des wahrhaft Gläubigen an. »Du kommst zu spät«, sagte er, während ihm das Blut aus den Mundwinkeln lief. »Du kannst uns nicht mehr aufhalten.«
    »Wo ist Zubair?«, fragte Rapp und setzte al-Yamani die MP an die Stirn.
    »Er ist tot«, antwortete al-Yamani lächelnd, sodass man sein blutendes Zahnfleisch sah, »und er ist der Einzige, der die Waffe entschärfen kann.« Er begann zu lachen, doch nach wenigen Augenblicken wurde sein ganzer Körper von konvulsivischen Zuckungen geschüttelt, sodass ihm nicht mehr nur Blut aus dem Mund trat.
    Rapp drückte al-Yamanis Kopf mit dem Schalldämpfer zu Boden. »Viel Spaß in der Hölle, Mustafa«, sagte er, drückte einmal ab und stürmte die Treppe hinauf.
    Oben angekommen, signalisierte er dem Hubschrauber, dass er zurückweichen solle. Er übernahm das Ruder, wendete das Boot und schob beide Leistungshebel bis zum Anschlag durch. Die Motoren röhrten laut auf, und der Bug hob sich fast einen Meter aus dem Wasser empor. Rapp blickte zu der Kühlbox zurück und befürchtete das Schlimmste. Was wäre das für ein furchtbarer Tod.
    Er zog sein Handy hervor und rief Reimer an. Als er die Stimme des Mannes am anderen Ende hörte, sagte er: »Paul, wir haben das Boot unter Kontrolle und fahren von der Stadt weg. Haben Sie eine gute Idee, was wir tun könnten?«
    »Ist die Bombe scharf?«
    »Ich glaube schon.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie sie gesehen?«
    »Nein. Ich habe al-Yamani gefragt, wo Zubair ist, und er hat gesagt, der Mann sei tot und außerdem der Einzige, der die Bombe entschärfen könne. Darum nehme ich an, dass sie scharf ist.« Rapp drehte sich um und blickte zur Kühlbox zurück. »Soll ich aufmachen und

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