Die Gefangenen des Korallenriffs
ihnen übel bekommen. Man sah schließlich, daß mit dem Chef nicht gut Kirschen essen war.
Im Schutz des herumliegenden Gerümpels hielten die beiden aufmerksam Ausschau. Niemand zu sehen! Lautlos wie die Eidechsen krochen sie dahin, suchten das Gebiet systematisch ab. Vielleicht trafen sie auf die Atlanter oder den Höhlenlöwen. Auf eine Begegnung mit dem Löwen waren sie allerdings gar nicht erpicht – konnte man denn wissen, was so einem Riesenvieh in den Sinn kam?!
Als Vik und Al ein Stück vorangekommen waren, entdeckten sie auf einmal am Rand des Elmings die ganze Gruppe. Der Löwe wirkte noch größer, als sie ihn sich vorgestellt hatten.
»Ein Glück, daß wir dem nicht schon vorhin begegnet sind«, flüsterte Vik. Aber dann stutzte er. »Moment mal… wer ist denn das? Ich kann ihn nicht richtig erkennen, der Krake ist dazwischen.«
»Sag bloß, das ist der Bengel!« Al zeigte sich freudig überrascht. Er kroch hastig über einige Steine hinweg, um Kostja besser sehen zu können. Gleich darauf aber zischte er:
»Das ist ja die reinste Hexerei, nun versteh ich gar nichts mehr! Dieser Mann ist uns im Elmenland nie über den Weg gelaufen. Entweder hat sich der Junge in einen alten Kerl in Matrosenkluft verwandelt, oder der Seemann hat sich erst eingefunden, nachdem wir dort weg waren. Doch wo ist dann der Junge? Der Chef reißt uns für diese Geschichte tatsächlich den Kopf ab!«
»Hör zu, Al«, flüsterte Vik. »Da wir die Sache vorhin verschwiegen haben, sollten wir dabei bleiben. Wer will uns nachweisen, daß der Kerl nicht Kostja ist? Wir liefern alle vollzählig ab, und basta.«
Al war einverstanden. »Wir können’s ja versuchen. Zumal wir nichts riskieren. Wir haben eben die geschnappt, die wir aufspüren konnten. Ich glaube auch nicht, daß der Bengel diesen Zirkus im Zentrum veranstaltet hat. Da schon eher der Hagere dort, der Wissenschaftler. Und von unseren Stützpunkten weiß Kostja nur das, was Viola ihm erzählt hat. Außerdem wird ihm niemand auf der Erde nur das geringste glauben. Sie werden denken, er spinnt.«
Vik holte sein Sprechfunkgerät hervor, mit dem er Verbindung zu Nel halten sollte, und flüsterte kaum hörbar:
»Drei Elme von der Erde gesichtet, dazu zwei Atlanter, einen Kraken und einen Löwen! Die Gruppe ist komplett. Erbitte weitere Anweisungen! Over!«
Ihr Chef, der sowohl mit Vik als auch mit Nel in Verbindung stand, rieb sich zufrieden die Hände: Wenn das kein Erfolg war! Diese Erdenbewohner waren wirklich gewitzt, sie hatten den einzigen Augenblick genutzt, wo der Schutzschild nicht funktionierte, um in den Elming zu schlüpfen. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären endgültig entwischt. Was nur hatte sie davon abgehalten, auf die Erde zurückzukehren?
Or konnte sich nicht länger beherrschen und brüllte ins Mikrofon:
»Schnappt sie allesamt, Jungs, an Ort und Stelle sehen wir weiter! Wenn ihr die Sache gut durchzieht, gibt’s eine Beförderung und einen Reisescheck ins Vergnügungszentrum!«
Nel machte sich hastig an den Schaltknöpfen der Elmenfalle zu schaffen, stellte den Impuls auf Maximum. Die Apparatur war so stark und die Entfernung so gering, daß die Fremden hineinspazieren würden wie die Püppchen.
Din hatte das Amphibienfahrzeug nämlich noch näher herangefahren, und die Erdenmenschen verspürten jetzt, wie eine unwiderstehliche Kraft sie zum Rand des Elmings zog. In ihrem Innern vernahmen sie so etwas wie einen Befehl, unverzüglich dem Fahrzeug entgegenzugehen, aber auch eine Art Hilferuf. Sie hatten einfach nicht die Kraft, sich dem zu widersetzen.
Kurz darauf kamen zwei Männer aus dem Elming, die ihnen glichen. Sie liefen zielstrebig auf das Signal zu und gaben durch ihr Gebaren zu erkennen, daß Eile geboten war, sonst sei es zu spät. Die beiden waren Vik und Al, und auf ihr Beispiel hin setzte sich auch die Gruppe in Bewegung. Als erster rannte der Löwe Grau los, dessen Willenskraft im Laufe seines Aufenthalts im Elming offenbar geschwächt worden war.
Ihm folgten die Jungen von der Atlantis, denn sie wollten sich nicht von ihrem Freund trennen, wollten ihm beistehen, falls er in Not geriet.
Schließlich machten sich auch Viktor Stepanowitsch und der alte Kusmitsch auf den Weg. Der Geologe, weil er immer zur Stelle war, wenn Hilfe gebraucht wurde, und der Jäger, weil er seinen Gefährten niemals im Stich ließ.
Als letzter marschierte mit deutlichem Zögern der Mann in Seemannskleidung los, den die Massaren noch
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