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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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Flußoberfläche. Dabei schoß eine gewaltige Welle hoch und mit ihr eine Kaskade von Spritzern, die in der Sonne regenbogenartig schillerten.
    Auf diese Weise schloß der »Arsak« erstmals Bekanntschaft mit dem nassen Element, auf dem er jetzt längere Zeit zubringen würde. Und schon begann die Jacht, von der Strömung getrieben, ihre Reise flußabwärts, die von nun an nach Seemeilen gemessen wurde.

    Das überraschende Auftauchen des Katamarans blieb nicht unbemerkt. In einem Schlauch­boot ganz in der Nähe saß seit dem frühen Morgen ein Angler. Die Fische bissen gut, und der Mann, in seine Beschäftigung vertieft, beachtete das Geräusch des herannahenden Amphibien­fahrzeugs zunächst nicht weiter. Vielleicht gewittert es in der Ferne, dachte er und wunderte sich etwas, weil der Tag so klar war.
    Als aber gleich darauf Äste brachen und wie aus heiterem Himmel plötzlich ein Schiff auf dem Wasser schwamm, war der Angler starr vor Staunen. Er vergaß, daß er keinen festen Grund unter den Füßen hatte, sprang auf und verlor auch schon das Gleichgewicht. Ehe er sich’s noch versah, wurde sein Boot von der riesigen Woge erfaßt, die der »Arsak« bei seiner Landung ausgelöst hatte, und kenterte, so daß er sich bei seinen heißgeliebten schuppigen Flußbewohnern wiederfand.
    Inzwischen schwamm der »Arsak« munter stromabwärts. Seine Mannschaft, die den Vorfall mit dem Angler überhaupt nicht bemerkt hatte, saß behaglich an Deck, genoß die freundliche Sonne und die malerische Uferlandschaft.
    Sor und Chris hatten sich rasch angefreundet, und der Ramerianer nutzte die Gelegenheit, die Sprache des Jungen zu erlernen.

    Kau-Ruck, der ja schon des öfteren im Zauberland gewesen war und die Sprache inzwischen recht gut beherrschte, diente ihnen als Dolmetscher. Die meiste Zeit allerdings sah man ihn auf der Brücke, über seine Karte gebeugt, mit Lineal und Zirkel in der Hand. Seinen Berechnungen nach würden sie, dem Flußverlauf folgend, zwei bis drei Monate bis zum Golf von Mexiko benötigen. Ein solches Schneckentempo befriedigte den Piloten, der an kosmische Geschwindigkeiten gewöhnt war, natür­lich keineswegs. Doch das Triebwerk schon hier zu zünden, auf diesem kleinen, sich dahin­schlängelnden Flüß­chen, wäre viel zu gefährlich gewesen. Zumal sie auf alle möglichen Motor- und Paddelboote achten mußten und sogar auf Schwim­mer, die vereinzelt anzutreffen waren. Deshalb nahm Kau-Ruck die erste leichte Brise zum Anlaß, die Segel zu hissen. Das brachte wenigstens einen kleinen Tempozuwachs.
    Unterdessen hatte der Katamaran einige Zuflüsse hinter sich gelassen. Der Fluß, nun nach dem Staat, durch den er floß, Kansas-River genannt, war bedeutend breiter, die Strömung hier langsamer, der Verkehr dagegen viel lebhafter.
    Chris ging zu Kau-Ruck auf die Brücke und warf einen Blick auf die Karte. Vor ihnen lag die Stadt Topeka und ein Stück weiter weg, dort wo die Flüsse Kansas und Missouri sich trafen, Kansas-City.
    »Unser Katamaran fällt mächtig auf!« sagte Chris. »Ich hab’s schon richtig satt, auf all die Fragen zu antworten.«
    »Hoffentlich interessieren sich nicht noch die Behörden für unser Schiff«, erwiderte Kau-Ruck besorgt. »Wir haben ja keine Pässe, können uns nicht ausweisen.«
    Chris schaute erneut auf die Karte:
    »Und wenn wir nun vom Kansas-River kurzerhand zum Neosho rüberspringen?« schlug er vor. »Wir sind im Augenblick ganz nahe dran, es dürften höchstens vierzig Kilometer sein. Näher geht’s gar nicht.«
    Kau-Ruck sah ihn erstaunt an.
    »Verzeihung, Kapitän«, berichtigte sich der Junge, »ich meine, nicht mehr als zwanzig Seemeilen! Auf diese Weise könnten wir mindestens zweihundert Meilen sparen. Außerdem ist dort die Strömung stärker, und es gibt weniger Verkehr.«
    »Bravo, Chris Tall, du mauserst dich zu einem echten Schiffsjungen!« Kau-Ruck lächelte. »Genauso werden wir es machen.«
    »Außerdem verwischen wir unsere Spuren«, fügte der Polizist Sor hinzu. »Wem käme es schon in den Sinn, unseren Katamaran statt auf dem Kansas-River auf dem Flüßchen Neosho zu suchen!«

PASSKONTROLLE
    Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle, und am frühen Morgen setzte der Katamaran seine Reise auf dem Landweg fort. Diesmal meinte es der Wind gut mit ihnen. Kau-Ruck hatte einen flachen Uferstreifen gefunden, den der »Arsak« mühelos hinaufgleiten konnte. Das Schiff sprang nach kurzer Beschleunigung mit einem Satz aus dem Wasser ans Trockene. Nachdem

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