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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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ließ sich vorsichtig auf dem Fensterbrett nieder und spähte durch die Scheibe.
    Das Bild, das sich ihr bot, war friedlich: Farmer John saß am Tisch und schnitzte an einem kleinen Holzstück herum, offenbar an einer neuen Tabakpfeife. Missis Anna strickte, und ihr Enkel Chris Tall las eifrig in einem Buch. Sonst konnte Kaggi-Karr niemanden entdecken.
    Die Krähe klopfte mit dem Schnabel leise gegen das Glas. Alle ließen augenblicklich von ihrer Beschäftigung ab und schauten zum Fenster. Chris sprang sogar auf, um nachzusehen, wer noch so spät zu Besuch kam. Seit er bei Ilsor und Kau-Ruck auf der Rameria gewesen war, rechnete er ständig mit einem neuen Abenteuer. Er dachte oft an die kleinen Tiere, die er dort getroffen hatte, die drei possierlichen Puschel. Ohne sie war es ihm manchmal richtig langweilig.
    Chris war im Nu am Fenster, doch er konnte aus dem hellen Zimmer heraus in dem Dunkel nichts erkennen. Erst als er das Fenster öffnete, sah er den großen, ein wenig zerzausten Rabenvogel, der nun in die Stube geflattert kam. Er beschrieb einen Kreis im Zimmer, ließ sich auf einer Stuhllehne nieder, neigte den Kopf zur Seite und schaute den Jungen aus kleinen blitzenden Äuglein spöttisch an.
    »Kaggi-Karr!« rief Chris Tall überrascht. »Aber ja, tatsächlich, das ist Kaggi-Karr aus dem Zauberland!«
    John und Missis Anna erkannten den Gast gleichfalls. Die Krähe war ja schon öfter hier gewesen und einmal, als sie Elli im Kampf gegen Urfin Juice zu Hilfe rufen wollte, vom Nachbarjungen Timmi sogar ziemlich barsch behandelt worden. Auch mit dem Hündchen Totoschka hatte sie sich mehrfach auseinandersetzen müssen.
    Kaggi-Karr flatterte von der Stuhllehne auf den Fußboden und begab sich von dort aus, würdevoll watschelnd, zur Tür. Unterwegs schaute sie sich mehrmals um, so als wollte sie die Anwesenden auffordern, ihr zu folgen.
    Natürlich hatten die drei längst begriffen, daß Kaggi-Karr nicht von ungefähr hier aufgetaucht war. Deshalb stand Farmer John auf und folgte schweigend der Krähe. Chris schloß sich ihnen natürlich an.
    Missis Anna blieb am Tisch sitzen und legte ihre Handarbeit beiseite. Sie blickte der Krähe mit gemischten Gefühlen hinterher. Jeder ihrer Besuche bedeutete ja, daß im Zauberland Hilfe gebraucht wurde, was gleichzeitig hieß: Sie mußte sich wieder einmal von ihren Lieben trennen und ungeduldig auf ihre Rückkehr warten. Diesmal freilich irrte sie zumindest in einem Punkt. Heute waren die Gäste erschienen, um der Familie Smith zu helfen, denn wie bekannt, war Charlie Black Missis Annas Bruder.
    Farmer John schlug, ohne zu zögern, die Richtung zu der kleinen Schlucht am Waldrand ein, dem üblichen Treffpunkt. Chris sprang erwartungsvoll um ihn herum, er fragte sich, wer diesmal aus dem Zauberland gekommen sein mochte: der Torwächter Faramant, Feldmarschall Din Gior, der Drache Oicho? Oicho ist auf jeden Fall dabei, dachte er, aber wer noch? Chris platzte fast vor Neugier.
    Endlich waren sie am Ziel. Aber halt, was hatte denn das zu bedeuten?! Aus der Senke ragte ein langer Mast auf. Chris rannte los. Gleich darauf bot sich ihm ein Anblick, den er hier, am Rand der Wüste, am allerwenigsten erwartet hätte. Unter dem Mast befand sich doch tatsächlich ein Schiff mit einer halbrunden kuppelförmigen Kapitänsbrücke auf dem Deck und einem aus zwei Teilen bestehenden Rumpf. Ein Katamaran, ein richtiger, echter Katamaran! Wo, um Himmels willen, war in ihrer Gegend, viele Meilen von der Küste entfernt, diese wunderschöne Jacht hergekommen! Bei seinen geliebten Mohnpiroggen hätte der Junge schwören können, daß die Senke am Morgen noch kahl und leer gewesen war.
    Der Katamaran hatte Anker geworfen, wie es sich für ihn geziemte, und an der Seite war ein Fallreep heruntergelassen. Oben an Deck aber standen, wie zur Begrüßung angetreten, zwei Männer. Den einen davon hätte Chris Tall unter Tausenden wiedererkannt: Es war der Pilot Kau-Ruck, mit dem er sich in den Ulzithöhlen auf der Rameria versteckt gehalten hatte. Damals, als er durch jenen unheimlichen Tunnel auf diesen Planeten gelangt und in große Gefahr geraten war. Mit Kau-Rucks und Ilsors Hilfe hatte er alles gut überstanden.
    Der zweite Mann dagegen war ihm unbekannt, doch mußte er dem Aussehen nach gleichfalls von der Rameria stammen. Wenn das keine Überraschung war! Chris stürmte in einem Satz das Treppchen hinauf und geradenwegs zu dem Piloten. Der nahm ihn fest in die Arme, strich ihm behutsam

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