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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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über die semmelblonden Haare und sagte lächelnd:
    »Ich freue mich, dich zu sehen, Junge von der Erde! Die besten Grüße auch von Ilsor und den Puscheln!«
    Dann machte Chris sich mit Sor bekannt, der ihm auf Anhieb gefiel. Die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Sor hatte schon viel von diesem aufgeweckten Bengel gehört. Auf der Rameria kannte ja jeder den kleinen Belliorer, wie die Erdenmenschen dort genannt wurden, der geholfen hatte, den Smaragdenregen zu erzeugen und so den Obersten Gebieter Guan-Lo zu stürzen.
    Mittlerweile war auch Farmer John oben auf der Treppe angelangt und begrüßte die Gäste freudig. Kau-Ruck setzte ihm ohne Umschweife auseinander, was der Löwe Grau von Charlie Black berichtet hatte.
    John und Chris waren sehr erfreut zu hören, daß der Seemann noch vor kurzem gesund und munter gesehen worden war, ja sogar sein zweites Bein wiederbekommen hatte.
    »Ich hab immer gewußt, daß Charlie auch diesmal mit heiler Haut davonkommt!« rief John Smith erregt. »Wir müssen diese gute Nachricht schnell Missis Anna überbringen, denn sie war sehr bekümmert, als sie vom Verschwinden ihres Bruders hörte. Kommt mit zu uns, dort können wir in Ruhe weiterreden.«

    Sie schlugen den Weg zur Farm ein und ließen Kaggi-Karr als wachhabenden Matrosen zurück. Sollte ein ungebetener Gast auftauchen, würde sie im Handumdrehen Bescheid geben. Doch John war überzeugt, daß sich niemand zu nächtlicher Stunde hier, in dieser abgelegenen Schlucht, einfinden würde.
    Die Unterhaltung dauerte bis tief in die Nacht. Schon lange hätte Chris ins Bett gemußt, doch da er geradezu flehend an den Lippen der Gäste hing und immer wieder beteuerte, kein bißchen müde zu sein, ließ sich selbst der gestrenge John erweichen. Natürlich hatte er längst begriffen, was sich der Bengel heimlich wünschte. Chris allerdings traute sich nicht, seine Bitte auszusprechen, er fürchtete, die Großeltern würden nein sagen.
    Währenddessen berieten John und Kau-Ruck die Möglichkeiten, den »Arsak« auf schnellstem Weg zum Golf von Mexiko zu bringen. Eine große Schwierigkeit war, daß es weder für die Besatzung noch für das Schiff gültige Papiere gab. Aber der alte John wußte Abhilfe. Er bat seine Gäste um einen Augenblick Geduld, ging in sein Zimmer und kam nach einer Weile mit einem amtlichen Schreiben wieder. Daraus ging hervor, daß er und Charlie Black Besitzer einer Hochseejacht wären.
    »Als Charlie seinerzeit auf die Idee kam, sich ein eigenes Schiff zuzulegen«, sagte der Farmer triumphierend, »um Handel mit seinen Freunden von der Insel Kuru-Kusu zu treiben, hab ich ihm tausend Dollar geliehen. Doch Charlie wollte keine Schulden bei mir machen und ließ mich kurzerhand als Miteigentümer eintragen. Wenn wir nun den Namen des Katamarans einfügen, besitzt der ›Arsak‹ vollwertige Bordpapiere. Euch beide aber heure ich einfach als Matrosen an, die meine Jacht an die mexikanische Küste überführen. Bei dieser Gelegenheit«, John seufzte und legte eine längere Pause ein, bevor er fortfuhr, »kann unser Enkel Chris dann gleich seinen Onkel besuchen.«
    Diese letzten Worte kamen völlig unverhofft und lösten bei den Anwesenden unterschiedliche Reaktionen aus. Während Kau-Ruck ernsthaft und zugleich erleichtert nickte, Sor dem Jungen zuzwinkerte, Missis Anna aber die Hände über dem Kopf zusammenschlug, stieß Chris einen solchen Freudenschrei aus, daß selbst Kaggi-Karr auf der Mastspitze des Katamarans aus ihrem Halbschlaf hochschreckte und erregt nach irgendwelchen Wüstenpiraten Ausschau hielt.
    Kau-Ruck sorgte geschickt wieder für Ruhe:
    »Schiffsjunge Chris Tall«, befahl er, »in meiner Eigenschaft als Kapitän ordne ich an: Ab in die Koje!«
    »Aye, aye, Sir, ab in die Koje!« Der Schiffsjunge Chris Tall salutierte und verschwand so schnell ins Bett wie nie zuvor.
    Damit war die nächtliche Beratung zu Ende. Kau-Ruck und Sor beschlossen, wieder an Bord zu gehn, auch wenn die Farmersleute sie zu überreden suchten, im Haus zu übernachten.
    »Wir müssen Kaggi-Karr ablösen«, scherzte Kau-Ruck. »Disziplin ist auf einem Schiff das oberste Gebot.«
    Die Krähe war höchst beglückt, als die beiden eintrafen und sie ihren Beobachtungsposten auf der Mastspitze gegen ihr behagliches Nest in einem zusammengerollten Tau eintauschen konnte. Der Kapitän und der Matrose aber machten es sich auf ihren Klappkojen bequem.

AUF DEM WASSER
    Der nächste Tag wurde ganz und gar durch

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