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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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der Baum erschlägt! Und mach den Motor an!«
    Jonathan schob das Steuerruder herum, riss am Anlasser des Motors – nichts geschah. Die Mariposa schoss nur so vorwärts, stand auf ihrer Leekante wie auf einer Schlittschuhkufe … Wellen schwappten über die Reling und sammelten sich im Boot. Die leeren Wasserkanister kullerten über das Deck, einer wurde von einer Welle mitgenommen. Jonathan riss noch einmal am Anlasser. Diesmal gab der Motor ein unwilliges Geräusch von sich – und verstummte. Der Regen peitschte Jonathan ins Gesicht, er sah kaum noch, was er tat. Er spürte etwas Kleines, Weiches an seinem bloßen Fuß: Carmen. Jetzt sah er auch, dass sich Eduardo, Oskar und Kurt ängstlich am Fuß der Treppe drängten, vor der Kajüte. Es gelang ihm, das Ruder für einen Moment festzuhaken, und er machte einen Satz nach vorn und öffnete die Kajütentür, um die Tiere in Sicherheit zu bringen. Sie taumelten so panisch ins Dunkel, dass eines über das andere fiel. Jonathan warf die Tür zu und kehrte zum Steuer zurück. José hatte es inzwischen geschafft, die Fock einzurollen. Warum begann er mit der Fock? Jonathan sah, wie er das Tau um die eingerollte Fock wand, doch dann riss der Sturm es ihm aus der Hand und trug es über Bord. José sah sich um und rief etwas. Ein Tau! José brauchte ein Seil. Irgendeines. Jonathan sah sich um. José hatte das Schiff aufgeräumt. Es gab keine losen Seile und Bändsel mehr, die am Mast hingen. Sie lagen alle ordentlich zusammengerollt unter Deck, aber gerade hatte Jonathan vergessen, wo. Er ließ das Steuer mit einer Hand los, löste seinen Gürtel und zog ihn aus den Schlaufen. José war schon übers Kajütendach geklettert und streckte die Hand nach dem Gürtel aus.
    »Das Großsegel krieg ich nicht ab!«, rief José. »Das Fallsegel klemmt! Das Messer …«
    Damit kletterte er zurück nach vorn und sicherte die Fock. Alles, was Jonathan in der Zwischenzeit tun konnte, war, das Steuer festzuhalten und Angst zu haben. Die Nacht, die er allein an Deck verbracht hatte, war nichts gewesen im Vergleich zu dieser Nacht. Dies war vielleicht das Ende der Mariposa. Er hatte gesehen, dass auch José Angst hatte. Zwei weitere Kanister wurden über Bord gerissen. Der Pazifik warf weitere Wellen ins Boot. Die Mariposa lief voll. Er drehte sich um und sah, dass das größere Boot zurückgeblieben war. Aber der andere Segler hatte ein gutes Stück aufgeholt. Auch er stand beinahe senkrecht auf einer Kante, er jagte dahin wie die Delfine im Wasser. Aber er war geschmeidiger als die Mariposa. Leichter. Einfacher zu steuern. War es wirklich Waterweg, der dieses Boot segelte? Hatte auch er Angst? Er holte auf, langsam, aber sicher …
    José war wieder da und nahm Jonathan das Steuer aus den Händen.
    »Jetzt«, sagte er. »Jetzt stellen wir sie in den Wind und kappen endlich das Großfall.«
    Jonathan deutete stumm auf den Segler hinter ihnen. »Das würde ich nicht tun. Nicht, ehe du den Motor ankriegst. Sonst holt er uns ein.«
    José fluchte. »Warum hast du den Motor nicht …?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich hab es nicht geschafft. Versuch du es.«
    »Dann hol du das Messer. In der Kajüte. Hinter den Dosen auf dem rechten Regal.«
    Jonathan nickte. Als er die Kajütentür öffnete, merkte er, wie seine gürtellose Hose rutschte. Es gab nichts, was jetzt gerade unwichtiger war als eine Hose, und doch schien es wie ein Symbol. Auch er verlor eine falsche Schlangenhaut, wie der Pazifik. Für einen Moment fragte er sich, ob die Sachen, die er trug, dem Jonathan Smith gehört hatten, mit dessen Pass er unterwegs war. Er hatte ihn nicht gekannt. Waterweg hatte die Pässe besorgt. Waterweg, der jetzt vielleicht hinter ihnen her war, im Auftrag eines wahnsinnigen Deutschlands. Waterweg, den er hasste.
    Er dachte all diese Gedanken in einer einzigen Sekunde, während er in die Kajüte kletterte, um Josés Messer zu suchen. Die Tür fiel hinter ihm zu. Es war schwierig, den Halt auf dem schrägen Boden nicht zu verlieren und gleichzeitig im Dunkeln zu tasten. Ein paar Dosen fielen vom Regal und er fluchte auf Deutsch.
    In diesem Moment wurde es in der Kajüte hell. Sein eigener Schatten fiel auf die Wand vor ihm.
    »Sieh mal einer an«, sagte jemand hinter ihm auf Spanisch. »Na, sieh mal einer an.«
    Er fuhr herum und blickte in ein altes, bärtiges Gesicht. Hinter dem Mann gab es jetzt eine Öffnung in der Wand, die Öffnung zu einer verborgenen Koje. Jonathan sah Josés Mauser auf

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