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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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riesiger Vogel mit einem scharfen, mächtigen Schnabel und Krallen wie Küchenmesser sprang vom Fensterbrett in den Raum und flog geradewegs auf André zu.
    Der Vogel! Der Vogel in Anjalis Fenster und im Park.
    Ich zog André schützend an mich und wartete auf die Klauen, die mich aufschlitzten. Wie konnte ich André retten? Wie konnte ich mich retten?
    Da fiel mir die Feder wieder ein, die Mr.Mauskopf mir gegeben hatte, als ich ihm von dem Vogel erzählt hatte. »Wenn du in großer Not bist, lass sie fliegen«, hatte er gesagt. Ich suchte in meiner Tasche, fand die Feder und zog sie heraus. Ein Windstoß von den Schwingen des Vogels wehte sie davon.
    Das hatte nichts gebracht. Ich spürte, wie sich die Klauen in meinen Mantel bohrten.
    Da erschien plötzlich ein weiterer dunkler Schatten im Fenster, stürzte sich auf den Vogel und packte ihn an der Kehle. Der Neuankömmling war kein Vogel, sondern ein großer Hund. Aber ein großer geflügelter Hund. Ich starrte ihn an, und langsam erkannte ich ihn wieder. Es war Greif – Mr.Mauskopfs Hund, den alle Bibliothekare nur die Bestie nannten. Greif hatte Flügel.
    »Das ist Greif«, schrie ich. »Der Hund meines Lehrers.«
    Die Wohnung von Mr.Stone war für New Yorker Verhältnisse riesig, aber für einen Kampf zwischen einem geflügelten Hund von der Größe eines Löwen und einem Vogel von der Größe eines Kondors war sie bei weitem nicht groß genug. Sie krachten durch die Luft, warfen Lampen um und stürzten Statuen zu Boden. Schon waren überall Blutflecken an den Wänden. Greif hielt die Kehle des Vogels gepackt, während der Vogel nach allem schlug, was er erwischen konnte.
    Der Kampf war schnell vorbei. Der Vogel hatte das Ende von Greifs Schwanz im Schnabel, aber Greif schüttelte ihn ärgerlich an der Kehle. Der Vogel röchelte und wehrte sich nicht mehr. Greif ließ ihn fallen, und er schlug schwer wie ein Baseballhandschuh auf dem Boden auf, wo er schwach mit den Flügeln schlug. Blut lief ihm über den Hals, und ein Flügel stand in einem unmöglichen Winkel vom Körper ab.
    »Klasse, Greif!«, schrie ich.
    Greif bellte kurz und fröhlich. Mit einem Schwanzwedeln schleuderte er etwas quer durch den Raum auf mich zu.
    »Das
Kuduo!
Du hast es gefunden.« Ich kniete mich hin, so dass André es anfassen konnte, während ich ihn weiterhin auf den Armen trug. »Magst du die Schachtel für mich aufheben, Schatz?«, sagte ich.
    Er klemmte sich das
Kuduo
in seine kleinen Ärmchen. »Okay, Libbet, ich hab es«, sagte er.
    Der Vogel krächzte. Ich schaute auf. Mr.Stone stand im Türrahmen.
    »Miss Rew, Miss Rao, ich wusste, dass Sie zurückkehren würden. Aber was haben Sie mit meinem Vogel gemacht? Das ist aber auch zu ärgerlich.« Er ging rasch zum Vogel. Das verletzte Tier hob den Kopf und schlug mit dem Schnabel nach ihm. »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte Stone.
    Er hob eine Hand und schoss einen Lichtstrahl auf Jaya ab.
    Der Strahl prallte ab, aber ihr Umriss wellte sich. »Hören Sie auf damit! Ich hasse das«, sagte sie und schüttelte sich.
    Er hob die Hand erneut.
    »Lauf, Elizabeth! Bring das
Kuduo
in Sicherheit. Ich halte ihn auf«, rief Aaron, nahm irgendeinen Gegenstand und warf ihn in Mr.Stones Richtung, ohne zu treffen. Er war wirklich tapfer, zielte aber miserabel.
    »Aber ich habe nur einen Stiefel an.«
    »Lauf!«
    »Meine Siebenmeiler. Ihr habt mir die Siebenmeiler gestohlen? Ihr seid wirklich unartige Kinder. Wo ist der andere?«, fragte Stone und schaute sich um. »Ach, da ist er ja.« Er ging auf das Fenster zu.
    Ich rannte los, um ihn aufzuhalten, aber anscheinend war ich mit dem falschen Fuß zuerst aufgetreten, denn ich brauste plötzlich durch die Luft und kalte Dunkelheit schoss an mir vorbei.
    Ich rannte und hielt André an mich gedrückt.
    Einen Augenblick war ich verwirrt, dann packte mich die Aufregung. Das Tempo, die Luft. Ob Marc sich so fühlte, wenn er nach dem Ball sprang und sich über dem Korb drehte?
    Ich landete auf dem bestrumpften Fuß und sah mich hastig um. Große Ziegelsteingebäude. War das die Bronx? Queens?
    Bevor ich mich zurechtfinden konnte, erschien Mr.Stone hinter mir. Er hatte den anderen Schuh an. »Bleib stehen, Elizabeth, Weglaufen hat keinen Sinn«, meinte er.
    Auch wenn es keinen Sinn hatte, rannte ich weg. Die Luft, das Tempo, die Bewegung – voran. Nur voran! Die Welt verschwamm zu einem Hintergrund, sie war das Eis, auf dem ich einbeinig dahinglitt, während ich mich dem Rausch der

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