Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
Vom Netzwerk:
damit er etwas Privatsphäre hatte.
    »Aber dann solltet ihr besser beide gehen. Man braucht euch im Repositorium.«
    »Was ist mit Mr.Stone?«
    »Oh, seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen.«
    »In Ordnung.« Ich hoffte, dass ich ihr glauben konnte. »Wie kommen wir nach Hause?«
    »Wie ihr hergekommen seid: Folge deinen Füßen. Deine Turnschuhe werden dich hinbringen – das ist ihre Magie. Vergiss dein
Kuduo
nicht.«
    Ich wandte mich zu André um. »Fertig?«
    »Ich hab eine Sonne gemacht«, sagte er stolz und zeigte auf einen feuchten Kreis im Staub.
    »Mensch, ich kann sie sehen«, sagte ich.
    Als ich mich wieder umdrehte, war Grace verschwunden. Ich konnte Mr.Stone in weiter Entfernung sehen. Er war immer schlechter zu erkennen.
    André hob das
Kuduo
auf, und ich nahm ihn auf den Arm. Dann schnallte ich mir den Rucksack um und stapfte in irgendeine Richtung davon.

[home]
    Kapitel 25
    Der Garten der Jahreszeiten
    M ir war, als dauerte der Marsch Stunden – und als wären es tatsächlich meine Turnschuhe, die mir Kraft gaben. André schlief schließlich auf meinem Arm ein, das
Kuduo
eng an sich gepresst. Er war leicht wie ein Püppchen zum Ausschneiden. Die Sterne schienen um uns her zu Boden zu schweben wie kleine glitzernde Staubflecken.
    Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich zwischen Bäumen mit dunklen, kahlen Zweigen hindurchging. Das Licht um mich und André her veränderte sich, schimmerte in zartem Rosé, der Staub in der Luft leuchtete wie die dunklen Stellen in rosafarbener Zuckerwatte. Rote Staubkörnchen lagen auf meinen Schultern und auf Andrés Haaren wie Blütenblätter. Für Staubkörnchen waren sie groß, weich wie Seide und leicht gebogen. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es tatsächlich Blütenblätter waren.
    Die Äste waren jetzt eher grünlich. Kleine Blätter sprossen. Ich hörte zur Linken – oder zur Rechten? – fließendes Wasser und folgte dem Geräusch. Libellen durchschwirrten die Luft. Ein Reh huschte davon. André wachte auf und gähnte. »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Weiß ich nicht. Ich glaube, wir sind nicht mehr nirgendwo, aber ich weiß nicht, wo wir sind.«
    Vor uns spritzte ein Springbrunnen Wasser in die Höhe. Aaron lehnte sich gegen den Beckenrand. Er schien sich zu langweilen. Neben ihm machte Jaya einen Handstand.
    »Elizabeth! Da bist du ja«, rief sie, landete auf dem Rücken und setzte sich auf. »Warum hast du so lange gebraucht? Wir haben
ewig
auf dich gewartet.«
    »Da ist Jaya«, sagte André schlicht, befreite sich aus meinen Armen und rannte auf sie zu.
    »Was macht ihr hier?«, fragte ich. »Wo sind wir? Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Wir haben natürlich den Goldenen Schlüssel benutzt.«
    »An welchem Schloss?«
    »An der Tür. Von dieser Seite ist es ein Tor.«
    »Hallo, Elizabeth«, sagte Aaron. »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Du hast Blütenblätter im Haar.«
    »Wo sind wir hier? Wovon spricht Jaya überhaupt?«
    »Wir sind im Garten der Jahreszeiten.«
    »
Das
ist der Garten der Jahreszeiten?«
    Er nickte. »Der Spiegel sagte uns, dass wir dich hier treffen würden. Also haben wir mit dem Goldenen Schlüssel die Tür geöffnet – du weißt schon, die Tür im Verlies, direkt beim Fahrstuhl. Von der Seite sieht sie wie alle anderen Türen im Repositorium aus, aber von dieser Seite ist sie ein Eisentor in einer Steinmauer. Wie bist
du
hier hereingekommen? Du hast keinen Schlüssel. Gibt es noch einen anderen Eingang?«
    »Wir haben weder Tore noch Mauern gesehen; wir kamen von nirgendwoher«, sagte ich. Ich schaute mich nach einer Mauer um, sah aber keine. Die Gegend kam mir seltsam vertraut vor, als ob ich viele Stunden hier verbracht hätte, obwohl ich wusste, dass ich noch nie im Garten der Jahreszeiten gewesen war.
    Der Springbrunnen ließ die Luft nach Wasser riechen. Wasser und Herbstlaub. Wasser, Herbstlaub und Maiglöckchen. Und Erde. Und Schnee … Plötzlich erkannte ich den Ort wieder: Es war die Szene auf den Tiffany-Fenstern. Ich setzte mich auf und drehte ganz langsam den Kopf. Im Norden die rauhreifbedeckten Felsen, im Osten die blühenden Bäume, im Süden der grüne Wald voller Vögel und im Westen der Wald im Sonnenuntergang.
    »Wo bist du hergekommen?«, fragte Jaya.
    »Von nirgendwoher – da sind wir gelandet, als ich vor Mr.Stone davongerannt bin. Die obdachlose Frau, die im Hauptuntersuchungsraum döst, lebt dort. Grace.«
    André ließ sich neben mir auf den Boden gleiten,

Weitere Kostenlose Bücher