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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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Welt, wie er sie sieht, also weiß er, dass Anjali in Wahrheit ein Mensch ist. Allerdings sieht er die Welt auf grauenvolle Art und Weise. Und er ist schadenfroh. Außerdem muss man in Reimen mit ihm reden und kriegt niemals eine einfache, klare Antwort.« Ich nahm die kleine Messingstatue namens Marc aus dem Rucksack und stellte ihn neben mich. Der Spiegel zeigte ihn als kleinen menschlichen Marc.
    Ich sprach zum Spiegel:
    »Marc und Anjali, die zwei,
    wie bekommen wir sie frei?
    Was nützt der Schlüssel uns dabei?«
    Anjali antwortete aus dem Spiegel:
    »Du hast den Schlüssel, such das Schloss.
    Und nach dem Prinzen Doc, dem Boss.«
    Marcs Abbild fuhr fort:
    »
Bringt den verlornen Krug zurück.
    Dann fügt sich auch der Rest zum Glück.
    Ins Nirgendwo und dann zurück,
    und Kamm und Spiegel gebt zurück.
    Elizabeth, die geht voran –
    verliert ihr schönes Haar sodann.«
    »Was soll denn das heißen?«, schrie ich. »Wo sollen wir denn nach Dr.Rust suchen? Und wo nach dem Schloss? Wie kann ich ohne meinen Richtungssinn vorangehen? Wovon redest du überhaupt, du heimtückischer Spiegel?«
    Er sagte nichts. Natürlich nicht: Ich hatte ja nicht in Reimen geredet.
    »Außerdem: Was kümmert dich jetzt mein Haar? Das geht dich gar nichts an.«
    »Dein Haar, ganz klar, ist niedlich zwar, doch glänzt’s nur, wenn’s verzaubert war«,
erklärte mir Aarons Ebenbild im Spiegel.
    »Ich weiß zwar nicht, warum er über dein Haar spricht, aber der verlorene Krug muss das
Kuduo
sein«, sagte der echte Aaron. »Wir müssen es von Mr.Stone zurückbekommen. Immerhin steckt dein Richtungssinn darin, von meinem Erstgeborenen und den anderen Pfändern ganz zu schweigen. Vielleicht kann eines davon Anjali wieder in ein Mädchen verwandeln.«
    »Selbst wenn wir es zurückbekommen, gibt mir das meinen Richtungssinn nicht wieder. Es ist nämlich etwas schiefgegangen, als ich den … den Gegenstand, den ich mir aus dem Grimm-Sammelsurium ausgeliehen habe, zurückgeben wollte, für den ich meinen Richtungssinn als Pfand hinterlegt habe. Ich glaube, dass Mr.Stone den … den echten Gegenstand gestohlen hat.«
    »Du meinst den Kamm der Meerjungfrau? Den, mit dem du hübsch aussiehst?«
    »Äh, ja«, sagte ich und lief rot an. Ich hätte sie treten können.
    »Du hast deinen Richtungssinn für etwas hergegeben, das dich schöner macht? Darüber macht sich der Spiegel die ganze Zeit lustig? Das war doch völlig überflüssig«, sagte Aaron.
    »Danke, Aaron, das ist wirklich ein großer Trost«, schnappte ich.
    Unsere Gegenstücke im Spiegel lachten uns aus. Mein Ebenbild klimperte mit den Wimpern und fuhr sich durchs Haar; der Spiegel-Aaron schmachtete sie an. Ich hätte sie alle beide erwürgen können.
    »Wenn Mr.Stone den echten Kamm der Meerjungfrau hat«, meinte Jaya, »dann bekommst du auch deinen Richtungssinn zurück, wenn wir ihn zurückholen.«
    Ich wiegte den Kopf. »Vielleicht. Das
Kuduo
brauchen wir auf jeden Fall, aber ich weiß nicht, wie wir es zurückkriegen sollen. Ihr wisst doch, niemand außer seinem rechtmäßigen Besitzer kann es an sich nehmen. Also kann nur Marc es stehlen, und Marc ist gerade nicht in der Verfassung, irgendetwas zu stehlen. Im Augenblick ist er nichts als ein Briefbeschwerer aus Messing.«
    »Das stimmt nicht – Marc ist ja nicht das einzige Mitglied seiner Familie. Was ist mit seinem Bruder?«, fragte Jaya.
    »Wer, André? Das geht nicht. Das ist viel zu gefährlich. Er ist doch erst drei.«
    »Na und?«, meinte Jaya. »Warum kann ein Dreijähriger nicht der Held sein? André hat das Recht, seinem Bruder zu helfen.«
    »Ich glaube, sie hat recht«, meinte Aaron. »Das passt zu einem Sprichwort der Akan, das die Bibliothekare immer zitieren: ›Wir schicken das weise Kind als Boten, nicht das Kind mit den großen Füßen.‹ Außerdem brauchen wir ihn. Wir müssen nur gut auf ihn achtgeben und sicherstellen, dass er uns nicht gestohlen wird.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte ich, »aber André braucht
uns
. Marc hat gesagt, dass die Freundin seiner Mutter André beim Repositorium abgibt, und zwar ungefähr jetzt. Wir können ihn nicht da lassen. Wir müssen ihn abholen.«
     
    Aaron und Jaya warteten draußen, während ich ins Repositorium ging, um André zu holen.
    Er saß am Empfangstresen bei Sarah und spielte mit Datumsmarken. Seine Hände waren voller blauer Tinte.
    »Hallo, Libbet«, sagte er.
    »Hallo, Elizabeth«, sagte Sarah im Aufschauen. »Gehst du nach oben? Kannst du

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