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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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aber ich konnte sehen, wie sie entschied, dass in Anwesenheit einer Zehnjährigen wohl nichts allzu Verwerfliches geschehen würde. »Gut, Schatz. Aber vergiss nicht, dass du mir versprochen hast, bis Montag deine Wäsche zu waschen.« Sie schloss die Tür.
    Jaya ließ Anjali der verschlossenen Tür zuwinken. Sie war ziemlich gut im Strippenziehen.
    »Mal sehen, ob wir Anjali zurückverwandeln können«, sagte Aaron, nahm Ms.Badwins Zauberstab aus seinem Rucksack und berührte Anjali vorsichtig damit.
    Jaya ließ Anjali die Hände in die Hüften stemmen. »Das war wohl nichts, ich bin immer noch eine Marionette«, sagte sie in einer wenig schmeichelhaften Parodie von Anjalis angenehmer, hoher Stimme.
    »Versuch es mit dem anderen Ende«, schlug ich vor.
    Aaron drehte den Stab um und stieß Anjali erneut an. Wieder nichts.
    Jaya ließ Anjali den Kopf schütteln und setzte die Marionette ab. »Lass mich mal probieren«, sagte sie und schnappte sich den Stab.
    »Nein, Jaya. Lass ihn los!«
    Ihr Umriss verschwamm, aber der Zauberknoten hielt. »Warum hat der Stab Marc überhaupt verzaubert?«, fragte sie. »Ich habe ihm doch einen Schutzknoten gemacht.«
    »Er musste ihn abnehmen«, sagte ich. »Wir mussten den Schrumpfstrahler einsetzen, um an den Goldenen Schlüssel zu kommen.«
    »Warum habt ihr mir das nicht gesagt? Ich hätte einen neuen machen können.«
    »Du hast recht. Das war ein Fehler.«
    Jaya genoss es, dass ihr jemand sagte, dass sie recht hatte. »Wir machen alle mal Fehler«, erklärte sie huldvoll.
    Aaron fummelte an dem Zauberstab herum. »Hat Gloria Badwin nicht davon gesprochen, dass sie die Einstellung verändert habe?«, fragte Aaron. Er bog den Aufsatz erst in die eine und dann in die andere Richtung, bis ein Klicken ertönte. Er berührte Anjali erneut. Das Ende des Zauberstabs glühte strahlend grün.
    »Was das wohl bedeutet?«, meinte er. »Jaya, kannst du mir eine der anderen Prinzessinnen geben?«
    Jaya öffnete das Kästchen und nahm eine Porzellanschäferin mit Spitzenbesatz und eine Inka-Statuette mit einem Kopfschmuck aus Federn heraus. Der Stab erglühte im selben strahlenden Grün wie bei Anjali, als Aaron das Inkamädchen anstupste. Als er die Porzellanpuppe damit berührte, glühte er gelblich grün auf.
    »Ob grün aus königlichem Hause bedeutet? Such doch mal die russischen Puppen heraus«, schlug Aaron vor.
    Jaya tastete in dem Kästchen herum. »Da.«
    Nur die innerste Puppe, die angebliche Anastasia, brachte den Stab zu einem winzigen grünen Funkeln. Die anderen vier Puppen ergaben Rot – das zeigte vermutlich das völlige Fehlen königlicher Abstammung an.
    »Interessant«, sagte Aaron und berührte mich mit dem Stab. Der Stab wurde rot. »Du bist anscheinend wirklich eine Küchenmagd und keine Prinzessin.«
    »Ich bin Schülerin und Page, besten Dank. Ich habe nie behauptet, königlicher Abstammung zu sein«, sagte ich. »Her damit – du machst den Stab bestimmt auch rot.«
    Das stimmte. Wir probierten den Zauberstab aus, bis wir uns sicher waren, dass wir beide Einstellungen im Einsatz gesehen hatten. Der Stab konnte entweder königliche Abstammung aufzeigen oder in der anderen Einstellung Prinzen und Prinzessinnen in kleine Figuren verwandeln.
    »Billigware. Da habe ich wohl mal wieder am falschen Ende gespart, als ich das billige Importmodell genommen habe«, ließ Jaya Anjali mit Ms.Badwins Stimme sagen.
    »Du solltest Schauspielerin werden, Jaya – du machst das wirklich gut«, befand ich.
    Aaron verdrehte die Augen, aber ich konnte ihm ansehen, dass er sie auch lustig fand. »Und jetzt? Fragen wir den Spiegel um Rat?« Er wies auf die Wand, wo noch immer seine Decke hing.
    Mir schauderte. »Müssen wir wirklich?«
    »Was ist das für ein Spiegel, und was ist so schlimm daran?«, fragte Jaya.
    »Das ist der von Schneewittchens Stiefmutter. Er ist böse. Er manipuliert Menschen und macht sich über sie lustig«, erklärte ich.
    »Und das findest du so schlimm? Ich weiß, wie man mit solchen Leuten umgeht«, sagte Jaya. Sie zog die Decke weg und enthüllte den Spiegel.
    Er zeigte eine einigermaßen normale Version von Aaron und mir (vielleicht sahen wir ein wenig bösartiger aus als sonst), aber Anjali spiegelte sich als menschliches Mädchen in Puppengröße.
    »He, schaut euch mal Anjali an«, sagte Jaya. »Wieso kann er das? Das ist doch ein Spiegel. Muss er die Dinge nicht so zeigen, wie sie sind?«
    »Er kann nichts erfinden«, sagte ich, »aber er zeigt uns die

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