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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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unbeschädigt.
    Ich schnüffelte mich durch meinen Wagen. Ein paar der Gegenstände hatten diesen mysteriösen, wechselnden Geruch, aber die meisten rochen nach fast gar nichts.
    »Was machst du da?«, fragte Aaron.
    »Ich sortiere die Fälschungen aus. Die hier sind in Ordnung, aber die hier riechen falsch – ich meine, sie riechen normal. Sie sind unmagisch.«
    »Du kannst Magie riechen?«
    »Du nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Ich hab es nie ausprobiert.«
    Ich gab ihm einen Kamm, der nach Austernschalen roch, nein, nach nassem Marmor. »Riech an dem hier, der Geruch ist ziemlich stark. Kannst du es riechen?«
    Er schnupperte und schüttelte den Kopf. »Ich rieche nichts. Aber ich glaube trotzdem, dass du recht hast. Er hat dieses Schimmern.«
    »Was für ein Schimmern?«
    »So als ob … keine Ahnung … die Farbe halt. So eine Art … das ist schwer zu beschreiben. Es ist, als wären die Farben in Bewegung. Als ob es mehr Farben gäbe als die, die man sieht.«
    Ich kniff die Augen zusammen und nahm den Kamm ins Visier, aber mir fiel nichts Ungewöhnliches an der Farbe auf. Für mich sah er wie ein ganz normaler Perlmuttkamm aus. Ich streckte meine Hand aus. »Gib mal her, ich will ihn ausprobieren.«
    Er hielt ihn von mir weg. »Schlechte Idee! Kämme können tödlich sein! Erinnerst du dich an Schneewittchen?«
    »Oh, ist das der Kamm aus Schneewittchen?« Ich erinnerte mich daran, dass Schneewittchens Stiefmutter die Prinzessin mit einem vergifteten Kamm gelähmt hatte. Ich wollte mit dieser Familie wirklich nichts mehr zu tun haben, insbesondere nicht nach meinem kürzlichen Gespräch mit dem Spiegel. »Woher stammt er?«
    Aaron suchte in Ms.Callenders Liste. »Laut Liste ist es der Kamm einer Meerjungfrau«, sagte er. »Mittelmeerraum. Ohrschnecke.«
    »Oh. Dann ist doch alles in Ordnung. Meerjungfrauen sitzen nur auf Steinen herum, kämmen sich und locken Seeleute in ihr Verderben. Da kann eigentlich nichts passieren, es gibt hier kein Wasser, in dem du ertrinken könntest. Gib ihn mir.« Ich hielt meine Hand wieder hin.
    »Solltest du dich nicht vorher ein bisschen genauer erkundigen?«
    »Heute ist mein Glückstag. Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Dass du dich in
meiner
statt in Anjalis Gegenwart wie ein liebeskranker Tolpatsch benimmst?«
    Wurde er rot? »Ja, richtig.« Er gab mir den Kamm. »Leg los. Aber gib nicht mir die Schuld, wenn dein Haar zu Seegras wird.«
    Ich ließ den Kamm durch meine Haare gleiten. Es fühlte sich großartig an, wie eine prickelnde Kräutermassage. Ich kämmte mich eine Weile und schnurrte dabei geradezu vor Vergnügen. Ich schüttelte meinen Kopf aus und kämmte zuerst die eine und dann die andere Seite, dann beugte ich mich vor und kämmte mich vom Nacken bis zum Scheitel.
    »Macht’s Spaß?«, fragte Aaron.
    »Mm, es ist großartig! Hast du dich jetzt in mich verliebt?«
    Er schnaubte. »Davon träumst du.«
    »Ehrlich, ist irgendwas passiert? Sieht mein Haar anders aus?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sieht für mich immer noch wie Haar aus.«
    Ich hielt mir eine Strähne vor die Augen, aber es sah nicht verändert aus. Dafür fühlte es sich anders an. Voller, seidiger, irgendwie weich fließend, so wie sich Haar im allerbesten Fall anfühlt, kurz nachdem man es gewaschen hat und bevor es richtig trocken ist. Wie aus der Zeitlupe in einer Shampoo-Werbung.
    »Du hast nicht zufälligerweise einen Spiegel dabei?«
    Aaron schnaubte noch mal. »Wo denn? In meiner Handtasche? Ich bin ein Kerl, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    Ich wollte schon in einen Spiegel im Sammelsurium schauen, aber ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Selbst wenn ich einen finden würde, der nicht böse war, wie könnte ich sicher sein, dass die Veränderungen an meinem Äußeren ein Resultat der Magie des Kamms waren und nicht des Spiegels?
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, es hat funktioniert.«
    »O ja«, sagte Aaron, »das glaube ich auch.« Zu meiner Überraschung griff er mit seinen Fingern in meine Haare und ließ sie hindurchgleiten. »Sie sind toll … Sie haben eine tolle … Farbe.« Dann zog er schnell die Hand zurück und drehte sich weg.
    Nach einem kurzen Moment des Schweigens räusperte ich mich. »Also, äh, was meinst du, hat das zu bedeuten?«
    »Was das zu bedeuten hat?« Er lief puterrot an.
    »Ich meinte«, sagte ich schnell, »sind diese ganzen toten Gegenstände

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