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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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wird. Wenn Mädchen in ein bestimmtes Alter kommen, stellen sie fest, dass sie sich verändern. Die Veränderung wird durch sogenannte Hormone verursacht. Das sind Chemikalien, die als Botenstoffe für die Fortpflanzungsorgane tätig sind. Dadurch wird Blut‑«
    »Okay, okay, das genügt. Ich habe verstanden. Du willst mir einfach nicht erzählen, worum es wirklich ging. Welche Hälfte willst du?« Er hielt einen Papierstapel in jeder Hand.
    Ich nahm die Listen in seiner rechten Hand, und wir gingen in unterschiedliche Richtungen davon und schoben unsere Handwagen durch die Reihen von Vitrinen.
    Meine Hälfte der Liste von Ms.Callender enthielt ziemlich viel Kleidung: Mäntel, Helme, Kleider, Schnallen, Schleier und die unvermeidbaren Schuhe. Ich fand alle an den dafür vorgesehenen Plätzen, bis auf einen Armreif. Als ich ihn holen wollte, fand ich nur einen hölzernen Platzhalter in Form eines Armreifs, mit einem Etikett, dass das Original seit 1929 vermisst werde. Ich machte mir eine entsprechende Notiz.
    Aber als ich die Gegenstände aus den Regalen nahm, fiel mir auf, dass etwas an ihnen merkwürdig war. Nur was? Das nagte an mir, als ich meine erste Wagenladung auf dem Tisch stapelte und mit dem Papierkram anfing. Ich füllte für jeden Gegenstand einen Schein aus, mit Ms.Callender als Besteller. Der Papierkram dauerte länger als das Sammeln der Gegenstände.
    Aaron kam mit einer Ladung zurück – es waren größtenteils Musikinstrumente. Er setzte sich hin, um die Scheine auszufüllen.
    »Was soll ich bei
Grund der Ausleihe
eintragen?«, fragte ich.
    »Ich schreibe
Intern
. Sie verlassen das Repositorium ja nicht.«
    Ich nahm das nächste Stück in die Hand, ein kleines, metallenes Fernglas. Auch damit stimmte etwas nicht. »Was ist nur mit diesen Sachen los?«, fragte ich.
    »Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht – sie fühlen sich einfach nicht richtig an.« Ich legte meinen Stift weg und ging hinüber zu Aarons Wagen. »Was ist mit deinen? Fühlen die sich auch falsch an?« Ich nahm eine hölzerne Flöte und blies hinein. Sie gab einen rauhen, hölzernen Ton von sich, wie ein billiges Aufnahmegerät.
    »Halt!«, schrie Aaron.
    Ich nahm die Flöte vom Mund. »Was ist denn? Was ist los?«
    Er sah verängstigt und verwirrt aus. »Das ist eine verzauberte Flöte. Sie stammt aus der gleichen Abteilung wie die Flöten des Rattenfängers von Hameln. Man kann nicht aufhören zu tanzen, wenn du sie spielst. In einigen Geschichten tanzen sich die Leute zu Tode.«
    »Echt? Aber du tanzt ja gar nicht.«
    »Zum Glück! Vielleicht braucht sie ein paar Takte, um warm zu werden. Oder vielleicht spielst du nicht gut genug.«
    Ich hob die Flöte wieder an.
    »Halt!« Aaron griff nach meiner Hand. »Hast du mir nicht zugehört? Willst du mich umbringen?«
    Seine Hand war kalt. Ich schüttelte sie ab. »Lass mich los, ich will nicht spielen.« Ich hielt mir die Flöte an die Nase und roch daran. Sie roch nach altem, leicht verstaubtem Holz. »Findest du, dass die richtig riecht?« Ich hielt sie ihm hin.
    Er schnupperte daran und zuckte mit den Schultern.
    Ich roch wieder an ihr. »Ich glaube, das ist es, was mit all diesen Sachen nicht stimmt: Sie riechen nicht richtig.« Ich schnüffelte an einem Becken; es roch nach Messing. Ein Blasebalg roch nach verstaubtem Leder. Auf meinem eigenen Wagen roch ein Mantel nach Wolle, ein Unterkleid aus Leinen nach Weichspüler und eine goldene Anstecknadel nach gar nichts.
    »Was soll das hier bewirken?«, fragte ich und hielt einen muffig riechenden Handschuh hoch.
    Aaron sah auf der Liste nach. »Er macht deine Hand stark.«
    Ich zog ihn mir über.
    »Mach das nicht! Du kannst großen Ärger bekommen. Du weißt, dass wir den Kram nicht benutzen sollen.«
    »Spielt keine Rolle, ich habe das Gefühl, dass er sowieso nicht funktionieren wird«, sagte ich. »Daumenringen?« Ich streckte meine behandschuhte Faust aus. Er nahm sie und quetschte meinen Daumen sofort ein. Ich kämpfte und wand mich, aber ich bekam ihn nicht raus.
    »Hör auf, mit deinem Ellbogen zu wedeln, du schummelst«, sagte er.
    »Okay, okay, lass los. Der Handschuh funktioniert ganz eindeutig nicht. Ich glaube, das sind alles Fälschungen.«
    »Lass mich mal ausprobieren.«
    Ich reichte ihm den Handschuh, und er zog ihn an. Er griff sich die Ecke des Metallschreibtischs und versuchte sie einzudrücken; nichts passierte. Er schlug gegen die Wand. »Autsch!«, sagte er und schüttelte seine Hand. Die Wand schien

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