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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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schlimm«, sagte Marc. Er rieb sich sein Gesicht mit der Hand.
    »Woher weiß Aaron, dass Marc die Schuhe genommen hat?«, fragte Anjali. Hörte ich da die Andeutung einer Anschuldigung in ihrer Stimme?
    »Ich weiß nicht, wie er das mitbekommen hat.«
    »Ich habe es ihm selbstverständlich nicht gesagt und Anjali auch nicht, also wer hat es erzählt?«, sagte Marc.
    »Wieso hätte ihm das jemand erzählen müssen?«, fragte ich. »Er hat dich gesehen. Ihr seid beide wochenlang mit den Schuhen unterwegs gewesen. Er ist weder blind noch dumm. Und er hat einen Grund, dich nicht zu mögen.«
    »Welchen Grund denn?«, fragte Anjali.
    »Er ist eifersüchtig auf Marc, weil er dich mag.«
    »Was für ein unerfreulicher Gedanke«, sagte Anjali. »Aber was machen wir jetzt?«
    Marc verzog seine Lippen auf diese hochmütige und verächtliche Weise.
    »Aaron meint es nicht böse«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, dass er dich nicht verpfeifen wird, bevor er davon überzeugt ist, dass du der Dieb bist. Du musst ihn nur davon überzeugen, dass du die Gegenstände nicht genommen hast.«
    »Wie soll ich das machen?«, giftete Marc.
    Ich hasste es. Da hatte ich endlich Freunde gefunden, und jetzt waren sie sauer auf mich. »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich will doch nur helfen.«
    »Das Beste, was wir machen können«, sagte Anjali, »ist herauszufinden, wer sie wirklich genommen hat.«
    »Genau das versuchen Ms.Callender und Dr.Rust«, sagte ich.
    »Wir müssen das hinkriegen, bevor Aaron sich dazu entscheidet, ihnen von Marc zu erzählen. Sonst werden sie vielleicht einfach annehmen, er wäre der Dieb, und aufhören zu suchen.«
    »Gut, aber wie?«, fragte ich.
    »Hast du die Liste?«, fragte Anjali.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ms.Callender hat uns kein Exemplar dagelassen, aber ich wette, sie hat sie auf ihrem Schreibtisch.«
    »Darum kümmere ich mich«, sagte Anjali. »Könnt ihr euch morgen nach der Schule im Café in Lexington mit mir treffen?«
    Als ich am nächsten Tag im Café ankam, waren Anjali und Marc schon da und warteten auf mich. »Ich zeige euch mal was«, sagte Anjali und nahm ihren teuren Laptop aus ihrem teuren Rucksack. Sie rief eine Tabelle auf. »Das hier sind alle Gegenstände auf der Liste, zusammen mit Informationen über die letzten zehn Male, die sie angefordert oder herausgegeben wurden. Ich habe alles zusammengetragen, was mir eingefallen ist und das ich für sinnvoll hielt. Wie zum Beispiel andere Gegenstände, die der Gast zur gleichen Zeit mit ausgeliehen hat, und deren Aufzeichnungen. Oder die Zugehörigkeit der Gäste zu Unternehmen und die Kontaktinformationen. So was halt.«
    »Wow«, sagte Marc, »du hast die ganzen Informationen über die ganzen Gegenstände in der Kartei durchgesehen und eingetippt? Das muss ein riesiger Berg Arbeit gewesen sein.«
    Anjali schüttelte den Kopf. Sie sah ziemlich zufrieden mit sich aus. »Kopierer und Scanner sind nicht wirklich geeignet für handgeschriebene Kartenkataloge oder Bestellscheine – es hätte bestimmt eine ganze Woche gebraucht, das so zu machen. Ich habe einen Digitizer aus der Chresto benutzt. Der funktioniert auf Knopfdruck. Und zwar sofort.«
    »Schlau«, sagte Marc. Er schien beeindruckt zu sein.
    »Was ist ein Digitizer?«, fragte ich. »Und was ist die Chresto?«
    »Die Gibson-Chrestomathie, du weißt schon. Eine der anderen Sondersammlungen im Verlies«, sagte Anjali. »Ein Digitizer transformiert Dinge aus der Realität in die Virtualität. Er gibt eine Darstellung der Eingabe aus.«
    Die Kellnerin kam vorbei und füllte Anjalis und Marcs Kaffeetassen.
    »Was heißt das? Was für eine Art Eingabe?«, fragte ich.
    »Alles Mögliche«, sagte Anjali. »Ein Apfel. Eine Maus. Ein Sessel. In diesem Fall ein großer Stapel Bestellscheine und Katalogkarten und die Notizen von Ms.Callender.«
    »Und was passiert mit dem Sessel und den Notizen?«
    »Das kommt auf die Einstellung an. Ich hatte den Digitizer auf
Computer-Datenbank
eingestellt. Aber man kann ihn für alles Mögliche benutzen. Er könnte zum Beispiel ein Bild des Apfels erzeugen oder eine poetische Beschreibung des Sessels.«
    »Was passiert mit dem Original des Sessels? Oder des Apfels, oder was immer?«
    »Das hängt auch von der Einstellung ab. Ich habe den Digitizer auf Duplizieren statt auf Ersetzen gestellt, deswegen hat er einfach nur Datenkopien der Papiere gemacht. Die Originale sind immer noch in Magazin sechs.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, wandte ich ein. »Was

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