Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
noch einmal bei der Galerie Sounders & McInnerty vorbeischauen zu müssen. Irgend etwas war dort geschehen oder würde vielleicht geschehen...
Eine schier unerträgliche innere Unruhe erfasste mich.
Es war mir plötzlich gleichgültig, ob ich an diesem Morgen noch rechtzeitig in die NEWS-Redaktion kam. Ganz kurz erschien ein Bild vor meinem inneren Auge.
Jim Fields Gesicht, furchtbar verzerrt, wie unter einer unsagbaren Qual...
Dann das Klirren von Glas...
Die Vision war vorbei. Ich wusste nur, dass ich so schnell wie möglich zur Galerie fahren musste. Irgend etwas war mit Jim, seinem Bild, seiner Seele... Ich hatte keine Ahnung.
Während ich an einer Kreuzung stand, nahm ich das Handy heraus und versuchte Tom zu erreichen. Wenigstens er sollte wissen, was ich tat. Ich wusste, dass er mich verstehen würde, auch wenn ich ihm außer meiner Ahnung keinen vernünftigen Grund dafür hätte angeben können, dass ich diesen Umweg machte.
Ich erreichte ihn allerdings nicht. Und so hinterließ ich ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter seines Apparates in der Redaktion.
Als ich die Galerie erreichte, parkte ich im Halteverbot und stieg aus. In der Seitenstraße, in der Sounders & McInnerty ihre Ausstellungsräume hatten, herrschte eine gespenstische Stille.
Nur wenige Fahrzeuge parkten am Straßenrand. Nebelschwaden krochen über den Asphalt.
Ich stieg aus und blickte mich um. Der Schlüssel zur Galerie, den Evelyn Sounders mir gegeben hatte, steckte in meiner Handtasche.
Für Sekundenbruchteile spürte ich jenen charakteristischen Druck hinter meinen Schläfen, der mir die Anwesenheit übersinnlicher Energien verriet.
Dazu machte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. ich überquerte die Straße und ging auf den Eingang der Galerie zu. Der Schlüssel passte. Ich drehte ihn herum und trat ein.
Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich den Raum erreichte, in dem die Werke Allan Brennans ausgestellt waren.
Die furchteinflößenden Reihen der Tierhaftendämonenköpfe blickten mich an.
Ich suchte das Bild von Jim Field und erschrak.
Es war leer!
Nur die Grundierung war noch zu sehen - und natürlich die Unterschrift des Künstlers.
"Jim", flüsterte ich ergriffen. Ich wirbelte herum, so als erwartete ich, ihn jetzt irgendwo in diesem hohen Raum stehen zu sehen. "Jim!"
Aber er war nicht da. Ich war allein in diesem Raum, angestarrt von diesen unheimlichen, nichtmenschlichen Augenpaaren, deren kalter Blick einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
Ich atmete tief durch, dann schritt ich zögernd auf das Gemälde zu, auf dem Jim Field abgebildet gewesen war. Ich berührte leicht den rahmen und spürte eine eigenartige Kraft, die wie ein prickelnder Strom meinen Arm hinauffuhr.
Mir schauderte. Aber ich konnte mich der Faszination, die diese Kraft auf mich ausübte, kaum entziehen. Meine Hand strich über die hastig aufgetragene Grundierung.
Der Mann, den ich für Jim hielt, war zweifellos aus dem Bild herausgestiegen, so wie die anderen Kreaturen, die Brennan auf Leinwand gebannt hatte vor ihm. Aber was war danach geschehen?
Ich zog meine Hand zurück.
"Jim!", rief ich noch einmal, diesmal lauter und entschiedener als zuvor. Ich wirbelte herum. Mein Blick glitt die Reihe der Schreckensgesichter entlang.
Sie bewegten sich.
Zahnbewehrte Mäuler öffneten sich grinsend, Klauenhände ballten sich zu Fäusten.
Ein Schwindelgefühl kam in mir auf. Plötzlich begann sich vor meinen Augen alles zu drehen und hinter meinen Schläfen pulsierte es wie verrückt. Ich hätte in diesem Augenblick laut schreien können.
Taumelnd lief ich vorwärts, die Handtasche entfiel mir.
Arme streckten sich aus einigen der Bilder heraus.
Und gleichzeitig berührten mentale Kräfte mein Bewusstsein.
Fremde Gedanken und Energien berührten mich. Ein Schwall von Gefühlen, Bildern und Gedanken, gegen die ich mich so gut ich konnte abzuschirmen versuchte. Ich sank auf die Knie.
"Nein", flüsterte ich.
Ich schloss die Augen.
Du musst dich konzentrieren, Patti! Alles, was an Kraft in dir ist, musst du jetzt mobilisieren! Versuch es!
Ich kniff die Augen zusammen. Aber dennoch sah ich die Gesichter der Dämonen vor mir.
Ihre Arme griffen in meine Richtung.
Ihre Reißzähne blitzten im gedämpften Licht, das hier herrschte. Und mit ihren kalten Augen blickten sie mich hungrig an.
Sie wollten mein Leben.
Meine Lebenskraft.
Ein Schwall von Mord- und Hassgedanken prasselte auf mein Bewusstsein
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