Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
ein.
Nein, du darfst dich ihnen nicht ergeben!, schrie eine Stimme in mir. Sonst bist du verloren...
Die Dämonengesichter wirbelten um mich herum, mischten sich zu einem eigenartigen Strudel aus Farben und Formen. Nur hin und wieder sah ich noch den Kopf eines Affen oder den einer facettenäugigen Schlange.
Ich hatte das Gefühl, in diesen Strudel hineingezogen zu werden und zu fallen.
Nein! Es darf nicht geschehen!
Aber ich spürte mit wachsendem Entsetzen, wie meine Kräfte nachließen. Ich konnte mich gegen die Gedankenflut immer weniger wehren, hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen.
Die Flut der fremden mentalen Kräfte schlug über mir zusammen.
Und dann war nur noch namenlose Dunkelheit.
Agonie erfasste mich.
Und Kälte.
Ich schwebte in einem schwarzen Nichts, ehe sich gnädige Bewusstlosigkeit über mich senkte.
*
Ich hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Das erste, was ich spürte, waren Hände, die mich bei den Schultern fassten.
Dann eine tiefe Stimme, deren Klang mir nur zu vertraut war.
Eine Stimme, die meinen Namen flüsterte.
"Patti!"
Ich schlug die Augen auf und blickte in Toms besorgtes Gesicht. Er hatte sich auf den Boden gekniet und hielt mich in seinen Armen.
Ich schreckte hoch, starrte die Reihe der Dämonengesichter an, die mich wie erstarrt anblickten. Jene gespenstische Art von Leben, die gerade noch in ihnen gewirkt hatte, war jetzt erloschen. Man konnte fast wieder den Eindruck gewinnen, dass es sich um ganz gewöhnliche Ölbilder handelte. Offenbar war es mir doch gelungen, die Dämonen fernzuhalten, die nur auf eine Gelegenheit zu warten schienen, in die Welt der Lebenden einzudringen und sich wie reißende, todbringende Bestien auf sie zu stürzen.
Ich deutete auf die Gesichter, deren gefrorener Blick dem Betrachter sagten, dass sie jederzeit erneut zum Leben erwachen konnten.
Sie halten nur inne!, durchfuhr es mich. Vielleicht einen Augenblick, eine Stunde, eine Tag... Aber sie alle werden wieder erwachen und von den Wänden steigen...
"Es war furchtbar", flüsterte ich.
Tom legte seinen Arm um mich, und ich schmiegte den Kopf an seine breiten Schultern.
Er strich mir über das Haar.
"Sie bewegten sich, Tom", flüsterte ich. "Ihre Energien hätten mich beinahe umgebracht..."
Wir schwiegen einige Momente lang.
Ich fühlte sein Herz schlagen, schlang die Arme um seine Taille und war froh, dass er bei mir war.
"Ich habe deine Nachricht abgehört", erklärte Tom. "Was um alles in der Welt wolltest du hier?"
"Ich weiß nicht", murmelte ich. Tom half mir auf. Mit weichen Knien stand ich dann einen Moment später wieder auf den Beinen. "Ich hatte einfach das Gefühl, unbedingt hier her fahren zu müssen."
"Deine Gabe..."
"Ja", nickte ich.
Ich deutete auf das leere Bild, auf dem Jim Field ursprünglich zu sehen gewesen war. "Siehst du, was geschehen ist?"
Tom nickte.
"Hast du eine Ahnung, wo Jim sich jetzt befindet?"
"Nein."
Wir sahen uns in den Galerie-Räumen um. Es gab einen Flur, der zu einem hinteren Ausgang führte. Das Schloss war aufgebrochen worden. Offenbar hatte Jim auf diesem Weg das Gebäude verlassen. Wir traten hinaus in den Nebel. Ein trostloser Hinterhof lag vor uns, in dem sich ein Parkplatz befand.
"Ich frage mich, ob Jim in dieser Welt bleiben oder ebenso verblassen wird wie jene Monstren, die Waters und McInnerty auf dem Gewissen haben", flüsterte ich.
Wenn ersteres zutraf, hatten wir wohl endgültig zum letzten Mal etwas von Jim Field gehört.
"Der einzige, der uns diese Frage vielleicht beantworten kann, ist wohl Allan Brennan!", vermutete Tom.
Ich nickte leicht.
"Fragt sich nur, ob er auch bereit ist, uns auf unsere Fragen zu antworten!"
"Die größte Sorge machen mir diese Bilder, Tom. Die Bestien werden früher oder später wieder erwachen... Aber es muss ein Mittel geben, um ihnen Einhalt zu gebieten!"
*
Rovenna betrat das Atelier, in dem es jetzt fast völlig dunkel war. Die meisten der vielen Kerzen waren heruntergebrannt.
Allan Brennan saß in sich zusammengesunken in einem fleckigen Sessel. Er schlief. Offenbar war er völlig erschöpft.
Mehrere großformatige frisch gemalte Ölbilder lehnten an einem Tisch. Die Farbe war noch feucht.
Er hat die ganze Nacht durchgearbeitet, dachte Rovenna.
Eines Tages wird er sich umbringen...
Rovenna ging an ihm vorbei zu dem großen hölzernen Tisch hin, wo das schwarz eingefasste Buch lag.
Das LIBRUM HEXAVIRATUM.
Sie berührte den Einband und fühlte einen
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