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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und ich noch einmal zu der ausgebrannten Ruine, die sich rußgeschwärzt aus dem grauen Bodennebel erhob. Tom legte den Arm um meine Schultern. Ein leichtes Schauern überkam mich beim Anblick der Ruine. Die furchtbare Gefahr, die von den Dämonenbildern ausgegangen war, bestand nicht mehr.
    "Manchmal mache ich mir Vorwürfe", meinte ich leise.
    Tom sah mich an und hob die Augenbrauen.
    "In wie fern?"
    "Rovenna..."
    "Wir konnten ihr nicht helfen, Patti."
    "Vielleicht doch."
    "Patti, diese Gedanken führen zu nichts!"
    "Ich hatte das Buch in den Händen, Tom! Das LIBRUM HEXAVIRATUM! Vielleicht hätte ich mit seiner Hilfe..."
    "Nein", unterbrach Tom mich. "Rovenna hat es nicht gewollt. Oder welche Erklärung hast du dafür, dass das Buch plötzlich ohne jeden erkennbaren natürlichen Grund Feuer fing?"
    Ich atmete tief durch.
    "Du hast recht", flüsterte ich. "Ich hoffe für sie, dass sie jetzt ihren Frieden gefunden hat. Ebenso wie Allan..."
    Ich schmiegte mich gegen Tom, schlang die Arme um seine Taille und presste mich an ihn. Es war ein eiskalter, nebliger Tag. Aber ich fühlte mich warm und geborgen bei dem Mann, den ich liebte.
    "Patti", flüsterte er.
    "Ja?"
    "Ich möchte, dass wir uns zusammen eine Wohnung suchen. Meine Wohnung ist zu klein, als dass du auch deine Sachen darin unterbringen könntest. Und so sympathisch mir deine Großtante auch ist - ich möchte eigentlich nicht zu einem Teil ihrer bizarren Sammlung werden..."
    Wir sahen uns an.
    "Ja, ich verstehe schon, was du meinst."
    "Möchtest du das auch?"
    Ein dicker Kloß stecke mir im Hals und ich war einen Moment lang unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen.
    Ich nickte.
    "Ja", brachte ich dann endlich heraus. "Ich möchte das auch. Und ich denke auch nicht erst seit heute darüber nach..."
    Unsere Lippen fanden sich zu einem Kuss voll inniger Leidenschaft. Ein Augenblick des Glücks, in dem ich mir wünschte, dass die Zeit stillstand.
     
    ENDE
     
     
    Namenloser Abt
     
    Das Krächzen eines Raben durchdrang die Stille der Nacht. Ein ganzer Schwarm von Vögeln erhob sich mit dunklen Schwingen. Kreischend stoben die Tiere davon, so als spürten sie die Aura jener unheimlichen Kräfte, die an diesem Ort wirkten...
    Nebelschwaden krochen über die feuchten Wiesen. Knorrige, verwachsene Bäume standen wie die Schatten riesenhafter, aus der Erde ragender Hände da.
    Zwischen einem Kreis aus sechs riesigen Steinen loderte ein Feuer.
    Ein leiser Singsang mischte sich mit den Geräuschen des Windes.
    Totenschädel und Knochen umrandeten die Feuerstelle an der eine Frau mit langen roten Haaren kniete. Sie trug ein aus Fellen zusammengenähtes Gewand, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Wie in Trance breitete sie mit geschlossenen Augen die Arme aus und murmelte eine dunkel klingende Silbenfolge vor sich hin.
    Die Flammen loderten hoch empor.
    Schatten tanzten an den glatten Flächen der gewaltigen, in einem Kreis angeordneten Findlinge.
    Und während die junge Frau ihre Beschwörungsformeln immer lauter in die Nacht hineinrief, begannen etwa ein Dutzend ebenfalls in Felle gekleidete Männer und Frauen, um das Feuer herumzutanzen. Sie waren barfuß. An ihren Fußgelenken klingelten kleine Glocken, die die Form von Totenschädeln hatten.
    Die Augen der Tänzer waren geschlossen.
    Sie schüttelten ihre durchweg langen Haare. Die Männer trugen Bärte, von denen manche bis auf Brusthöhe reichten.
    "Meredvoyi dragach!", rief die junge Frau am Feuer. Die Flammen schossen auf einmal hoch empor. Eine gewaltige Feuersäule bildete sich und fiel Augenblicke später wieder in sich zusammen. Die Tänzer schlossen die Augen. Ihre Gesichter bekamen einen geradezu verzückten Ausdruck. Ihre Bewegungen wirkten, als ob eine fremde Macht ihre Körper in Besitz genommen hatte. Wie Puppen zuckten sie. Marionetten, die an unsichtbaren Fäden hingen.
    Worte in uralten, längst vergessenen Sprachen kamen ihnen wie Stoßgebete über die Lippen.
    Die Feuersäule schoss erneut empor, diesmal noch höher als beim ersten Mal.
    Die Frau an der Feuerstelle schrie auf und warf sich zu Boden. Ihre Stirn berührte die Erde.
    Wie eine gewaltige Flammenzunge, die aus dem Inneren der Erde hervorgeschnellt war, zuckten die Flammen in die Höhe. Grell waren sie. Viel greller als gewöhnliches Feuer. Die Tänzer hielten inne, blickten jetzt mit starren Gesichtern auf die Feuerstelle und hielten beschwörend die Hände empor.
    "Meredvoyi dragach", murmelten sie in einem sich

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