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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wie möglich nach Salisbury aufbrechen würde, um der Spur nachzugehen, auf die Tante Lizzy mich gebracht hatte. Ich wollte den emeritierten Altgeschichtler Professor Symon Jennings aufsuchen, um ihn zu fragen, was es mit den ERBEN
    DER DRUIDEN auf sich hatte.
    "Ich kann hier leider nicht so schnell weg, Patti!", berichtete Tom mir.
    "Ich weiß, Tom. Aber vielleicht kannst du ja nachkommen..."
    "Gut, sobald ich hier fertig bin."
    Im Hintergrund hörte ich Stimmengewirr durch die Leitung. Dazu eine Polizeisirene. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass Tom jetzt alle Hände voll zu tun hatte. Und doch... Ich wollte noch nicht auflegen. Der Klang seiner Stimme faszinierte mich jedesmal aufs Neue. Dieses vibrierende Timbre jagte mir angenehme Schauder über den Rücken, und ich war alles andere als glücklich darüber, jetzt erst einmal allein nach Salisbury fahren zu müssen. Andererseits hatte ich das Gefühl, auf keinen Fall länger warten zu können...
    "Tom...", flüsterte ich.
    "Ja?"
    "Ich liebe dich, Tom."
    "Ich dich auch, Patti."
    Ich fuhr so schnell, wie es das fortgeschrittene Alter meines 190ers zuließ. Die Beule in der Stoßstange nahm dem Wagen natürlich einiges von seinem Flair. Aber es würde nicht so einfach sein, ein passendes Ersatzteil zu besorgen und so musste ich mich wohl noch eine Weile mit der Beule abfinden.
    Ich fuhr ohne Pause.
    Irgend etwas trieb mich unaufhörlich vorwärts. Vielleicht die Ahnung, nicht mehr viel Zeit zu haben, um etwas Schreckliches zu verhindern... Eine schreckliche Ahnung, die für mich auf Grund meiner Gabe schon beinahe so etwas wie Gewissheit war.
    Immer wieder sah ich die Gestalt vor meinem inneren Auge, die ich für den Namenlosen Abt hielt. Genau in jenem Moment, als er so urplötzlich vor dem Wagen aufgetaucht war. Er lauert dort noch immer! , war mir klar. Ein unheimlicher Mörder, der fortfahren wird zu töten... Ich machte zwischendurch kurz bei einer Tankstelle Halt. Dann erreichte ich Salisbury.
    Professor Jennings bewohnte eine Villa am Stadtrand. Sie war von einem weitläufigen, verwilderten Grundstück umgeben. Mächtige Bäume mit knorrigen Wurzeln standen hier und wölbten ihre ausladenden Kronen über den von Unkraut überwucherten Rasen.
    Ein gepflasterter Weg führte direkt vor das fünfstufige Portal. Die steinernen Löwenköpfe an den Handläufen wirkten verwittert. Moos hatte sich in die kleinen Risse hineingesetzt, die sich wie Adern über die porös gewordene Steinoberfläche zogen.
    Ich hielt vor dem Portal und hoffte nur, dass die Adresse, die Tante Lizzy mir gegeben hatte, nicht längst veraltet war und ich hier nur auf ein längst verlassenes Haus stoßen würde.
    Ich stieg aus.
    Ich trug Jeans und eine praktische Sympatexjacke. Aber gegen die Kälte hätte die ruhig etwas dicker sein können. Die Handtasche trug ich über der Schulter. Ich öffnete sie kurz und holte die Pocket-Kamera hervor, die ich mitgenommen hatte, weil kein Fotograf dabei war, der für mich die Bilder schoss.
    Die pittoreske Hausfassade bannte ich gleich mehrmals auf den Film.
    Die Vorhänge waren bei den meisten der hohen Fenster, die dieses Gebäude kennzeichneten, geschlossen. Aber einmal glaubte ich für einen kurzen Moment eine Bewegung erkennen zu können...
    Ich stieg die Stufen des Portals empor.
    Es gab keine Klingel an der zweiflügeligen hölzernen Tür, sondern lediglich einen messingfarbenen Klopfring. Eine Reihe eigenartiger Zeichen war in das Holz oberhalb des Klopfrings hineingeschnitzt worden. Manche von ihnen glaubte ich aus dem Buch ZEICHEN DER GEHEIMEN MACHT wiederzuerkennen, das von dem ungarischen Okkultisten Ferenz Borsody verfasst worden war und neben Hermann von Schlichtens ABSONDERLICHEN KULTEN eines jener Standardwerke war, die Tante Lizzy immer wieder bei ihren Studien zu Rate zog.
    Ich ergriff mit einem leicht beklommenen Gefühl den Ring und klopfte.
    Zunächst gab es keinerlei Reaktion.
    Ich trat ein paar Schritte zurück, um sehen zu können, ob es an den Fenstern irgendeine Bewegung gab. Dann ging ich erneut zur Tür und klopfte noch einmal, diesmal heftiger.
    "Heh, ist jemand zu Hause?", rief ich. Ich lauschte, aber zunächst war nichts zu hören. Nur das Krächzen einer Krähe drang von den nahen Bäumen zu mir herüber.
    Ich dachte schon daran, wieder umzukehren, als sich endlich hinter der Tür etwas tat. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, ein Riegel zur Seite geschoben und wenige Augenblicke später öffnete sich knarrend die Tür

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