Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
war, wie vollkommene Stille.
Und nichts war dazu geeignet, einen so sehr zu ängstigen, wie die völlige Abwesenheit irgendwelcher Geräusche.
Schließlich war mir nur zu sehr bewusst, wie sehr der mich umgebende Dschungel von Leben aller Art nur so wimmelte.
Was tust du hier? Und wie kommt es, dass du allein bist?
Ich versuchte diese Fragen, die sich immer drängender stellten, einfach zu ignorieren.
Ich wollte die Antworten nicht wissen, obwohl mir tief in meinem Inneren bewusst war, dass ich die Lösung eigentlich kannte.
Aber statt dessen konzentrierte ich mich vollkommen auf meine Umgebung.
Ich trat auf eine steinerne Platte, die die Jahrtausende nahezu unbeschadet überstanden hatte. Sie war von der gleichen marmornen Glätte wie das Material, aus dem die großen, quaderförmigen Gebäude gemacht waren. Gebäude, die von einer Rasse hochentwickelter, intelligenter Reptilien erbaut worden waren, lange bevor der erste Mensch das Antlitz der Erde gesehen hatte.
Zumindest hatte das mein Großonkel Frederik Vanhelsing geglaubt, dessen letzte archäologische Forschungsreise ihn hier her, mitten in das Herz des wuchernden brasilianischen Regenwaldes, geführt hatte.
Schon als ich vor ein paar Jahren den Spuren meines Großonkels bis in diese Region gefolgt war, hatte ich diese Theorie für sehr plausibel gehalten. Jetzt war ich nahezu überzeugt davon.
Warum bist du hier her zurückgekehrt, Patti? An einen Ort, der schon einmal namenlosen Schrecken für dich bedeutet hat? Einen Ort des Todes und der Vernichtung - einen Ort der absoluten Kälte und des Tabus, dessen Verletzung von Rama'ymuh, dem Gott der Kriechtiere und Schlangen, gnadenlos bestraft wird...
Ich presste die Lippen aufeinander.
Was soll diese Frage, Patti?
Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht, wie ich hier her gelangt war. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Keulenschlag.
Was geschieht hier?
Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, sah ich die kreisrunde Öffnung im Mauerwerk. Der Beginn eines Ganges, der mitten durch den Stein führte und von namenloser Finsternis erfüllt war.
Diese röhrenartigen Gänge waren es unter anderem, die Onkel Frederik einst auf den Gedanken gebracht hatten, dass das HAUS DER GÖTTER tatsächlich nicht für die menschliche Anatomie geschaffen worden war, sondern für Wesen ganz anderer Art.
Es war eine heiße Dschungelnacht ohne nennenswerte Abkühlung - und doch erfasste mich jetzt von innen her einen furchtbare Kälte, wie ich sie selten zuvor in meinem Leben gespürt hatte. Sie kroch in den letzten Winkel meiner Seele.
Ich hatte das Gefühl, völlig zu erstarren.
Die Angst darf dich niemals völlig beherrschen, Patti!
Wie automatisch trat ich in den dunklen, röhrenartigen Gang hinein. Ich hatte kein Licht und konnte mich nur tastend fortbewegen. Mit der Hand glitt ich die Wand entlang. Meine Schritte halten für meinen Geschmack viel zu laut zwischen den gewölbten Wänden des Ganges wider. Die Dämonen der Hölle selbst mussten dadurch geweckt werden, aber ich konnte nichts dagegen tun. So sehr ich auch versuchte, die Füße vorsichtig und leise aufzusetzen, so wenig konnte ich diese Geräusche verhindern.
Du kennst diesen Weg, Patti. Du bist ihn auch damals gegangen, in Begleitung von Captain Mike Silva, dem Kapitän der AMAZONAS QUEEN - jenem Flussboot, mit dem wir den Amazonas hinaufgefahren waren...
Ich wusste, dass dieser Gang in einer Art Atrium enden würde, einem Tempelplatz, der von den großen Steinquadern eingeschlossen wurde.
Ich wusste auch, dass von dem Gang, den ich jetzt durchschritt, zahlreiche Abzweigungen abgingen. Auch sie waren sämtlich röhrenförmig.
Allerdings wiesen sie eine sehr unterschiedliche Größe auf.
Manche hätten ausgereicht, um aufrecht darin zu stehen, andere hatten einen Durchmesser von weniger als einem Meter und zweigten in einem so steilen Winkel vom Hauptgang ab, dass es für einen Menschen kaum möglich gewesen wäre, dort weiter vorzudringen.
Es ist wie Onkel Frederik vermutet hat, dachte ich. Dies ist eine Architektur, die niemals für Menschen erdacht worden ist...
Einen Augenblick lang blieb ich stehen.
Ein Geräusch!
Zumindest glaubte ich einige Sekunden lang, etwas gehört zu haben, war mir aber Augenblicke später nicht mehr sicher, ob es nicht vielleicht nur der hämmernde Schlag meines Herzens war, den ich wahrnahm.
Deine Nerven sind völlig überreizt, Patti!
Ich hielt buchstäblich den Atem an und lauschte.
Nicht nur mit den
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