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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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drangen durch die schwüle Luft. Nebel waren vom Fluss aufgestiegen und dann wie körperlose Geister durch das Unterholz gekrochen. Jetzt umwaberten sie die gewaltigen, von einer Aura unvorstellbaren Alters umgebenen Steinquader.
    Eine Ruine, die hier schon gestanden hatte, lange bevor der erste Mensch auf der Erde gewandelt war.
    Eine Gestalt schälte sich aus dem gewaltigen Schatten heraus, den die Steinquader warfen. Nur als dunkler Schemen war sie zunächst sichtbar.
    Der unheimliche, vielstimmige Chor des wimmelnden Lebens, von dem der Dschungel erfüllt war, verstummte urplötzlich.
    Kein Laut drang mehr aus dem Geäst der Baumriesen, wo nachtaktive Jäger auf Beute lauerten. Kein Ast knackte mehr im nahen Unterholz. Nicht einmal die Nebelschwaden bewegten sich noch, da in diesem Moment so gut wie völlige Windstille herrschte.
    Modergeruch lag schwer über der Ruine und dem umliegenden Wald. Er schien alles zu durchdringen.
    Die düstere Gestalt war davon offenbar nicht beeinträchtigt. Sie hielt in der Bewegung inne. Ein leiser, zischender Laut ging von ihr aus. Sie hatte die Stille um sich herum durchaus registriert. Und es war ihr auch klar, dass diese plötzliche Agonie, die alles Leben im weiten Umkreis von einem Augenblick zum anderen ergriffen hatte, mit ihrem Erscheinen zusammenhing.
    Namenlose Furcht war ihr vorausgeeilt. Denn sie war eine unerbittliche Jägerin der Nacht.
    Die Gestalt bewegte sich noch etwas vorwärts entlang der glatten Steinwand...
    Das Mondlicht beleuchtete kalte Facettenaugen und eine schuppige, glänzende Haut. Eine schmale, gespaltene Zunge schnellte blitzartig aus dem gewaltigen Maul heraus.
    Das Wesen wartete.
    Der kalte Wunsch zu töten beherrschte es und wurde übermächtig.
     
    *
     
    Rama'ymuh...
    Immer wieder hatte die zischende Stimme diesen Namen gewispert. Es war wie ein leiser Singsang.
    Rama'ymuh...
    Der nächtliche Dschungel dampfte. Und es herrschte eine geradezu gespenstische Stille.
    Vorsichtig trat ich vor und berührte die glatten Steinwände jenes gewaltigen, uralten Gebäudes, das die Indios das HAUS DER GÖTTER nannten.
    Die großen Quader, aus denen es errichtet war, hatten die Jahrtausende völlig unbeschadet überstanden. Der Stein war so glatt und präzise bearbeitet, dass man eigentlich bei seiner Entstehung eine fortgeschrittene Technologie voraussetzen musste. Glatt wie Marmor war die Oberfläche und der Mond spiegelte sich darin.
    Eigenartige Lichtmuster entstanden dadurch, wirkten hin und wieder wie magische Zeichen und man konnte sich fragen, ob die geheimnisvollen Erbauer dieser Mauern nicht vielleicht sogar genau diese Zeichnungen aus Licht und Schatten beabsichtigt hatten.
    Rama'yumuh...
    Wieder hallte der Name dieses geheimnisvollen indianischen Schlangengottes in meinem Kopf wider, gemurmelt von einer wispernden Stimme. Den Bringer der Kälte und der Finsternis, so nannten ihn die Indios in schaudernder Ehrfurcht. Seine Existenz war für sie keine Frage, seine Macht allgegenwärtig. Und das HAUS DER GÖTTER, das eindrucksvollste Gebäude im Umkreis von mehr als 1000 Meilen, war ein Ort des Tabus für sie. Keine lebende Seele durfte sich hier her wagen, wollte sie nicht die dunklen Kräfte ungewollt hervorlocken, die hier lauerten.
    Tödliche Kräfte.
    Er ist hier, Patti! , ging es mir durch den Kopf. Du spürst es... Du weißt es... Und alles was in diesem verfluchten Dschungel lebendig ist, weiß es auch und stellt sich so gut wie tot!  
    Vorsichtig tastete ich mich die glatte Mauer entlang und warf dabei selber ein Schattenbild auf die marmorartige Oberfläche.
    Meine Schattenlinien durchkreuzten die geheimnisvollen Zeichen an der Steinwand.
    Rama'ymuh sucht sich seine Opfer in der Nacht, erinnerte ich mich der Indio-Legenden. Und welcher Wahnsinn treibt dich hier her, an diesen Ort, Patricia?  
    Die Angst kroch mir wie eine kalte, glitschige Hand den Rücken hinauf und ein leichtes Zittern überlief mich.
    Ich fühlte, wie sich lähmendes Entsetzen in mir ausbreitete.
    Nie hättest du an diesen Ort zurückkehren dürfen.
    Patricia.
    Aber ich hatte es getan.
    Und nun gab es kein Zurück mehr, so fand ich.
    Schritt für Schritt arbeitete ich mich an der Mauer entlang. Das einzige Geräusch, das ich vernahm, war das Knacken von Ästen unter meinen Füßen. Hin und wieder raschelten Blätter, wenn ich durch die zum Teil knietiefe Vegetation schritt.
    Die Stille...
    Nichts war so unnatürlich an einem Ort, der mitten im Dschungel gelegen

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