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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ohren, sondern auch innerlich.
    Ich suchte mit meiner übersinnlichen Gabe nach geistigen Energien. Hin und wieder war es mir bereits gelungen, solche Kräfte gezielt aufzuspüren, auch wenn die 'Trefferquote' noch immer deprimierend gering war. Mir wurde dann jeweils besonders deutlich, wie weit der Weg noch war, den ich noch zurückzulegen hatte, ehe ich meine Gabe wirklich beherrschte.
    So sehr ich meinen Para-Sinn auch zu aktivieren versuchte - ich konnte nichts wahrnehmen. Nichts, was auf übersinnliche Kräfte hindeutete.
    Seltsam, dachte ich.
    An einem Ort wie diesem war das eher ungewöhnlich. Alte Tempel und Kultstätten waren oft an Orten errichtet worden, an denen sich kosmische Kraftlinien trafen.
    Und wenn SIE sich nun nur besonders gut abschirmen können? , ging es mir durch den Kopf. Schließlich hatte ich vor einigen Augenblicken noch jene geheimnisvolle Gedankenstimme wahrgenommen, die immerzu den Namen des Schlangengottes Rama'ymuh geflüstert hatte...
    Niemals hättest du wieder hier her kommen dürfen, Patti!
    Ich erreichte das Atrium.
    Endlich!
    Die Sterne funkelten am Himmel. Das Mondlicht tauchte die im Innenraum hoch empor wuchernden Pflanzen in ein geisterhaftes Licht.
    Rankpflanzen wuchsen knorrige, eigenartig verformte Äste hinauf, die zu Bäumen gehörten, die im Schattenriss wie tentakelbewehrte Ungeheuer wirkten. Auch hier waren überall auf den Mauern die charakteristischen, durch das Mondlicht verursachten, Schattenmuster zu sehen.
    Wie eine Inschrift ganz eigener Art, dachte ich.
    Dann bemerkte ich aus den Augenwinkeln heraus die Bewegung.
    Etwas trat aus dem Schatten heraus.
    Ein zischender Laut ließ mich erstarren.
    Kalte Facettenaugen glänzten im Mondlicht.
    Und ein Schlangenkopf von geradezu monströsen Ausmaßen starrte mich an.
    Rama'ymuh..., wisperte die Stimme in meinem Kopf. Es schien ein kalter, mitleidloser Triumph darin zu liegen.
    Die Kreatur schnellte voran, mir direkt entgegen. Ich taumelte zurück, schrie und fiel rücklings zu Boden.
    Das Maul des Schlangenkopfs öffnete sich.
    Zwei Paar nach innen gebogener Giftzähne wurden sichtbar.
    Ich schrie wie eine Wahnsinnige.
     
    *
     
    Mit der Kraft der Verzweiflung schlug ich um mich. Ich fühlte, wie mich kräftige Hände bei den Schultern fassten, und ich versuchte, mich aus diesem Griff zu befreien.
    Angstschweiß perlte mir von der Stirn.
    "Nein!"
    "Patti!"
    Ich starrte in die Dunkelheit. Die Stimme, die ich soeben vernommen hatte, war mir sehr vertraut. Ich atmete tief durch, während die Panik, die mich einige Augenblicke lang fast vollkommen beherrscht hatte, etwas abebbte.
    "Patti, beruhige dich! Du hast geträumt! Was immer du auch auch gesehen haben magst, es war ein Alptraum! Eine deiner übersinnlichen Visionen..."
    "Tom", flüsterte ich.
    Ich gab meinen Widerstand auf. Die dunklen Schatten um mich herum ergaben jetzt einen Sinn. Es waren vertraute Schatten.
    Ich befand mich im Schlafzimmer jener Wohnung, die Tom Hamilton und ich vor kurzem im Londoner Vorort Sevenoaks bezogen hatten. Mondlicht drang durch das Fenster. Die Sterne funkelten am Himmel. Langsam gewöhnte ich mich an das Dunkel. Das Bett war zerwühlt. Ich musste ziemlich schlimm herumgetobt haben.
    Tom drehte sich herum und machte die Nachttischlampe an.
    Der Schein des Lichts vertrieb die letzten Zweifel.
    Kein dampfender Dschungel voll unbekannter Schrecken...
    Kein Gott der Kriechtiere und Schlangen, der des Nachts auszog, um sich seine Opfer ins Haus der Götter zu holen...
    "Es war furchtbar", flüsterte ich.
    Ich legte mich dicht neben ihn, schmiegte mich an ihn und der regelmäßige Schlag seines Herzens wirkte auch auf mich beruhigend. Sein Arm lag um meine Schultern. Du bist wirklich hier, an Toms Seite!, rief ich mir in Erinnerung.
    Aber bei allem Aufatmen darüber, dass mich im Moment nicht ein kaltes Paar von Facettenaugen anstarrte, sondern ich statt dessen in den Armen meines geliebten Tom lag, lag doch ein Schatten auf meiner Seele.
    Was hast du gesehen, Patti? Eine Szene aus der Zukunft?
    Ich war nie nach Brasilien zurückgekehrt, seit jener Reise an Bord der AMAZONAS QUEEN. Aber ich ahnte, dass dies geschehen würde. Nein, dachte ich, du bist dir sicher!  
    Ein unbehagliches, drückendes Gefühl war in meiner Magengegend deutlich spürbar.
    "Ich war in Brasilien, am Amazonas", murmelte ich in das Schweigen hinein. Tom hatte mich nicht gedrängt, über meine Vision zu sprechen. Er wusste wohl, dass ich früher oder später von

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