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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Station gut im Blick. Die Schmerzen in Genick und Kopf waren verschwunden. Er schaute an sich herunter und stellte fest, dass sein rechter Arm vom Gips befreit war. Auch der hellblaue Schmetterling an seinem linken Arm war verschwunden. Doch seine Beine waren weiterhin eingegipst und juckten unerträglich. Er versuchte, sich aufzusetzen. Vielleicht konnte er ja mit den Fingern unter den Gipsverband fahren und zumindest den oberen Rand seiner Beine ordentlich kratzen. Aber seine Bauchmuskeln waren zu schwach, und die Anstrengung erschöpfte ihn so, dass er mit schweißnasser Stirn wieder zurücksackte.
    Ärgerlich sah er sich auf der Station um. Es war Besuchszeit, und um alle anderen Betten scharten sich Menschen: Mütter, Väter, Brüder und Schwestern. Auf dem Mittelgang spielten kleine Kinder und standen den Krankenschwestern im Weg herum. Einige Familien vertrieben sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen, andere unterhielten sich und lachten. Manche sahen sich auf den winzigen, neben jedem Bett in Schwenkarme eingelassenen Fernsehern einen Film an und drängten sich um die Flimmerkisten, als säßen sie zu Hause auf dem Sofa.
    Der Junge stellte fest, dass sein Bett auch über einen Fernseher verfügte, hatte jedoch keine Lust, ihn einzuschalten. Stattdessen fragte er sich, ob er wie die anderen Kinder auf der Station auch ein Zuhause hatte, und kam zu dem Ergebnis, dass er sich nicht erinnern konnte. Allerdings fiel ihm nun der Name für dieses Problem ein.
    Auch noch Gedächtnisschwund?
    Ab und zu drehte sich ein Elternteil der anderen Kinder zu ihm um und betrachtete ihn mit furchtsamer, trauriger oder argwöhnischer Miene. Der Junge konnte sich keinen Grund dafür vorstellen.
    »Wenn die ganze Welt eine Bühne wäre«, raunte da eine Stimme an seinem Ohr, »wo säße da wohl das Publikum?«
    Erschrocken schaute der Junge sich um. Neben seinem Bett stand, auf einen Rollwagen gestützt, ein kleiner magerer Mann, dessen blauer Hausmeisterkittel einige Nummern zu groß für ihn war. Er hatte eine Ausbuchtung am Rücken, so dass er im ersten Moment annahm, der Mann trüge einen Rucksack. Dann jedoch stellte er fest, dass sich die Ausbuchtung unter dem Hausmeisterkittel befand. Ein Buckeliger.
    »Kennst du den?«, fragte der Mann, ohne Luft zu holen. »Wie nennt man einen Gorilla ohne Ohren?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du kannst ihn nennen, wie du willst, er hört dich sowieso nicht!«
    »Wer sind Sie?«, erkundigte sich der Junge.
    »Mein Name ist Foster«, entgegnete der Mann mit einer tiefen Verbeugung. »Und ich sehe, dass du Aufmunterung bitter nötig hast.«
    »Ich glaube, dafür bin ich ein zu schwerer Fall.« Die Stimme des Jungen klang schlaff und tonlos.
    Enttäuschung zeichnete sich auf Fosters Gesicht ab, und seine hellblauen Augen füllten sich mit Tränen. Er kramte eine Kugel aus hellrotem Schaumgummi aus der Tasche, stülpte sie sich auf die Spitze seiner langen Nase, drückte darauf und trötete wie eine Autohupe. »Schwerer Fall? Also besonders komische Witze …«
    »Eigentlich habe ich keine Lust auf Witze«, entgegnete der Junge. Ihm fielen allmählich die Augen zu, und der Puls an seinem Hals pochte. »Ich möchte einfach nur schlafen.«
    Foster wischte sich die Tränen weg. Seine Augen schienen elektrisch zu funkeln. Er nahm die rote Clownsnase ab und hielt sie dem Jungen vors Gesicht. »Dann eben ein Rätsel«, flüsterte er. »Was passiert, wenn du deine Tabletten nicht nimmst?«
    Der Junge konnte kaum noch die Augen offen halten. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Was denn?«
    Foster schloss die Faust um die rote Kugel. Als er sie wieder öffnete, war die Kugel verschwunden. »Das bleibt mein Geheimnis«, erwiderte er. »Du wirst es schon noch herausfinden. So, und was möchtest du zum Frühstück?«
    Er hielt ein Blatt Papier hoch, den Speisenplan des Krankenhauses. Mit zitternder Hand zeigte der Junge auf Haferbrei.
    »Eine ausgezeichnete Wahl!«, rief Foster. »Und jetzt noch ein letztes Rätsel, bevor ich gehe.«
    »Muss das sein?«
    »Was passiert, wenn man einen Regenwurm mit einem Wal kreuzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Man kriegt riesengroße Löcher im Garten!«
    Das Letzte, was der Junge vor dem Einschlafen sah, war der gebeugte kleine Mann, der seinen Wagen durch die Station schob. Die Räder des Wagens quietschten, ein Geräusch, das ihn bis in seine von Feuer erfüllten Träume verfolgte.

    Es war mitten in der Nacht. Inzwischen stammte das Licht, das durch die Bäume hereinströmte, vom

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