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Sag doch Ja, John

Sag doch Ja, John

Titel: Sag doch Ja, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella
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1. KAPITEL
    „Willst du meine Mommy werden?“ Courtney Tamberlaine erschrak, als sie die leise, melodische Stimme hörte. Eigentlich hatte Courtney angenommen, sie wäre ganz allein. Schließlich saß sie gerade in ihrem eigenen Garten. Sie löste den Blick von dem Krimi, der sie bisher nur mäßig interessiert hatte, um herauszufinden, wer ihr die Frage gestellt hatte.
    Vor ihr stand ein kleines Mädchen mit weizenblondem Haar und himmelblauen Augen. Etwa vier oder fünf Jahre war die Kleine wohl alt, und Courtney hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Sie schloss das Buch und schwang die Beine vom Liegestuhl. Dann schirmte sie ihre Augen gegen die Sonnenstrahlen ab, die sich im Swimmingpool spiegelten und sie blendeten, und betrachtete das Kind wortlos. Wer ist das, und wie ist sie hier in den Garten gekommen? fragte sie sich. „Wie bitte?“ sagte sie schließlich zu dem Mädchen.
    Auf einmal wirkte die Kleine ganz schüchtern und vergrub die Hände in den Taschen ihrer rosafarbenen mit Blumen bedruckten Latzhose. Jetzt erst bemerkte Courtney, wie blass das Mädchen war. Mit ihrer hellen Haut erinnerte die Kleine sie an die Porzellanpuppen, die sie früher einmal gesammelt hatte.
    „Willst du meine Mommy werden?“ wiederholte das Kind schließlich. Nun wich ihre Schüchternheit einem Lächeln, das alles um sie herum zu erhellen schien.
    „Du siehst nämlich genauso aus wie sie.“
    Das kleine Mädchen jedoch sah überhaupt niemandem aus Courtneys Bekanntenkreis ähnlich. „Wer bist du denn?“
    Soweit Courtney wusste, hatte keiner von ihren Angestellten eine Tochter, Nichte oder Enkelin in diesem Alter, und das Mädchen hätte unmöglich von der Straße aus hier hereingelangen können. Dann hätten nämlich die Sensoren, die am schwarzen schmiedeeisernen Zaun angebracht waren, etwas registriert, und die Alarmanlage hätte sich gemeldet, noch bevor das Mädchen beim Swimmingpool angekommen wäre.
    „Katie!“ Direkt hinter Courtney ertönte eine tiefe männliche Stimme. Die Stimme klang streng, aber gleichzeitig sehr liebevoll. Und anstatt verlegen oder ängstlich zu reagieren, lächelte die Kleine über das ganze Gesicht, als ihr Blick den Mann fand, der da nach ihr gerufen hatte.
    Wie viele unbekannte Leute laufen hier eigentlich noch herum? dachte Courtney.
    Ärgerlich wandte sie sich um und erblickte dabei den Fremden, der auf sie und das Kind zukam: ein blonder, sonnengebräunter Mann mit nacktem, verschwitztem Oberkörper und der Statur eines griechischen Gottes. Die Jeans, die er trug, saßen nur knapp über den Hüften, das Gewicht eines schweren Werkzeuggürtels zog sie nach unten. Eine ganze Weile lang konnte Courtney den Blick nicht von ihm lösen.
    Wer war das bloß?
    Ihn wiederum schien es gar nicht zu interessieren, wer sie war, denn er nickte ihr nur kurz höflich zu und ergriff dann die Hand des Mädchens. Courtney war es nicht gewohnt, so schnell und leichthin abgefertigt zu werden. Sie richtete sich auf.
    „Es tut mir Leid, sie hat hier eigentlich gar nichts zu suchen“, sagte der Mann und schaute liebevoll in das Gesicht des Mädchens, das zu ihm hochblickte. „Katie, habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht die Leute belästigen sollst, während ich arbeite?“
    „Doch, hast du.“ Das Kind schien unbeeindruckt von der sanften Zurechtweisung.
    „Aber schau doch mal, Daddy, sie sieht genauso aus wie Mommy.“ Courtney ließ den Blick über seinen schlanken muskulösen Oberkörper gleiten.
    Seine Haut glänzte noch von der anstrengenden körperlichen Arbeit, der er bis eben nachgegangen sein musste. Als Courtney sich darüber klar wurde, dass sie schon die ganze Zeit die Luft anhielt, atmete sie ganz langsam aus. Wer auch immer „Mommy“ war, sie konnte sich wirklich glücklich schätzen.
    Auf das Geheiß des Mädchens hin betrachtete der Mann Courtney nun flüchtig.
    Sein Blick bewirkte, dass ihr ausgerechnet jetzt, mitten am wärmsten Julitag, den es seit langem in Kalifornien gegeben hatte, ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
    „Nein, sie sieht nicht so aus wie Mommy“, erwiderte der Mann schließlich geduldig. Allerdings kostete es ihn offenbar große Mühe, die Worte auszusprechen.
    „Aber sie sieht aus wie auf dem Bild“, beharrte Katie und sah verwirrt zu ihrem Vater hoch. „Das Bild in deinem großen weißen Buch.“ So unterhaltsam das kleine Zwischenspiel auch war, Courtneys Frage war noch immer unbeantwortet: Wer waren diese Leute, und was machten sie auf ihrem

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