Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hexenmeister - Scott, M: Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hex - The Secret of the Immortal Nicholas Flamel # 5 - The Warlock
ausstand.«
»Sag es uns, Zauberin«, bat Tsagaglalal. Ihre eigene Aura umgab ihren Körper jetzt wie ein langes Gewand, das entfernt an die Mode im alten Ägypten erinnerte. Unter ihrer runzligen Haut erhaschte Sophie einen Blick auf die schöne junge Frau, die sie einmal war.
»Marethyu hatte mir gesagt, dass der Tag kommen würde – in ferner Zukunft und in einem damals noch unbenannten Land –, an dem sowohl mein Mann als auch ich dem Tod nah sein würden.« Perenelle sprach leise und emotionslos, doch in ihren Augen standen Tränen. »Nicholas würde als Erster sterben. Zwei Tage später dann ich.«
Sophie blinzelte und silberne Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, mit dem Wissen um die Umstände des eigenen Todes zu leben. Wäre es das Grauen schlechthin oder die totale Befreiung?
»Marethyu fragte mich, wozu ich bereit wäre, um meinen Mann noch einen Tag länger am Leben erhalten zu können. Und ich antwortete ihm …«
»Zu allem. Egal was es ist.« Sophie war sich nicht bewusst, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte.
»Zu allem. Egal was es ist«, bestätigte Perenelle. »Ohne den Unsterblichkeitstrank habe ich vielleicht noch zwei Tage zu leben.« Ihre Aura wurde heller, die Flügel schwollen an, bis die Spitzen die Zimmerdecke berührten. »Marethyu sagte, dass ich meinen armen Nicholas nicht retten könnte. Ich könnte ihm aber einen zusätzlichen Tag Leben schenken, wenn … ich ihm einen von meinen abgeben würde.«
Sophie zog scharf die Luft ein.
»Du würdest dasselbe für deinen Zwillingsbruder tun«, behauptete Perenelle voller Überzeugung.
Sophie lief es kalt den Rücken hinunter. Der Preis der Liebe war einfach alles. Egal was.
Die Zauberin blickte von Sophie zu Tsagaglalal und wieder zurück zu dem Mädchen. »Ich brauche euch beide. Ihr müsst mir helfen, einen Teil meiner Aura auf Nicholas zu übertragen.«
»Wie soll das gehen?«, fragte Sophie leise.
»Ihr müsst mir eure Auren geben.«
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
E s gab einige Dinge, mit denen Scathach besonders gern angab. Dazu gehörte, dass kein Gefängnis sie festhalten konnte und keiner ihrer Freunde jemals gegen seinen Willen in einem Gefängnis zu schmoren brauchte. Doch langsam musste sie einsehen, dass das Gefängnis auf Danu Talis anders war als die bisherigen. »Ich glaube«, begann sie, »dass wir möglicherweise ein Problem haben. Ein echtes Problem.«
Die Kriegerin stand am Eingang zu einer grob in den Fels gehauenen Höhle. Die Höhle befand sich in der inneren Kraterwand eines aktiven Vulkans und war ihre Zelle.
Im Lauf ihres langen Lebens war Scathach Dutzende Male eingesperrt gewesen. Aber nie so. Die Kriegerin war gejagt und in Schattenreichen festgehalten worden, in denen ein Überleben eigentlich unmöglich war. Man hatte sie auf einsamen Inseln ausgesetzt und an einigen der entlegensten und gefährlichsten Orten der Erde. Sie war aus der gefürchteten Festung Elmina in Ghana ausgebrochen, und sie hatte es mit vielen Tricks geschafft, von der Felseninsel If im Mittelmeer herunterzukommen.
Scatty blickte sich um. Die hoch aufragenden Wände des Vulkans waren mit Hunderten von Höhlen durchsetzt. In mehr als der Hälfte saßen Gefangene. In anderen lagen nur noch vor sich hinschimmelnde Knochen und Kleiderfetzen.
Sie blickte dem aufsteigenden Vimana nach. Sein metallischer Geruch überlagerte kurz den Schwefelgestank. Es hielt vor einem der anderen Höhleneingänge, und sie sah, wie Johanna aus dem Fahrzeug in die Höhle hineinsprang. Ein zweites Luftschiff senkte sich in den Krater ab und hielt fast direkt gegenüber von ihr. Die Kuppel öffnete sich und Saint-Germain wurde in eine Höhle gestoßen. Der Unsterbliche klopfte sich den Staub ab. Dann sah er sie und Johanna. Er winkte und Scatty winkte zurück. Saint-Germain legte die Hände als Trichter um den Mund und rief etwas, doch das Grollen und Poltern von unten übertönten, was immer er zu sagen versuchte. Er zuckte mit den Schultern, eine geschmeidige Bewegung, die eher ein Schulterrollen war, und verschwand in der Höhle … um einen Augenblick später kopfschüttelnd wieder nach vorn zu kommen.
Scathach drehte sich um und zog den Kopf ein, um ihre eigene Höhle erkunden zu können. Ihre Zelle – und sie ging davon aus, dass die anderen identisch waren – glich eher einem Alkoven als einer Höhle. Sie war kaum hoch genug, um aufrecht darin zu stehen, und so schmal, dass sie beide
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