Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
Urspinne wecken!«, rief Mars.
Flamel warf sich auf den Kokon. Der Karkinos hatte die äußere schützende Lehmschicht heruntergerissen und eine zweite Lehmkugel mit einer wesentlich dünneren Wand zum Vorschein gebracht. Darunter lag der riesige behaarte Körper von Areop-Enap, der Urspinne.
»Wach auf, wach auf, wach auf!« Flamel trommelte gegen die Umhüllung, was blassgrüne Dellen in dem Überzug aus gehärtetem Speichel hinterließ. »Es tut sich nichts«, stellte er verzweifelt fest.« Er hatte gesehen, wie die Krabbe die äußere Hülle problemlos durchstoßen hatte. Diese innere Schale zu zerstören, wäre ein Leichtes für sie.
Und dann loderte Mars’ Aura hell auf, die gesamte Ruine war von rotem Licht erfüllt und es roch intensiv nach verbranntem Fleisch.
Der Karkinos zögerte; die Scheren zitterten.
»Riechst du das?«, rief Mars. »Das willst du doch, oder?« Der Ältere leuchtete immer heller. Eine blutrote Rüstung legte sich um seinen Körper, auf seinem Kopf erschien ein Helm aus Eisen und er wurde zum grausamen Krieger der Legende. Klebrige Lichtbänder strömten von ihm aus. Der Mund des Karkinos zuckte heftig, als er versuchte, die Energie zu schmecken. Mars senkte sein Schwert, steckte es dann in die Scheide und baute sich vor der Kreatur auf. »Hier bin ich, Bestie. Riechst du es? Das ist der Geruch eines Älteren. Du willst davon haben, stimmt’s? Nun, hier bin ich.«
»Mars, nein!«, schrie Flamel.
»Hör auf, Mars!«, rief auch Perenelle. »Du musst sofort aufhören!«
»Ich habe noch etwas übrig«, erwiderte er. »Ich kann sie von hier weglocken.« Er ging rückwärts in Richtung Tür und die Krabbe verfolgte seine Schritte mit ihren riesigen Augen.
»Nein, Mars, das kannst du nicht«, flüsterte Perenelle. Sie sah bereits vor sich, was gleich passieren würde.
Der Geruch des Älteren wurde bitter und sauer. Sein Körper strahlte zwar noch Aura-Energie ab, doch die Flammen flackerten heftig. Die Krabbe ließ sich von dem intensiven Geruch leiten und machte einen Satz auf ihn zu.
»Komm und schmecke die Aura von Mars Ultor, auch bekannt als Ares und Nergal und unter einem Dutzend weiterer Namen.« Mars konzentrierte sich ganz auf seine Aura, ließ sie höher auflodern, heller, stärker. »Aber bevor ich Nergal wurde, war ich Huitzilopochtli. Ich war der Held der Menschheit. Auf diesen Namen war ich immer besonders stolz.«
Dann erlosch seine Aura.
Unvermittelt drehte der Ältere sich um und rannte durch die Türöffnung. Kaum war er draußen, explodierte er. Zurück blieb nichts als feine weiße Asche. Nachdem seine Aura seine gesamte Energie aufgesaugt hatte, hatte sie sein Fleisch und Blut als Energiequelle genutzt.
Nicholas Flamel lehnte den Kopf an die dünne Hülle, die Areop-Enap noch schützte. Sie hatten den Kampf verloren.
Eine weitere Wand stürzte ein, als der Karkinos sich wieder über die Ruine hermachte.
Der Alchemyst schaute auf und sah die orangefarbene Krabbe mit klappernden Scheren direkt über sich aufragen. Ihm fehlte eine einzige Zauberformel, ein letzter Transformationszauber, nur noch eine Beschwörungsformel, um die Urspinne zu wecken, doch seine Aura war erschöpft. Er hatte nichts mehr zu geben. Er war nur noch ein müder alter Mann und Perenelle eine sehr, sehr alte Frau. Klein und zerbrechlich sah sie aus, ihre Lebenskraft war fast am Ende. Ihre Freunde und Verbündeten waren tot. Und dabei hätten sie es fast geschafft. Fast wäre es ihnen gelungen, die Dunklen Wesen des Älteren Geschlechts zu vernichten, viel hatte nicht mehr gefehlt. Doch am Ende hatten sie versagt.
»Es tut mir leid«, flüsterte Nicholas Flamel, ohne jemanden Bestimmtes anzusprechen. Er schaute noch einmal auf die dünne Schale hinunter, die die Urspinne umgab, und entdeckte acht winzige, blauschwarze Augen, die ihn teilnahmslos betrachteten. Areop-Enap war aufgewacht.
KAPITEL VIERUNDSIEBZIG
P rometheus’ Aura hatte Tsagaglalal und ihrem Bruder das Leben geschenkt.
Prometheus und seine Schwester Zephaniah waren zu einer verlassenen Stadt aus schwarzem Glas und glitzerndem Gold ganz am Rand der Welt geschickt worden. Die namenlose Stadt stand am Schnittpunkt vieler Kraftlinien. Sieben Schattenreiche stießen hier aneinander. Es wurde berichtet, dass es die Stadt in Schwarz und Gold in allen sieben Reichen gleichzeitig gab.
Der Legende nach erbauten die Archone die Stadt, doch Abraham der Weise war der Überzeugung, dass sie die gewaltigen Gebäude einfach als
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