Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
die Folgen von Naturkatastrophen jeder Art mitbekommen, doch das alles war nichts im Vergleich zu dem Gemetzel, das auf der Insel stattgefunden hatte. Er hatte nie daran gezweifelt, dass es falsch war, die Ungeheuer auf die Stadt loszulassen. Doch als er jetzt sah, wie sie sich gegenseitig zugerichtet hatten, überlief es ihn kalt bei dem Gedanken, welches Unglück sie über die Menschen gebracht hätten. Die Zahl der Toten wäre ins Unermessliche gegangen.
Billy stemmte den Rücken gegen das Verwaltungsgebäude und konzentrierte sich auf seine Atmung. Das Positive an dem gegenseitigen Abschlachten der Monster war, dass er und Black Hawk sich nicht mehr um sie kümmern mussten.
Der vertraute, intensive Salzgeruch des Meeres stieg ihm in die Nase. Im selben Moment hörte er Klauen über Steine ratschen. Er riskierte einen schnellen Blick um die Ecke. Durch den wabernden Nebel hindurch sah er den Karkinos die Anhöhe zum Wärterhaus heraufstaksen. Mit seinen gewaltigen Scheren – Chelipeds, verbesserte Billy sich selbst – zog er sich vorwärts.
Und auf dem Rücken der Riesenkrabbe saß Quetzalcoatls Zwillingsbruder mit dem Hundekopf. Xolotl hämmerte mit seiner Knochenhand auf dem Kopf der Krabbe herum, trat mit seinen nach hinten zeigenden Füßen nach ihr und versuchte, sie mit allen Mitteln dazu zu bringen, schneller zu gehen. Da er aber mit den Zehen nach ihr trat anstatt mit den Fersen, spürte die Krabbe unter ihrem dicken Panzer absolut gar nichts.
Billy ließ das Lasso über seinem Kopf kreisen. Black Hawk hatte gesagt, er solle vorsichtig sein – das sagte Black Hawk ihm immer –, aber er hatte auch gesagt, wenn er eine Chance sähe, solle er sie ergreifen. Und das war eine Chance. Billy betrachtete das Behelfslasso, überlegte, ob es wohl lang genug war, und beschloss den Wurf zu wagen, ob es die nötige Länge hatte oder nicht.
Ungefähr zwei Meter weiter nahm Black Hawk seine Position ein. Billy konnte er durch die Nebelschwaden gerade eben noch erkennen. Er sah, wie der Nebel zu kreiseln begann, als Billy das Lasso über seinem Kopf schwang. Der Gesetzlose brauchte nur ein Bein zu erwischen und zu ziehen. War der Karkinos erst einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, sollte es Billy gelingen, ihm das Bein unter dem Körper wegzuziehen. Während er dann strampelte und zappelte, um wieder auf die Beine zu kommen, wollte Black Hawk ihm auf den Rücken springen und ihm die Speerspitzen in den Panzer rammen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob der Angriff überhaupt Wirkung zeigen würde. Irritieren würde er das Monster auf jeden Fall und vielleicht verschaffte er denen in der Ruine ein paar zusätzliche Minuten, um die Urspinne zu wecken. Er hielt nicht ganz so große Stücke auf sie wie die anderen. Bei einem Kampf zwischen Spinne und Krabbe wettete er auf die Krabbe mit ihrem harten Panzer und den gewaltigen Scheren und nicht auf die weiche, haarige Spinne.
Black Hawk sah, wie Billy sich in Bewegung setzte, und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. »Bitte, Billy, mach keine Dummheiten«, flehte er stumm.
Billy stellte sich direkt vor die Riesenkrabbe.
»So ähnlich hab ich es mir vorgestellt«, murmelte Black Hawk. Er vergaß alle Bemühungen, unsichtbar zu bleiben, und rannte zu seinem Freund, den Tomahawk in der einen, den Speer in der anderen Hand.
Billy the Kid ließ das Lasso weiter über seinem Kopf kreisen. Die Lederstreifen knallten und sirrten. Dann ging er noch näher an die Riesenkrabbe heran.
»Das Bein, Billy! Fang das Bein ein! Zieh ihr das Bein weg!«
Aber Black Hawk wusste, dass Billy das Bein nicht einfangen würde.
Der Karkinos schaute stur geradeaus und Billy war nur etwas über einen Meter siebzig groß. Die Krabbe war so riesig, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatte. Black Hawk entdeckte Xolotl auf ihrem Rücken im selben Moment, in dem der skelettierte Ältere Billy unten auf dem Boden entdeckte.
»Oh, Billy«, murmelte Black Hawk verzweifelt.
Xolotl trommelte auf dem Kopf der Krabbe herum, damit sie endlich nach unten schaute. Dann rutschte ihr eines der vorderen Beine seitlich weg und sie knickte ein. Die riesigen Augen und klaffenden Kiefer waren plötzlich direkt vor Billy. Der Unsterbliche ignorierte das Monster vor seiner Nase. Er konzentrierte sich ganz auf den Älteren auf seinem Rücken, ließ das Lasso noch einmal kreisen und warf es dann.
»Er schießt …«, brüllte Billy.
Das Lasso fiel direkt auf Xolotl, rutschte über den Hundekopf und legte
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