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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Wohnsitz übernommen hatten. Seiner Ansicht nach stammten sie noch aus der Zeit vor der Zeit. Irgendwann gaben auch die Archone die Stadt wieder auf und der Urwald eroberte sich rasch zurück, was einmal eine riesige Metropole gewesen war.
    In der namenlosen Stadt deutete alles auf nicht menschliche Kreaturen als Baumeister hin. Die Türen waren zu hoch und zu schmal, die Fenster dafür klein und die Stufen flach. Die Gebäude mit den uneinheitlichen Winkeln wirkten fast verstörend; der Anblick war nur schwer zu ertragen. Die meisten Bauten waren mit komplizierten Schlangenlinien und Spiralen geschmückt. In den Überlieferungen der Älteren war immer wieder von Wesen die Rede, die so fasziniert waren von den Mustern, dass sie mit großen Augen und offenem Mund reglos davorstanden und nichts mehr aßen oder tranken. Wenn sie dann wieder sprachen, berichteten sie von Wundern und Schrecken.
    Abraham hatte Zephaniah und Prometheus mit dem Auftrag in die namenlose Stadt geschickt, nach diesen mysteriösen Kristallschädeln zu suchen, die gelegentlich in ehemaligen, von Archonen oder Erstgewesenen gebauten Städten auftauchten.
    In einer riesigen Kammer im Herzen der Bibliothek hatten sie dann die Tonfiguren entdeckt.
    Kunstvoll geformt und in ihrer Zartheit wunderschön wiesen die Statuen unterschiedliche Farben auf; die Skala reichte von tiefstem Schwarz bis zu reinem Weiß. Archaische Schriftzeichen, Hieroglyphen einer vergessenen Sprache, bedeckten jeden Zentimeter der perfekt geformten Körper. Doch ihre Gesichter waren unbearbeitete Ovale ohne Augen, Ohren, Nase oder Mund. Männer und Frauen standen alle in derselben Haltung nebeneinander, groß, elegant und aus einer anderen Welt. Sie hatten keine Ähnlichkeit mit den Älteren oder selbst mit den legendären Archonen. Ganz offensichtlich handelte es sich um eine eigenständige Rasse.
    Als Prometheus den Raum mit den Statuen betreten hatte, war seine rote Aura aufgeflammt und auf die in der Nähe stehenden Statuen übergesprungen. Rote Funken knisterten über die gewundenen Schriftzeichen und brachten sie zum Tanzen. Seine Aura drang in den Ton ein und die Hitze veränderte dessen Struktur und Form. Die unfertigen Köpfe bildeten Gesichtszüge aus. Weicher Ton lief von der Stirn nach unten und formte Nase und Kinn. In Dellen entstanden Augen, und Risse ließen Münder erahnen. Die alten Schriftzeichen leuchteten orange, dann rot und schließlich blau, wurden breiter und sanken unter die Oberfläche, sodass sie aussahen wie Venen unter der Haut.
    Prometheus stand in hellen Flammen. Seine Aura strömte in kraftvollen Spiralen aus seinem Körper, ergoss sich über die Statuen … und erweckte sie zum Leben.
    Tsagaglalal hatte direkt neben Prometheus gestanden. Gerade noch eine Tonfigur, war sie im nächsten Moment lebendig. Sie öffnete ihre schiefergrauen Augen und war sich augenblicklich ihrer Umgebung bewusst. Die Hitze weckte Erinnerungen, Gedanken und Vorstellungen. Sie wusste, wer sie war. Sie kannte sogar den Namen dessen, der sie mit roher, feuriger Energie versorgte.
    Sie war Tsagaglalal.
    Sie hob einen Arm. Ein gehärtetes Stück Ton löste sich, fiel auf den Boden und zerbrach. Darunter kam dunkle Haut zum Vorschein. Sie führte die Hand zu ihrem Gesicht und spreizte die Finger. Krümeliger Ton bröselte herunter.
    Hinter ihr regte eine zweite Statue sich, ein Mann. Ein Brocken Ton fiel von seinem Körper, ließ bronzefarbene Haut darunter erkennen.
    Steif drehte Tsagaglalal sich um und betrachtete ihn. Aus Erinnerungen, die nicht ihre eigenen sein konnten, wusste sie seinen Namen: Er war Gilgamesch und sie beide waren die ersten Urmenschen.
    Prometheus’ Aura hatte Tsagaglalal zum Leben erweckt und über viele Jahrtausende hinweg am Leben erhalten.
    Und Prometheus’ Aura brannte immer noch in ihr.
    Tsagaglalal saß mit dem Rücken zur Stadt im Schneidersitz auf der Golden Gate Brücke. Prometheus und Niten lagen ausgestreckt neben ihr. Sie hatte sie so hingelegt, dass sie die Stirne beider Männer berühren konnte, wenn sie sich zwischen sie setzte.
    Tsagaglalal presste beide Hände auf ihren Bauch, atmete tief durch und spürte, wie es in ihr warm wurde. In ihre weiße, nach Jasmin duftende Aura mischte sich ein Hauch Anis und sie brannte mit einem zarten rosa Schimmer.
    Tsagaglalals Alter wurde nicht in Jahrhunderten oder Jahrtausenden gemessen, sondern in Hunderttausenden von Jahren. Sie hatte Aufstieg und Fall zahlloser Zivilisationen miterlebt,

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