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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch treffen können; dieser verbirgt uns den Augen der Piraten, und verhindert es, ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Am meisten muß uns daran liegen, bei Jenen den Glanden zu erwecken, daß die Anzahl der Inselbewohner groß genug sei, ihnen Widerstand zu leisten. Wir wollen uns zu dem Zwecke in drei Gruppen vertheilen; die erste stelle sich an den Kaminen, die zweite an der Mercy-Mündung auf. Die dritte, denk’ ich, wird es gut sein, auf dem Eilande unterzubringen, um jeden Versuch einer Einschiffung zu verhindern, oder doch zu verzögern. Wir besitzen zwei Carabiner und vier Flinten. Jeder von uns wird seine Waffe und Keiner bei dem reichlichen Vorrath an Pulver und Blei mit dem Feuern zu geizen haben. Weder Gewehrschüsse, noch selbst die Kanonen der Brigg können uns schaden. Was vermöchten sie gegen die Felsen? Da wir ferner aus den Fenstern des Granithauses nicht schießen, so werden die Piraten nicht auf den Gedanken kommen, dorthin etwa Haubitzen zu werfen, die uns unersetzlichen Schaden anrichten könnten. Vor Allem müssen wir ein Handgemenge zu vermeiden suchen, da die Sträflinge das Uebergewicht an der Zahl haben; um jeden Preis ist also jede Ausschiffung zu verhindern, ohne daß wir uns dabei zeigen. Also kein Geizen mit der Munition. Schießen wir häufig und sicher! Jedem von uns stehen acht bis zehn Feinde gegenüber, die er erlegen muß!«
    So zeichnete Cyrus Smith Alles mit Klarheit und einer so ruhigen Stimme vor, als handle es sich vielmehr um die Ausführung einer Arbeit, als um einen bevorstehenden Kampf. Seine Genossen billigten diese Maßregeln, ohne ein Wort zu erwidern. Es fiel jetzt Jedem die Aufgabe zu, seinen Posten vor der Zerstreuung des Morgennebels einzunehmen.
    Nab und Pencroff begaben sich nach dem Granithause hinauf und brachten hinreichende Munitionsvorräthe herbei. Gedeon Spilett und Ayrton, beide gute Schützen, wurden mit den beiden Präcisionsgewehren, welche leicht eine Meile weit trugen, bewaffnet; die anderen Flinten aber unter Cyrus Smith, Nab, Harbert und Pencroff vertheilt.
    Die Vertheilung der Posten war folgende:
    Cyrus Smith und Harbert blieben in den Kaminen versteckt und bestrichen von hier aus den Strand am Fuße des Granithauses in weiter Ausdehnung.
    Gedeon Spilett und Nab verbargen sich inmitten der Felsen am Ausflusse der Mercy, – deren Brücke, ebenso wie die übrigen Stege, aufgezogen war, – um das Einfahren eines Bootes und eine Landung am anderen Ufer zu verhindern.
    Ayrton und Pencroff endlich brachten die Pirogue wieder in’s Wasser, um den Canal zu überschreiten und an zwei Punkten des Eilandes Stellung zu nehmen. So mußte das Gewehrfeuer von vier verschiedenen Punkten ausgehen und die Angreifer glauben machen, die Insel sei weit stärker bevölkert und wirksamer vertheidigt.
    Im Fall eine Landung nicht zu verhindern und eine Umgehung zu befürchten wäre, sollten Pencroff und Ayrton mittels der Pirogue den Strand wieder zu erreichen suchen und sich nach dem bedrohtesten Punkte begeben.
    Bevor sie ihre Einzelstellungen einnahmen, drückten sich die Colonisten noch einmal herzlich die Hände. Pencroff gelang es nur schwer, seiner Erregung Herr zu werden, als er Harbert, sein Kind, zum Abschied in seine Arme schloß! … Dann trennten sie sich rasch.
    Einige Augenblicke später verschwanden Cyrus Smith und Harbert nach der einen, der Reporter und Nab nach der anderen Seite, und nach Verlauf von fünf Minuten hatten Ayrton und Pencroff den Canal glücklich überschritten, sprangen aus Land und verbargen sich in den Höhlungen des östlichen Ufers.
    Gewiß war Keiner von ihnen dabei gesehen worden, denn sie selbst erkannten durch den seinen Nebeldunst die Brigg erst in unklaren Umrissen.
    Es war jetzt um sechs ein halb Uhr Morgens.
    Bald zertheilte sich der Nebel in den oberen Luftschichten, und die Mastspitzen der Brigg hoben sich aus dem Dunste empor. Einige Minuten noch wogten große Wolken desselben auf der Meeresoberfläche umher, dann erhob sich ein frischerer Wind und zerstreute schnell die angehäuften Dünste.
    Der Speedy trat jetzt, an zwei Ankern fest gelegt, die Spitze nach Norden und die Backbordseite nach der Insel gerichtet, deutlich hervor. So wie Cyrus Smith es geschätzt hatte, lag er nur wenig über eine Meile entfernt von der Küste.
    Die schwarze Flagge wehte noch immer vom Maste.
    Der Ingenieur konnte mittels Fernrohr erkennen, daß die vier Schiffskanonen auf die Insel gerichtet und offenbar bereit waren, sogleich das

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