Die geheimnisvolle Diebesbande
Clubwart, verantwortlich für die Clubräume, die Heizung und notwendige Reparaturen.
Eine ganze Weile ging das so weiter, bis Frau Hofer dem Ansturm ein Ende machte. Sie erklärte energisch, sie sei jetzt müde und wolle nach Hause. Eine Einladung zu einem gemütlichen Beisammensein bei einem Glas Wein lehnte sie freundlich, aber mit Nachdruck ab.
„Ich wollte endlich mit euch allein sein“, erklärte sie wenig später im Auto. „Ilse hat einen kleinen Imbiß für uns vorbereitet, und ich denke, es ist viel behaglicher, wenn wir den Abend in meinem Wohnzimmer beschließen, als bei den redseligen Damen des Altenclubs. Wenn der Wein so schlecht ist, wie die trockenen Brötchen es waren, haben wir da nichts Gutes zu erwarten. Merkwürdig, dabei scheinen sie nicht direkt am Hungertuch zu nagen, wenn man die Clubräume betrachtet.“
„Frau von Momme sagte mir, es handle sich bei der Einrichtung der Clubräume um die hochherzige Spende eines Unbekannten“, erzählte Frau Neumann. „Die Damen selber verfügten zum großen Teil nur über eine bescheidene Rente, die hin und wieder durch eine kleine Erbschaft aus dem Kreise ehemaliger Clubmitglieder aufgebessert würde. Sie haben da wohl so eine Art Fonds, in die ihr Nachlaß fließt, wenn sie verstorben sind. Sie sind alle kinderlos.“
„Ich denke, den Club Abendsonne gibt’s noch gar nicht so lange?“ wunderte sich Tobbi.
„Es gab ihn früher in der Stadt. Dann erbte Generalin v. Momme das Haus, und sie entschlossen sich, aufs Land zu ziehen. Hier draußen in Feldham kamen dann ein paar neue Mitglieder dazu.“
„Ein Wunder, daß sie uns nicht gefragt haben, ob wir nicht Mitglieder werden wollen“, brummte Frau Hofer. „Ein solcher Haufen betulicher Glucken, das hätte mir gerade noch gefehlt!“
„Aber sie sind doch bewundernswert aktiv“, nahm Frau Neumann die Clubdamen in Schutz.
„Nun ja, da magst du recht haben. Aber ich ziehe doch eine buntgemischte Gesellschaft aus Alt und Jung, weiblich und männlich vor!“ Frau Hofer lachte. „Nicht wahr, Tobbi? Nichts steht einer Frau im reiferen Alter so gut wie ein junger Begleiter. Und jetzt spring, mach mir die Garagentür auf, junger Mann!“
Frau Neumann, Frau Greiling, Tina und Tini stiegen aus und Lisa Hofer lenkte den schweren, altmodischen Wagen in die Garage. Gemeinsam gingen sie zum Haus hinüber.
Frau Neumann schloß die Haustür auf und ließ die anderen vorgehen. Hinter der Wohnzimmertür winselte Flocki .
„Der arme Kerl, wollt ihr noch einen Augenblick mit ihm draußen herumlaufen, solange wir in der Küche beschäftigt sind?“ fragte Frau Hofer. „Nanu, was ist denn das?“
Sie bückte sich und hob einen kleinen Gegenstand von der Treppe auf. Verwundert hielt sie ihn gegen das Licht.
„Das ist einer meiner Brillantohrringe. Aber wie kommt er hierher, ich habe sie seit Monaten nicht getragen und könnte schwören, daß ich beide vorhin in meiner Schmuckschatulle gesehen habe!“
„Es zieht!“ murmelte Frau Neumann. „Hast du irgendwo ein Fenster offengelassen?“
„Nein, da bin ich ganz sicher.“
Noch ehe Lisa Hofer ausgesprochen hatte, stieß Frau Neumann einen erschrockenen Schrei aus.
„Das Fenster in der Garderobe! Die Scheibe ist zerbrochen!“
„Tatsächlich! Und die Scherben säuberlich weggeräumt! Da muß ich doch gleich mal…“
Frau Hofer beendete den Satz nicht. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend stürmte sie die Treppe hinauf. Tina, Tini und Tobbi konnten kaum mit ihr Schritt halten.
Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. Die Zimmer wirkten tadellos aufgeräumt und so unberührt, wie sie sie verlassen hatte. Aber der Eindruck täuschte.
„Die silbernen Leuchter sind weg!“ rief Frau Hofer empört. „Die Bestecke, die silbernen Schalen... und die alten Meißner Figuren! Mein Schmuck! Meinen gesamten Schmuck haben sie mitgenommen... und die Geldkassette aus meinem Kleiderschrank! Die Elfenbein-Miniaturen... sie sind ein Vermögen wert! Unglaublich! Auch die goldene Uhr meines Mannes, mein liebstes Erinnerungsstück!“
Tina, Tini und Tobbi sahen sich an.
„Schnell!“ wisperte Tini. „Sehen wir uns um, ehe die Polizei kommt. Vielleicht können wir eine Spur entdecken!“
„Das Phantom!“ Tina erschauerte. „Ich weiß nicht, sollen wir darüber nun unglücklich sein oder uns freuen?“
„Grund zur Freude haben wir erst, wenn wir den Kerl — oder die Kerle — erwischt haben“, knurrte Tobbi. „Na los, lassen wir unsere Adleraugen
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